Wir alle knipsen, hundertfach, vor allem im Urlaub. Oft mit dem Handy, schnell raus, tippen, und gleich nochmal, wenn das Bild nicht gefällt. Am Ende ist das digitale Fotoalbum voll mit Bildern und muss mühevoll durchgescrollt werden auf der Suche nach den besten Treffern. Und die Autorin dieses Textes jedenfalls ist am Ende oft nicht so richtig zufrieden mit Urlaubsfotos, die sie so zahlreich abgeliefert hat. Das muss doch besser gehen: weniger mittelmäßige Fotos, mehr richtig gute!
Schwarzwald-Fotograf Michael Corona aus Todtnau (Landkreis Lörrach) weiß Rat: Das perfekte Urlaubsfoto kann gelingen, wenn man einige Tipps berücksichtigt.
- Was macht ein Urlaubsfoto überhaupt perfekt?
- Wie gelingt das perfekte Bild?
- Welche Kamera macht das perfekte Urlaubsfoto?
Was macht ein Urlaubsfoto überhaupt perfekt?
Auf diese Frage zeigt Michael Corona ein Foto aus dem letzten Norwegen-Urlaub. Mittsommernacht, aufgenommen mit Stativ. "Gutes Wetter, schöner Himmel mit ein paar Wolken, wichtige Personen, sich nochmal daran zurückerinnern, dass man da einen schönen Abend hatte": So beschreibt er, was das Bild für ihn perfekt macht. Für das perfekte Urlaubsfoto braucht es also das perfekte Motiv, was ja nun sehr individuell ist. Für manche mag es auch ein tolles Abendessen sein oder ein Selfie am Strand. Doch es gibt auch ein paar objektive Kriterien, wie das Foto gestaltet sein sollte.
Wie gelingt das perfekte Urlaubsfoto?
Treffen auf dem Schauinsland bei Freiburg, zum Sonnenuntergang. Ein beliebtes, aber schwieriges Motiv, sagt Michael Corona. "Direktes Gegenlicht ist immer krass, weil wir dann viele Bereiche sehr hell sind, aber viele Teile der Landschaft schon im Schatten liegen." Für den Praxistest wird das Smartphone hergenommen, das haben alle sowieso immer dabei. Auch wenn eine richtige Kamera mit Objektiv durchaus Vorteile hat - dazu mehr weiter unten im Artikel. Die wichtigsten Tipps des Fotografen:
1. Die Belichtung regulieren. Wichtig vor allem bei herausfordernden Bedingungen, wie sie bei Sonnenuntergang oder -aufgang herrschen. Beim Smartphone auf eine Stelle zwischen hellem und dunklem Bereich auf dem Bildschirm tippen, bis ein Regler erscheint. Je nach Smartphone-Modell den Regler hoch- oder runterziehen bzw. nach rechts oder links ziehen, bis die Stelle gleichmäßig belichtet ist. Im Zweifel das Bild lieber etwas dunkler lassen.
2. Einen Vordergrund schaffen. Viele kennen vielleicht den Spruch "Vordergrund macht Bild gesund." Und der stimme, sagt Michael Corona. Ein Vordergrund - beim Sonnenuntergang zum Beispiel die Grashalme oder Farn am Boden - gebe dem Bild Tiefe. "Außerdem kann man damit unschöne Sachen verschwinden lassen, zum Beispiel einen Weg durch die Landschaft." Und der Vordergrund erzeugt, wenn man nah genug rangeht, Unschärfen, die ein Foto optisch aufwerten.
3. Das Raster einblenden. In den Kameraeinstellungen lässt sich ein Raster aktivieren, dass das Bild in neun Teile einteilt. Damit lässt sich sicherstellen, dass die Horizontale stimmt und das Bild gerade ist. Außerdem lassen sich Motive in der Bildmitte platzieren. Auch der berühmte Goldene Schnitt - eine Regel für die Bildkomposition - lässt sich mit Hilfe des Rasters leichter umsetzen.
4. Auf künstlicher Filter verzichten. "Die vorgefertigten Filter machen teilweise gerade den Himmel ziemlich blau und die Wolken ziemlich dunkel, sagt Michael Corona. Er empfiehlt, die Sättigung und den Kontrast in der Bildbearbeitung lieber ein bisschen runterzuziehen, damit ein Foto natürlicher aussieht.
5. Und für das perfekte Selfie: Das Handy umdrehen und mit Weitwinkel fotografieren statt mit der Frontkamera, empfiehlt Michael Corona. Dann sei die Qualität besser und es sei mehr von der Umgebung zu ziehen. Ein Nachteil: Man kann sich beim Fotografieren nicht selbst in der Frontkamera sehen. Und der Arm an der Fotohand ist schnell arg präsent im Bild.
Welche Kamera macht das perfekte Urlaubsfoto?
Reicht das Handy für das perfekte Foto aus, oder muss es teures Equipment sein? Vor allem beim Zoomen kommen viele Handykameras an ihre Grenzen. Michael Corona zeigt als Gegenbeispiel ein hochwertiges - und ziemlich schweres - Kameraobjektiv. "Mit diesem Objektiv, 400 Millimeter Brennweite, kommt man schon extrem nah. Das nimmt man zum Beispiel für Tieraufnahmen oder für Motive, die sehr weit entfernt sind."
Braucht aber eben nicht jeder, sagt er. "Ein Handy ist eigentlich für alles ausreichend. Es bringt auch nichts, wenn man so eine Kamera dabei hat und da im Automatik-Modus fotografiert. Das ist rausgeschmissenes Geld.“
Hauptsache: eine schöne Erinnerung
Es gibt noch viele andere Tipps. Und sicher auch unterschiedliche Meinungen, was nun perfekt ist. Am Ende spielt vor allem der persönliche Geschmack eine Rolle, bei der Ausrüstung wie beim Motiv. Am wichtigsten ist, findet diese Autorin, dass man aus dem Urlaub Fotos mitbringt, die einen noch lange an schöne Momente erinnern.