In Nehren (Kreis Tübingen) haben am Dienstagabend rund 650 Menschen demonstriert. Grund war ein Besuch des Bundestagsabgeordneten Malte Kaufmann von der Alternative für Deutschland (AfD). Die Partei hat sich auf SWR-Anfrage bisher nicht geäußert.
Einige Protestierende ärgern sich, dass die AfD ihre Veranstaltung im Gasthaus Nehrener Hof abhalten konnte. Der Inhaber, Werner Jung, kann den Unmut nicht verstehen. Er sieht sich als politisch neutral und versichert, er würde den Raum an jede Partei vermieten, ganz egal ob rechts oder links. Die Veranstaltung der AfD hat er als ruhig und unproblematisch wahrgenommen. Die Demonstration hat ihn gestört. Im Gespräch mit dem SWR klagte er über das "unmögliche laute Geschrei" von draußen. Nun hat er zahlreiche schlechte Bewertungen von den Demonstrierenden für seinen Gasthof bekommen. Trotzdem würde er wieder so handeln, sagt er.
Wahlkampf in Nehren: Eine gute Idee?
Während drinnen im Gasthaus der AfD-Politiker Malte Kaufmann aus dem Wahlkreis Heidelberg vor etwa 90 Interessierten sprach, riefen draußen die Demonstrierenden "Alle zusammen gegen den Faschismus" und sangen "Schrei nach Liebe" von der Band Die Ärzte. Dass die AfD in so einem kleinen Ort wie Nehren Wahlkampf macht, hält Benedikt Döllmann (Grüne) vom Tübinger Kreistag für eine Strategie. Die AfD erwarte auf dem Dorf weniger Widerstand, doch das Gegenteil sei der Fall.
Diese Filmaufnahmen stellte Benedikt Döllmann (Tübinger Grünen-Kreisrat) dem SWR zur Verfügung:
"Ermutigend, wenn sich so viele für die Demokratie einsetzen"
Tanja Schmidt von der SPD Nehren hat die Demonstration mit organisiert. Sie zeigt sich sehr zufrieden darüber, wie der Abend verlaufen ist. Die Stimmung sei super gewesen, alles sei friedlich abgelaufen. Dass sich so viele Menschen für die Demokratie einsetzen, gebe ihr neuen Mut, sagte Schmidt dem SWR.
Nehrener besorgt über Pläne der AfD
Die SPD-Politikerin aus Nehren sieht in der AfD eine Gefahr für die Demokratie. Die Willkommenskultur in Nehren sei ihr wichtig, deswegen setze sie sich für geflüchtete Menschen ein. Die Pläne der AfD, Flüchtlinge abzuschieben, bereiten Tanja Schmidt große Sorgen.
Zu der Demo hatten einige SPD-Ortsgruppen aus der Region, die Omas gegen Rechts im Steinlachtal und weitere Initiativen aufgerufen. Sie möchten für Nehren einstehen und der AfD klar machen, dass sie hier nicht willkommen ist.