Grüezi mitenand, ich bin Maya Rollberg aus dem SWR Studio Freiburg. Mich haben diese Woche folgende Themen in unserem Dreiländereck nachhaltig weggepustet:
- Ja, äh Nein - zu neuen Windrädern in Schliengen - aber wo dann?
- Klimaschutz heißt auch Lichtschutz
- Licht aus - Magie an beim Morgestraich
Ja, äh Nein zu neuen Windrädern in Schliengen - aber wo dann?
Lange wurde gerungen - und bis zuletzt hatte der Bürgermeister von Schliengen (Kreis Lörrach), Christian Renkert (CDU) damit gerechnet, dass sich die Bürgerschaft am Ende doch für drei neue Windräder auf dem 1.100 Meter hohen "Blauen" entscheidet. Renkert war dafür, deswegen habe ich nach ein paar Mal drüber schlafen mit ihm darüber gesprochen. Denn am Sonntag war nach einem Bürgerentscheid klar: Ja, bzw. Nein zu den Windrädern. Wer gegen die Windräder auf dem sogenannten Ameisenhügel in Schliengen war, musste mit "Ja" stimmen, Unterstützerinnen und Unterstützer der Windkraft mit "Nein".
Ja zur Windkraft... aber nicht bei uns!
Damit scheint Schliengen ein klarer Fall des "NIMBY-Phänomens" zu sein. Bitte was? "NIMBY" ist die Abkürzung für: "Not in my backyard" - zu Deutsch: "nicht in meinem Hinterhof". Der Ausdruck wird, oft abwertend, für solche Fälle verwendet, in denen Menschen bestimmte Infrastruktur zwar einerseits befürworten (und oft auch selbst nutzen wollen), diese aber nicht nah am eigenen Wohnort stehen haben wollen, weil sie dadurch persönliche oder gesellschaftliche Nachteile vermuten. Die meisten Windkraftgegner in Schliengen sprechen sich zwar für nachhaltige Energiegewinnung, auch grundsätzlich für Windenergie aus. Aber sie befürchteten, dass die Windräder das Ökosystem und das Landschaftsbild auf dem Schwarzwaldberg beeinträchtigen würden.
Und wie schaffen wir sie jetzt, die Energiewende?
Im Kern geht es um die berechtigte Frage: Was spart mehr CO2 ein - neue Windräder oder der Erhalt des Ökosystems Wald? Und das lässt sich schlussendlich nicht ganz beantworten. Denn es ist eine Menge Holz, die draufgeht beim Bau vom Windkraft in Wäldern. Großspurige Transportwege braucht es auch, sonst bleibt das Windrad - wie spektakulär geschehen zuletzt im Kallenwald (Ortenau) der Fall - stecken. Und das bringt uns den Klimazielen nun auch nicht näher.
Windenergie bleibt nun auch in Schliengen erstmal stecken
Bürgermeister Renkert ist ein paar Tage nach dem Bürgerentscheid schon wieder sehr gefasst, als ich mit ihm spreche. Frust? Naja, so sei eben der "demokratische Prozess" - man gehe jetzt zur Tagesordnung über. Für die nächsten drei Jahre gibt es eben definitiv keine neuen Windräder in Schliengen.
Ein Aus für die Windkraftenergie am Blauen bedeutet das aber noch nicht: 2022 erwarb die Projektgesellschaft "Bürgerwindpark Blauen" staatliche Flächen, die von der Forst BW zur Errichtung von Windkraftanlagen ausgeschrieben wurden. Bis 2027 sollen auch auf dem Blauen bis zu fünf Windkrafträder entstehen. Nur eben nicht auf den Grundstücken der Gemeinde Schliengen.
Jetzt braucht es Alternativen
Aber damit ist die Herausforderung Energiewende leider nicht gelöst. Für Schliengen braucht es jetzt Alternativen zur Windkraft. Zum Beispiel: Wärmenetzverbünde und Photovoltaik, die der Gemeinderat nun fördern will. Renkert sagt, dass er dabei auch auf die Gegner der Windräder setzt. Sie sollen ihre Ideen für alternativen Klimaschutz einbringen. Damit seien allerdings mehr Aufwand und Kosten verbunden, als beim geförderten Windkraftausbau, so der Bürgermeister. Da klingt dann schon ein wenig Frust mit.
Über den Ausgang des Bürgerentscheids zum Windkraftausbau in Schliengen hat SWR Aktuell am 18.02.24 berichtet.
Klimaschutz heißt auch Lichtschutz
Nicht nur die neue Infrastruktur für Windräder, auch die Lichtverschmutzung, schadet Mensch, Tier und Pflanze. Denn Insekten werden von grellem Licht angezogen und kreisen dann so lange darum, bis sie vor Erschöpfung sterben. Nicht ganz, aber fast so fühle ich mich auch manchmal wenn ich vor dem Schlafengehen nochmal meine E-Mails checke und dann nicht zur Ruhe komme, um zu schlafen.
SWR-Reporterin Jasmin Bergmann berichtete über die Lichtverschmutzung in Gundelfingen:
Insekten sterben, Bestäuber fehlen, und der Mensch kommt nicht zur Ruh'
Nach Beginn des Ukrainekriegs hatten ja viele Geschäfte und Gemeinden die Außenbeleuchtung in der Nacht reduziert. Ich fand das eigentlich ganz angenehm, denn man fragt sich ja wirklich, wozu wir so viel Außenbeleuchtung brauchen.
Fakten lange bekannt: Was tut sich in Freiburg?
2020 wurde in Baden-Württemberg das Naturschutzgesetzes so geändert, dass Fassadenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden nachts verboten wurde, um Lichtverschmutzung und Insektensterben zu reduzieren und die Klimaschutzziele zu erreichen. 2023 wurde das Gesetz ausgeweitet und gilt nun auch für private Gebäude.
