Bedenken wegen Fremdenfeindlichkeit

Auch wegen Wahlergebnis der AfD: BeneVit baut keine Pflegeschule in Albstadt

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Eigentlich wollte das Unternehmen BeneVit eine Pflegeschule auf der Alb bauen. Jetzt wurde das Projekt abgesagt. Ein Grund: Angst vor Fremdenfeindlichkeit.

Es hätte eine Win-Win-Situation werden können - für das Pflegeunternehmen BeneVit aus Mössingen (Kreis Tübingen) und die Stadt Albstadt (Zollernalbkreis). BeneVit wollte im Stadtteil Onstmettingen eine Pflegeschule für ausländische Pflegekräfte bauen. Im Gebäudekomplex wäre auch eine städtische Kindertagesstätte untergekommen - eine günstige Lösung für die Stadt mit ihrer knappen Haushaltskasse. BeneVit hatte geplant, zehn Millionen Euro in den Neubau zu investieren.

BeneVit-Geschäftsführer führt zwei Gründe an

Jetzt ist das gemeinsame Projekt geplatzt. Am Montag hat BeneVit-Geschäftsführer Kaspar Pfister verkündet, dass er seine Schule nicht in Onstmettingen bauen wird. Dafür gebe es zwei Gründe. Zum einen die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Pfister will ein neues Konzept in der Altenpflege etablieren: "Stambulant" - eine Mischung aus stationärer und ambulanter Pflege. Die Bundesregierung hat dieses Modell aber bis heute nicht anerkannt, obwohl es bereits solche Ankündigungen gab. Solange die "stambulante" Pflege weiterhin nur ein Modellprojekt bleibt, wolle er mit großen Investitionen noch abwarten, sagte Pfister.

AfD-Wahlergebnis war der letzte Tropfen

Und dann ist da noch ein zweiter Grund, der für den Unternehmer schließlich den Ausschlag gegeben habe: das Ergebnis der vergangenen Bundestagswahlen. In zwei Onstmettinger Wahllokalen hat die AfD Ende Februar jeweils die meisten Stimmen bekommen. Einmal lag das Ergebnis bei 33 Prozent, im anderen Wahllokal haben 37 Prozent die AfD gewählt.

Diese Zahlen hätten in ihm Bedenken ausgelöst, so Pfister. In der Schule wollte er ausdrücklich Pflegekräfte aus dem Ausland ausbilden lassen - insgesamt 75 Menschen - und diese zugleich in Deutschland integrieren. Nun habe sich im Ort "doch ein sehr hoher Anteil für Remigration" ausgesprochen, findet Pfister. Das sei für seine Schule "nicht gerade förderlich".

OB Tralmer: Wahlergebnisse beeinflussen auch die Region

Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer (CDU) bedauert die Absage von BeneVit. Zum einen, weil die Pflegeschule die Stadt bereichert hätte. Vor allem aber, weil Onstmettingen dringend neue Kitaplätze brauche. Für Tralmer wäre es schön gewesen, das jetzt verwirklichen zu können. Der Fall zeige ihm, dass bestimmte Wahlergebnisse nicht nur die Dinge in Berlin verändern, sondern "ganz bis nach unten durchschlagen". Gleichwohl betonte Tralmer, dass die Onstmettinger aber keine "eingefahrene Rechtsextremisten" seien.

BeneVit positioniert sich gegen Extremismus

Es ist nicht das erste Mal, dass BeneVit-Geschäftsführer Kaspar Pfister mit seiner Haltung öffentlich auffällt. Er und das Unternehmen sind auf Pflegekräfte aus dem Ausland angewiesen. Vergangenes Jahr hat er in einem Brief angekündigt, nur noch Geld an Vereine zu spenden, die sich klar gegen "rechts- und linksextreme Verhaltensweisen" positionieren.

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BeneVit-Chef schreibt Brief an gesponserte Vereine Gegen Rassismus in Burladingen - Unternehmer will nur tolerante Vereine unterstützen

Wenn ein Verein Geld von Kaspar Pfister möchte, muss er klare Kante zeigen: kein Rassismus, kein Extremismus. Der BeneVit-Chef braucht ausländische Pflegekräfte. Und macht Ernst.

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