Der Wettbewerb um die besten Fachkräfte ist in vollem Gange. Menschen, die Arbeit suchen oder die Stelle wechseln wollen, können sich in bestimmten Branchen vor Stellenangeboten kaum retten. Gut für die Arbeitnehmenden, schlecht für die Unternehmen. In vielen Regionen im Land ist ein Wettkampf um Stellenbesetzungen entbrannt. Kleine Unternehmen konkurrieren mit großen Konzernen - wie ein Beispiel aus Ostwürttemberg zeigt.
Konkurrenz nimmt zu: "Fachkräfte sind schwer zu bekommen"
In einer Halle der Maier Group in Heidenheim entstehen Dichtköpfe für Druckleitungen. Diese Komponenten kommen unter anderem in Papier- und Kunstoffanlagen zum Einsatz. 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt Florian Maier, bald steht das 100-jährige Firmenjubiläum an, die Auftragslage ist gut. Dennoch hat der Unternehmer ein Problem: Fachkräfte vor allem im IT-Bereich sind schwer zu bekommen. Und wenn dann doch jemand Interesse zeigt, kommen hohe Anforderungen: "Es gibt Menschen, die dann zu uns kommen und sagen: Ich hab' hier ein zweites Vergleichsangebot auf dem Tisch liegen. Das liegt 40 Prozent über eurem Angebot - gehen Sie dann mit oder nicht. Und dann sage ich definitiv: Kann ich nicht. Und das Angebot von dem Kandidaten kommt unter anderem hier aus dieser Region."
Fachkräfte wandern ab - IHK-Chef Rentschler: "Einzelfälle extrem"
So wie Florian Maier aus Heidenheim geht es vielen kleinen Mittelständlern und Handwerksbetrieben in Ostwürttemberg. Manche Betriebe berichten sogar, dass Mitarbeiter teilweise abgeworben werden würden. Thilo Rentschler von der Industrie- und Handelskammer in Aalen: "Also Einzelfälle waren durchaus sehr extrem, dass doch auch eine große Anzahl der Belegschaft, gerade auch bei kleineren Unternehmen, abgeworben wurde beziehungsweise abgewandert sind. Da tut es natürlich besonders weh, weil es dann auch eine kritische Größe geben kann." Dann könne man natürlich einen solchen Verlust nicht ohne Weiteres kompensieren.
Zeiss in Oberkochen: 900 offene Stellen - Entlohnung teilweise über Tarif
Aber wo zieht es die Fachkräfte hin? Unter anderem zu den großen Unternehmen in der Region - dazu zählen der Batteriekonzern Varta in Ellwangen und der Medizin- und Pflegeproduktehersteller Hartmann in Heidenheim und vor allem der Optik- und Elektronikkonzern Zeiss in Oberkochen. Das Geschäft boomt, am Haupsitz auf der Ostalb wird nicht nur an mehreren Orten gebaut, Unternehmenssprecher Jörg Nitschke berichtet auch von rund 900 offene Stellen. Freie Stellen sprächen sich in so einer Region schnell herum. "Und wenn man dann im Privaten darüber spricht, dass man sich für einen Wechsel interessiert, da weiß man sicherlich auch, wo kann man ein Unternehmen rein von der Vergütung her einordnen oder auch nicht." Dass Zeiss teilweise auch über Tarif-Lohn bezahlt, spricht sich auch herum. Ein Grund mehr, warum Beschäftigte ihren Arbeitsplatz wechseln.
"Preiskampf" bei der Vergütung - Stellen möglicherweise ausgelagert
Florian Maier von der Maier Group in Heidenheim beobachtet die Expansion von Zeiss genau. Und steht vor Herausforderungen: "Entweder gehen wir den Preiskampf - so nenn' ich's mal - mit oder ich überlege mir, wie ich die Stellen anderweitig besetzen kann oder muss. Und muss dadurch viele Kompromisse eingehen, die eben für unser regionales Arbeiten suboptimal sein können." Will heißen: Stellen, wie beispielsweise in der IT, die er regional nicht mehr besetzt bekommt, könnten an ausländische Standorte ausgelagert werden, so Florian Meier: "Das wäre eine Möglichkeit über die man sich, wenn es schlimmer wird, Gedanken machen muss."