Jetzt ist der Anstieg auf rund 11 Milliarden Euro klar: Die Deutsche Bahn (DB) hat die Projektpartner von Stuttgart 21 über eine weitere Kostensteigerung informiert und den genauen Betrag genannt. Zudem plant die Bahn mit einem Risikopuffer in Höhe von 500 Millionen Euro, wie aus einem Schreiben der DB an die Projektpartner hervorgeht. Zuerst hatte die "Stuttgarter Zeitung" berichtet.
Die DB begründet die Kostensteigerung mit "allgemein zu beobachtenden Markteffekten in einem schwierigen globalen Umfeld, Herausforderungen aus der Einzigartigkeit im Ausbau der Bahnhöfe des Projekts sowie […] schwacher Resonanz auf unsere Ausschreibungen und somit mangelnder Konkurrenz unter potenziellen Auftraggebern", heißt es dem internen Papier. Seit der letzten Prognose haben sich damit die Kosten nochmal um fast 1,6 Milliarden Euro erhöht. Ursprünglich rechneten die Planer von Stuttgart 21 lediglich mit Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Diese Berechnung wurde damals allerdings im Jahr 1995 aufgestellt.
Bereits vor rund zwei Wochen war durch eine Recherche der Nachrichten-Agentur Reuters klar geworden: Das Projekt wird sich um etwa 1,7 Milliarden Euro auf nun rund 11 Milliarden Euro verteuern. Dass das Projekt nicht mehr im bisherigen Kostenrahmen zu halten sei, wurde bereits bei der Pressekonferenz nach der Sitzung des S21-Lenkungskreises am Freitag bekannt gegeben.
Bahn nannte zuletzt Anfang 2022 den neuen Kostenrahmen
Zudem plane man einen Puffer von weiteren 500 Millionen Euro ein. Der Finanzierungsrahmen liegt demnach bei knapp 11,5 Milliarden Euro. Damit hätte sich der Preis für das Mammutprojekt gegenüber der Kalkulation zu Baubeginn 2010 weit mehr als verdoppelt. Zuletzt hatte die DB Anfang 2022 ihre Schätzung auf knapp 9,2 Milliarden Euro erhöht (inklusive Puffer 9,79 Milliarden Euro). Ein Bahn-Sprecher wollte sich zu den Zahlen nicht äußern. Er betonte aber, man halte am Starttermin für den Bahnhof bis Ende 2025 fest.
Eine Recherche des SWR vom 8. Dezember hat allerdings ergeben, dass der Eröffnungstermin nicht mehr haltbar ist.
Probleme bei der Digitalisierung Stuttgart 21: Tiefbahnhof wird laut Insidern später fertig
Die S21-Projektpartner betonen, dass der Stuttgarter Tiefbahnhof im Dezember 2025 eröffnet werden soll. Im Hintergrund glaubt das kaum noch jemand. Es gibt Probleme beim Bau und der Technik.
Grund für Mehrkosten bei S21: steigende Kosten beim Bau
Als Grund der neuen Mehrkosten führe das Management vor allem die allgemeine Steigerung von Baukosten gerade in den vergangenen Jahren an, sagte ein Insider. Das Bahnhofsprojekt sieht im Kern eine Verlegung des Stuttgarter Kopfbahnhofs unter die Erde und eine Anbindung an Hochgeschwindigkeitsstrecken durch Tunnel vor. Auch der Stuttgarter Flughafen bekommt so eine Verbindung.
Hintergrund zum Milliardenprojekt Stuttgart 21: Chronologie der Kostenexplosion
Seit den ersten Plänen für eine Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs sind die prognostizierten Kosten für das umstrittene Bahnprojekt in die Höhe geschnellt. Wir dokumentieren die Kostenexplosion.