In der Tübinger Altstadt ist ein neues Zeitalter der Baustellen angebrochen: Die Fernwärmeleitungen werden laut den Stadtwerken jetzt emmisionsarm verlegt.
Elektrisch und akkubetrieben aus nachhaltiger Energie
Vom Bagger über Radlader bis hin zu Presslufthammer und Rüttelplatte - auf der klimabewussten Baustelle läuft alles elektrisch. Die Kleingeräte werden dabei mit Akkus betrieben. Bagger und Radlader müssen jeden Abend direkt ans Stromnetz angeschlossen werden. Der Strom wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem Baucontainer nachhaltig erzeugt.
Sechs Tonnen weniger klimaschädliches CO2
Die Lastwagen und Pritschenwagen seien auf der klimabewussten Baustelle die einzigen Maschinen, die noch einen Verbrennermotor besitzen, so die Stadtwerke. Dort komme aber nur Dieselersatztreibstoff hinein. Der werde aus erneuerbaren Rohstoffen wie beispielsweise gebrauchtem Speiseöl oder tierischen Fetten aus Abfällen der Lebensmittelindustrie hergestellt. Laut Hochrechnungen des Bauunternehmens LEONHARD WEISS, die die Baustelle zusammen mit den Stadtwerken betreibt, könnten dadurch pro Monat bis zu sechs Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart werden.
Klimafreundlicher Antrieb, gleiche Leistung
Aber können die mit Ökostrom betriebenen Maschinen genauso gut wie die herkömmlichen? Laut Tobias Schroth, Teamleiter der Maschinentechnik des Bauunternehmens, spielt es keine Rolle, ob die Hydraulikpumpe, die die Maschinen zum Laufen bringt, mit Elektro- oder Verbrennungsmotor angetrieben wird. Die Maschinen reagieren genauso schnell und haben genauso viel Kraft wie die klimaschädlichere Alternative, so Schroth.
Emissionsarme Baustelle: Vorbild aus Skandinavien
In skandinavischen Ländern gibt es derartige klimaneutrale Baustellen bereits seit einigen Jahren. Laut den Stadtwerken hat Kopenhagen seine erste emissionsfreie Baustelle bereits 2020/2021 erprobt. In Oslo hat man sich 2021 in der Innenstadt an der Null-Emissions-Baustelle probiert.
Klimabewusste Baustelle erstmal noch nicht flächendeckend einsetzbar
Als allgemeiner Standard könne sich das Pilot-Projekt in Tübingen wohl erstmal noch nicht durchsetzen, so die Stadtwerke. Die Geräte und Fahrzeuge seien zwar viel klimaschonender, als die fossilen Alternativen, gleichzeitig aber auch um einiges teurer. Im Vergleich zur herkömmlichen Tiefbaustelle, lägen die Mehrkosten bei der klimabewussten Baustelle im niedrigen fünfstelligen Bereich, so die Stadtwerke. Zusätzlich müssten die Ladezeiten der einzelnen Geräte genau durchgetaktet sein und würden die Bauzeiten erhöhen. Zukunftsfähig werde das Modell, sobald die E-Alternativen gleich viel oder weniger kosten, als der herkömmliche Tiefbau, so die Stadtwerke.