Ein 36-Jähriger soll aus der Psychiatrie heraus Drogendeals in gigantischem Ausmaß organisiert haben - nun steht er in Freiburg vor Gericht. Die Anklage stützt sich auf Chats und Telefonate, doch die Verteidigung zweifelt an der Beweislage.
Angeklagter wegen Drogenhandels bereits verurteilt
Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beschreibt den Fall detailliert: Insgesamt 184 Kilogramm Kokain, bis zu zwei Millionen Ecstasy-Tabletten, 80 Kilogramm Marihuana, 25 Kilogramm Haschisch - all das soll ein 36-Jähriger gehandelt oder die Deals zumindest vermittelt haben. Dies geschah offenbar, während er in der Psychiatrie in Emmendingen untergebracht war.
Im Mai 2023 verurteilte das Gericht den Angeklagten bereits wegen Drogenhandels zu acht Jahren Haft. Diese Strafe verbüßt er aufgrund seiner Drogensucht im Maßregelvollzug in der Psychiatrie in Emmendingen. Sein Verteidiger Igor Licikas erklärte am ersten Prozesstag, dass der Angeklagte seit seiner Kindheit in Algerien mit Drogen in Kontakt gekommen sei.
Staatsanwaltschaft beruft sich auf Chats und Telefonate
Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf Chats und Telefonate, die der Angeklagte aus der Psychiatrie heraus geführt haben soll. Bei einer Zimmerdurchsuchung in der Klinik fanden die Ermittler ein Handy und eine SIM-Karte.
Verteidiger Licikas betonte: "Es bleibt völlig offen, ob die angeblichen Taten zu Ende gebracht wurden". Es seien weder Geld noch Drogen gefunden worden. Auch sei ein möglicher Tatort völlig unklar. In den Chatverläufen und Telefonaten war von "Bonbons" die Rede, was laut Staatsanwaltschaft Ecstasy-Tabletten bedeutet. Licikas hält dies für zu unkonkret. Die "60, 70, 80 Stück", die in einer anderen Nachricht bestellt wurden, stehen laut Staatsanwalt Till Bettels für Kilogramm Kokain.
Der Angeklagte soll per Chat beauftragt haben, 42 Kilogramm Kokain nach Frankfurt zu bringen. Diese sollten dort für 840.000 Euro weiterverkauft werden. Der Angeklagte und ein unbekannter Helfer wollten sich den Gewinn teilen, so der Staatsanwalt.
Verteidiger Igor Licikas stellte zu Prozessbeginn einen Antrag, das Verfahren aufgrund der schlechten Beweislage einzustellen. Richter Felix Geiger lehnte diesen Antrag nach fünfminütiger Beratung ab.
Streit um angebliche Schuldnerliste
Als erste Zeugin wurde im Prozess eine Polizeibeamtin aufgerufen, die bei der Durchsuchung des Psychiatrie-Zimmers des Angeklagten dabei war. Neben einem Handy habe man dort eine handschriftliche Liste mit Namen und Zahlen mit Plus- und Minuszeichen gefunden. "Das sah für mich aus wie eine typische Schuldnerliste", sagte die Beamtin. Der Angeklagte, der das Reden am ersten Prozesstag seinem Anwalt überließ, widersprach dieser Aussage. Es sei keine Schuldnerliste gewesen. "Wir haben Rommee gespielt", sagte der Angeklagte. Namen und Punktzahl seien auf der Liste notiert - auch sein eigener Name stehe darauf. Richter Geiger folgte den Ausführungen aufmerksam.
Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Am 7. Februar soll der Prozess fortgesetzt werden. Mit einem Urteil wird Mitte Februar gerechnet.