Zähringer Burg und Erentrudiskapelle nachts düster
Nur Gebäude mit besonderem öffentlichen Interesse wie etwa das Freiburger Münster dürfen nun noch beleuchtet werden. Bei uns hat das dazu geführt, dass zum Beispiel die Zähringer Burg, die Erentrudiskapelle auf dem Tuniberg, oder auch Rathäuser in Ortschaften wie Freiburg-Ebnet nachts nicht mehr beleuchtet sind. Da es sich hier um vereinzelte Maßnahmen handelt, sei deren Einsparungseffekt nicht wirklich zu messen, sagt mir der stellvertretende Leiter des Umweltschutzamts in Freiburg, Harald Schaich. Auch sei noch nicht bekannt, wie viele Insekten dadurch gerettet wurden.
Straßenbeleuchtung: hier liegt das große Einsparpotential
Die wirklich großen Hebel im Einsparpotenzial und Reduktion der Lichtverschmutzung liegen in der Straßenbeleuchtung, sagt Harald Schaich. Um die Klimaschutzziele bis 2035 zu erreichen, stellt die Stadt die Straßenbeleuchtung nach und nach auf LED-Beleuchtung um. Derzeit sind erst 20 Prozent der Straßenlaternen bereits auf LED umgestellt. Wenn die Stadt ihre Straßenbeleuchtung vollständig umgestellt hat, könnten hier 70 Prozent CO2 eingespart werden: Man bräuchte nämlich nur noch 800 statt 2.700 Tonnen CO2 pro Jahr um die Straßen Freiburgs zu beleuchten.
Dunkelheit versus Sicherheit?
Wird es durch die Umstellung auf LED dunkler in unseren Städten? Was ich nämlich auch immer wieder denke: Mit Licht fühle ich mich nachts sicherer. Und das geht vielen so, vor allem Frauen. Wie eine Studie von Plan International belegt, fühlen sich viele Frauen in ihrer Stadt am unsichersten, wenn es dunkel ist: 80 Prozent aller Angstgefühle in Städten entstehen demnach in der Nacht, nur 20 Prozent am Tag. Habt ihr das Gefühl, in Freiburg nachts eher durch Licht gestört zu sein, oder fühlt ihr euch nachts unsicher, weil es viele dunkle Ecken gibt?
LED soll alles besser machen
Auch bei LED-Straßenbeleuchtung muss darauf geachtet werden, den Lichtanteil im blauen Bereich des Lichtspektrums zu reduzieren, der nachweislich die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmt. Aber das sei mit LED viel einfacher möglich, sagt Harald Schaich. Denn mit LED könne man viel genauer beleuchten und so Lebensräume schützen. Außerdem seien vermehrt intelligente Systeme im Einsatz, die mit Bewegungsmeldern arbeiten und dann nur bei Bewegung oder zu einer bestimmten Zeit leuchten. So könne man Klimaschutz und Sicherheitsaspekte gut verbinden.
Über die Lichtverschmutzung hat SWR1 Baden-Württemberg am 20.02.2024 berichtet.
Licht aus - Magie an beim Morgestraich
Licht ganz aus - so macht es Basel traditionell zum Beginn der Fasnacht. Wie in einem Traum beginnt die Basler Fasnacht in völliger Dunkelheit mit dem "Morgestraich". Die Stadtwerke schalten die Straßenbeleuchtung um Punkt 04:00 Uhr morgens komplett aus. Die Narren stehen schon lange vorher bereit und warten auf den Beginn der Fasnacht. Ein ganz schönes Commitment, wie ich finde. Ich habe den Morgestraich auch schon erleben dürfen und muss sagen, dass sich das frühe Aufstehen durchaus lohnt: Man ist wie in Trance und schwebt mit Laternen, Musik und Schlafmangel durch die magisch beleuchteten Straßen. Was die Insekten wohl davon halten?
Viel Macht für den Licht-Ausmacher in Basel
Wo sich der Schaltraum mit dem "Morgestraich"-Schalter befindet, wird allerdings streng geheim gehalten, um Sabotage zu verhindern. Aber ich frage mich bis heute, wie man mit mit so viel Macht umgeht, wie Ramón Tato, der Licht-Aus-Macher von Basel.
Über den Basler Morgestraich hat SWR Aktuell am 19.02.24 berichtet.
Bilanz: 360 Tonnen Räppli und 35 kurzzeitig verlorengegangene Kinder
Ein Spektakel ist es auf jeden Fall: Menschenmassen drängen sich beim Morgestraich durch die Stadt. Kein Wunder, dass da auch mal Kinder abhanden kommen: 35 "Binggis" - also Kinder - waren während der Fasnacht verloren gegangen, konnten aber laut Polizei Basel alle wieder ihren Eltern übergeben werden. Außerdem gab es 360 Tonnen Räpplimüll (aus Konfetti), die am Donnerstagmorgen eingesammelt wurden. Dass es so viel war, sei dem zeitweise nassen Wetter geschuldet, erklärte das Bau- und Verkehrsdepartement Basel.
Die Fasnacht in Basel ist mit ihren 72 Stunden wohl die kürzeste Fasnacht. Sie gilt außerdem als UNESCO-Weltkulturerbe. Und dabei gibt es viele Besonderheiten, die ich mir fürs nächste Mal merken will, und die vielleicht auch für euch interregional interessierte ganz nützlich sind:
So, das wars jetzt aber wirklich mit der Narrenzeit. Nächste Woche steht hier der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz an, da hoffen wir in der Redaktion auf einen nicht-närrischen Ablauf. Bis dahin, machets guet!
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