Es muss schnell gehen in diesen Tagen: Um einer massenhaften Ausbreitung des Borkenkäfers im Frühjahr zuvorzukommen, sind aktuell im Wald in der Region um Freiburg Forstwirte und Holztransporter im Einsatz. Sie holen möglichst viel geschwächtes und totes Holz aus dem Wald, damit sich der Schädling darüber nicht ausbreiten kann.
Günstige Gelegenheit: Mild und kein Schnee im Schwarzwald
Die Gelegenheit ist günstig: Zuletzt war es vor allem in den höheren Lagen des Hochschwarzwaldes sehr mild, Schnee liegt kaum noch. Diese Situation nutzen die Arbeiter aus, schließlich kann das Wetter jederzeit umschlagen. "Normalerweise ist jetzt die Zeit, wo man hier gar nicht fahren könnte, wenn es richtiger Winter wäre", sagt Matthias Ruf vom Unternehmen Anton Schrenk Holztransporte. Ohne den Schnee können sie jetzt richtig schaffen, bevor der Borkenkäfer wieder fliegt. Die Nachfrage ist groß, Ruf und seine Männer könnten im Dauereinsatz sein, wenn dies ginge.
Mit seinem Spezialfahrzeug lädt Ruf Baumstamm für Baumstamm auf, mit Geschick und Ruhe, damit kein Stamm abstürzt. Normalerweise sei die Arbeit ungefährlich, sagt Ruf. Zwischen drei und sechs Fuhren schafft er am Tag. Je nachdem, wie weit er fahren muss zwischen dem Waldstück, in dem er die Bäume einsammelt, und dem jeweiligen Sägewerk, das ihm den Auftrag gegeben hat.
Tannen leiden stärker als gedacht unter Käfern und Trockenheit
Auch im Wald auf dem Roßkopf bei Freiburg wird derzeit gearbeitet. Dort fällen Forstarbeiter Tannen, denen Trockenheit und Schädlinge zugesetzt haben. Das ist für die Fachleute besonders bedauerlich, weil man lange geglaubt hatte, dass Tannen sich besser als zum Beispiel Fichten gegen Trockenheit und Käfer wehren können. Aber auch hier muss der Mensch mittlerweile nachhelfen. Immerhin: Wenn man dabei bleibe, sei der Schaden zu begrenzen, sagt Forstwirt Timo Keßler. Es müsse schnell gehen und dabei sei man vom Wetter abhängig. Aber das liege nicht in seiner Hand.
Und: Auch aus Baumstämmen, an denen Käfer genagt haben, kann noch etwas werden. Das Holz, das Matthias Ruf an einem Morgen Ende Januar einsammelt - darunter Schad- und Frischholz - landet im Säge- und Holzwerk Dold nicht weit entfernt von Freiburg. Dort kommt viel Holz aus der Region an, wird vermessen, sortiert und weiterverarbeitet. Je nach Qualität werden aus den Baumstämmen zum Beispiel Massivholzplatten, Holzpellets oder Verpackungen. Abnehmer sind nach Unternehmensangaben neben Deutschland auch Frankreich, die Schweiz, Spanien und Italien.
Arbeiter im Wald wünschen sich mehr Respekt
Die vielen Baumstämme aus dem Wald zu holen und tote Bäume zu fällen - beides ist eine Sisyphosarbeit. Und manchmal gebe es Ärger, vor allem mit Fahrradfahrern und Wanderern, die sauer würden, wenn der Waldweg blockiert sei. "Wir arbeiten im Wald, und wenn Leute blindlings an uns vorbeilaufen wollen, kann immer etwas passieren, dann sind wir die Dummen", sagt Matthias Ruf. Er wünscht sich: "Einfach ein wenig Rücksicht und gegenseitiger Respekt, warum wir im Wald sind."
Doch der konstante Einsatz für den Wald scheint sich auszuzahlen. In Südbaden jedenfalls wütete der Borkenkäfer im vergangenen Jahr weniger schlimm als im Jahr zuvor.