"Alle bereit? Dann kann's losgehen". In gelber Warnweste steht Brigitte Rittweg am Pflegeheim Rosengarten in Empfingen (Kreis Freudenstadt). Normalerweise schiebt die 64-Jährige selbst einen Rollstuhl. An diesem Nachmittag hat sie aber "keinen abbekommen", meint sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Darum ist sie dieses Mal keine der Rollstuhlschieber, sondern kümmert sich als Lotsin in ihrer gelben Warnweste darum, dass alle sicher über die Straßen kommen und zusammenbleiben.
Je nach Rollstuhl kann es ganz schön schwer werden
Brigitte Rittweg ist eine von fast 35 Rollstuhlschiebern, die regelmäßig die drei Pflegeheime in Empfingen besuchen und mit den Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, einen Ausflug machen. Einen Rollstuhl zu schieben, kann dabei ganz schön schwer sein. "Manche Personen sind von Natur aus schwer, und auch die Rollstühle sind unterschiedlich leicht zu schieben", sagt sie. Bis zu hundert Kilogramm können es schon sein, die man da - auch den Berg - hinauf schiebt.
Rollstuhlschieber seit sieben Jahren aktiv
Werner Eggenweiler hat die Rollstuhlschieber-Gruppe vor sieben Jahren mitgegründet. Damals haben sechs Männer und Frauen mitgeschoben. Mittlerweile sind es bis zu 35 Ehrenamtliche, die zweimal im Monat Ausflüge mit den alten Menschen aus den Pflegeheimen machen. Der Jüngste ist 35 Jahre alt. Der älteste Schieber, Albert Hellstern, ist 81Jahre alt. "Ich habe eine gesunde Natur, anstrengend ist das nicht", meint er schmunzelnd. Er schiebt heute eine 80-jährige Frau. "Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass er mich schieben muss. Ich bin doch schwer," meint die Dame. "Es gibt schwerere", erwidert ihr Schieber lachend.
Senioren freuen sich auf jeden Ausflug
Die Ausflüge mit der Rollstuhl-Gruppe gehen etwa zwei Stunden. Vorbei am See in Empfingen, mal hoch, mal runter. Für die Bewohner der Pflegeheime ist der Termin mit den Rollstuhlschiebern immer ein Highlight. "Sie warten schon immer drauf", sagt Heidi Busch, Betreuerin im Pflegeheim Rosengarten. "Sie sehen was anderes als nur uns und kommen raus aus ihrem Alltag." In ganz Deutschland gibt es Rollstuhlschieber. Die in Empfingen, erklärt Werner Eggenweiler, sei eine der größten in Baden-Württemberg.
Schönster Dank: ein Lächeln für die Ehrenamtlichen
Jeder Ausflug ist anders. An diesem Nachmittag geht es zum Kaffee trinken in eine Gartenplantage. Ein anderes Mal läuft die Gruppe um den nahen Tälessee in Empfingen. Gerry Rebmann hatte vor sieben Jahren die Idee zur Rollstuhlschieber Gruppe in Empfingen. "In anderen Gemeinden gibt es das auch, deshalb wollte ich das machen", erzählt er. Die drei Pflegeheime am Ort waren gleich Feuer und Flamme für die Idee. Geld bekommen die Schieber übrigens nicht. Alle machen es ehrenamtlich. Rebmann schaut auf eine Rollstuhlfahrerin und sagt: "Das macht wirklich Spaß. Das einzige Dankeschön ist, wenn wir in Eure Augen gucken, mehr braucht es nicht".