Doku-Reihe "7 Tage ..." begleitet Paare in Tübingen

Wenn der Kinderwunsch zum Lebensmittelpunkt wird

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Autor/in
Katharina Kregel
Katharina Kregel ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Viele versuchen es jahrelang - auf allen möglichen Wegen. Eine SWR-Doku kommt ungewöhnlich nahe an diese Paare heran.

Ein Kinderwunschzentrum ist für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch oft die letzte Hoffnung, ein Kind zu bekommen. Eines dieser Zentren ist die Kinderwunschpraxis Dres. Göhring in Tübingen. Die SWR-Autorin Magdalena Knöller und der Autor Niko Zakarias waren sieben Tage vor Ort und haben die Behandlungen begleitet. Sie haben vieles miterlebt - von Ängsten bis zu freudigen Momenten.

Zwischen Hoffen und Bangen, Verzweiflung und Freude

Dass so viele Paare von ihrem Kinderwunschweg erzählen, hat die beiden Filmemacher überrascht. Unerfüllter Kinderwunsch gilt immer noch als Tabu-Thema. Allein in Deutschland gehen etwa 70.000 Frauen und deren Partner Jahr für Jahr, oft Zyklus für Zyklus, in ein Kinderwunschzentrum, um Eltern zu werden. Es ist eine Parallelwelt, von der viele nichts mitbekommen: teilweise nicht einmal die eigenen Eltern oder besten Freunde.

Kinderkriegen ist nicht selbstverständlich

Dabei ist jedes sechste Paar in Deutschland betroffen und braucht medizinische Unterstützung. Am Ende bleibt jedes zehnte Paar ungewollt kinderlos. Die 45-minütige Doku "7 Tage … im Kinderwunschzentrum" begleitet sowohl Frauen als auch Männer. Die Kamera durfte dabei sein, als eine Patientin nach mehreren Fehlgeburten einen Schwangerschaftstest macht. Frauen sprechen über ihre Versagensängste, Selbstzweifel und warum sie unbedingt Mama werden wollen. Ein Mann erzählt von dem Moment, als er erfuhr, dass er nur eingeschränkt zeugungsfähig ist.

Erstmalig im deutschen Fernsehen: Embryonenspende-Paar

Eine seltene Geschichte berührt besonders: Ein Paar aus dem hessischen Fulda bekam einen Embryo aus Tübingen gespendet und spricht darüber. Sie sind das erste Paar im deutschen Fernsehen, das über diesen ungewöhnlichen Weg berichtet. 2023 wurden bundesweit nur 17 Embryonenspende-Babys geboren - 17 von insgesamt rund 700.000 Neugeborenen.

Das "Netzwerk Embryonenspende" mit Sitz in Bayern vermittelt die Spenden. Dabei handelt es sich um Embryonen, die bei Kinderwunschbehandlungen übrig geblieben sind und deren genetische Eltern sich dafür entschieden haben, ihren Embryo zur Spende freizugeben - weil sie ihre eigene Familienplanung abschließen konnten und bereit dafür sind, dass irgendwo in Deutschland genetische Geschwister ihrer Kinder aufwachsen. Im vergangenen Jahr wurden vom Netzwerk 41 Embryonen an Wunscheltern vermittelt.

Das Paar aus Hessen hat einen Embryo im Kinderwunschzentrum in Tübingen gespendet bekommen. Die Embryonenspende ist noch sehr selten und kaum bekannt in Deutschland, aber legal.
Nadja und Christoph aus Hessen hatten großes Glück: Sie haben 2023 von einem anonymen Paar einen Embryo gespendet bekommen. Ihr Kind hat zu jedem Zeitpunkt das Recht, seine genetischen Eltern kennenzulernen.

Kosten von Kinderwunschbehandlungen: nach oben offen

Ebenfalls Thema der Doku: die oft horrenden Kosten der Kinderwunschbehandlung. Denn um ihren Traum zu erfüllen, gehen kinderlose Paare oft an ihre emotionalen und finanziellen Grenzen. Ein Paar erzählt von Gesamtkosten von 60.000 bis 80.000 Euro. Unerfüllter Kinderwunsch: ein Milliardengeschäft im In- und Ausland.

Kinderwunsch: eine persönliche Geschichte

Weil sie selbst von unerfülltem Kinderwunsch betroffen ist, gelingt der Tübinger Journalistin Magdalena Knöller ein besonders intimer Zugang zu dem schwierigen Thema. Jahrelang bemühten sie und ihr Mann sich um ein eigenes Kind. Der Film ist ein Stück weit auch ihre eigene Geschichte und macht ihn dadurch umso berührender.

Tränen und Applaus bei der Filmpremiere im Kino

Bevor die Doku im Fernsehen läuft, gab es vorab eine Premiere im Tübinger Kino Blaue Brücke. Sowohl das hessische Paar aus Fulda war dabei als auch eine Mutter, die vor ihrer erfolgreichen Schwangerschaft sechs Fehlgeburten erlitten hatte. Auch der Frauenarzt Ulrich Göhring aus der Tübinger Kinderwunschpraxis und die beiden Filmemacher Magdalena Knöller und Niko Zakarias kamen zur Vorabpremiere.

Nach der Filmvorführung gaben sie alle Einblick in ihre Gefühlswelten, die sie während der Dreharbeiten durchlebten. Sie erzählten von den Höhen und Tiefen, den intimen Einblicken und ihrer persönlichen Betroffenheit. Das Publikum war sichtlich berührt. Die ein oder andere Träne floss, es gab aber auch langen und wohlwollenden Applaus für die Beteiligten.

Rund 90 Menschen sitzen im Tübinger Kino Blaue Brücke und schauen sich die Premiere der Doku "7 Tage im Kinderwunschzentrum" an. Unter ihnen viele, die auch im Film vorkamen.
Zur Premiere der Doku kamen rund 90 Menschen ins Tübinger Kino Blaue Brücke. Unter ihnen viele, die auch im Film vorkamen.

Der Wunsch: "Jemanden mit Liebe überschütten."

Eine Mutter antwortete auf die Frage, warum sie eigentlich ein Kind wollte, damit, dass sie "jemanden mit Liebe überschütten" wolle. Sie wolle eine "Liebe ohne Vorbehalte" spüren. Wie steinig der Weg dorthin - also zum erfüllten Kinderwunsch - verlaufen kann? Auch das zeigt die Doku. Immerhin braucht ungefähr jedes sechste Paar mit Kinderwunsch medizinische Hilfe. Und selbst dann ist ein Happy End nicht garantiert, auch das zeigt der Film.

Am Mittwochabend im Fernsehen

Seit Dienstag ist die Doku "7 Tage ... im Kinderwunschzentrum" in der ARD Mediathek verfügbar. Am Freitag erscheint die Doku im YouTube-Kanal SWR Doku.

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