Kinder auf dem Weg zur Schule an einer Straße - werden sie von Fremden in der Region Stuttgart vermehrt angsprochen? Entsprechende Meldungen gibt in den sozialen Netzwerken.

Gerüchte in Eltern-Chat-Gruppen

In Stuttgart sollen Fremde Kinder mit Süßigkeiten angelockt haben - was ist dran?

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Verena Neuhausen
Verena Neuhausen
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

In den sozialen Netzwerken kursieren Elternbriefe von Stuttgarter Schulen. Darin wird vor Belästigungen von Kindern auf dem Schulweg gewarnt. Wie schätzt die Polizei das ein?

In der Region Stuttgart herrscht derzeit in Eltern-Chat-Gruppen und in den sozialen Netzwerk große Sorge um die Sicherheit von Kindern. In einem Brief der Hattenbühlschule in Stuttgart-Feuerbach heißt es beispielsweise, dass während der vergangenen zwei Wochen an mehreren Schulen in Stuttgart Schulkinder auf dem Nachhauseweg von Personen angesprochen worden seien. Der Brief, der dem SWR vorliegt, ist an die Eltern der Klassenstufen 1 bis 4 gerichtet. Auch seien Kinder mit Süßigkeiten ans Auto gelockt oder von einem Auto verfolgt worden, heißt es in dem Schreiben vom Dienstag weiter.

Polizei Stuttgart ermittelt

Der Polizei erhielt Anrufe, wonach Unbekannte im Stuttgarter Norden zwei Kinder angesprochen haben sollen. Die Vorfälle ereigneten sich angeblich in der Nähe der Waldorfschule am Stuttgarter Kräherwald und in der Nähe der Bachschule in Stuttgart-Feuerbach. Dass die Kinder aus einem Auto heraus angesprochen und mit Süßigkeiten gelockt wurden, wie es in dem Schreiben an die Eltern der Hattenbühlschule heißt, konnte die Polizei aber nicht bestätigen. Man gehe den Fällen nach, so die Polizei. Insgesamt seien in Stuttgart seit Juni einige Hinweise mehr als sonst eingegangen, bei denen Kinder auf verdächtige Art angesprochen worden sein sollen, so eine Polizeisprecherin gegenüber dem SWR. Die Zahl sei aber gering. Seit April seien es insgesamt unter 20 Fälle gewesen, die meisten davon wurden seit Juni gemeldet. Allerdings stellte die Polizei auch klar: Das Ansprechen von Kindern sei an sich noch keine Straftat.

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Polizei: Schreiben an Eltern können Panik schüren

Ob es weitere Fälle während der vergangenen Wochen in diesem Zusammenhang gegeben hat, prüft die Polizei nach eigenen Angaben derzeit. Die Rektorin der Hattenbühlschule, die in ihrem Schreiben von mindestens zwei weiteren Fällen berichtet, schreibt auch, dass sie mit der örtlichen Polizeidienststelle Kontakt gehabt habe. Auf Nachfrage des SWR will sie sich dazu allerdings nicht weiter äußern und verweist auf die Polizei. Diese teilt wiederum mit, die Schulleitung sei jedenfalls nicht von der Polizei aufgefordert worden, solche Mails an Eltern zu verschicken.

Stattdessen raten die Polizei-Präventionsbeauftragten grundsätzlich von solchen Briefen an die Eltern ab, so eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Eltern sollten nicht zusätzlich verunsichert und verhindert werden, dass Panik geschürt werde. In der Region Stuttgart herrscht derzeit in Eltern-Chat-Gruppen und in den sozialen Netzwerk große Sorge um die Sicherheit von Kindern.

Eltern-Chats verbreiten laut Ermittlern oft ungeprüft Verdächtigungen

Zuletzt hatte ein Fall in Sindelfingen-Maichingen (Kreis Böblingen) für Aufregung gesorgt. Dort hatten Eltern einen angeblich verdächtigen Mann vor einer Kita beobachtet. Nur weil jemand den Fall der Polizei gemeldet hatte, konnte sie rasch Entwarnung geben. Der Mann hatte auf der Straße gewartet, weil er jemanden abholen wollte. Es lag kein Verdacht für mögliche Straftaten vor, so Steffen Grabenstein. Der Polizeisprecher kritisiert, dass in solchen Chats oft ungeprüft Verdächtigungen verbreitet würden. Wenn sich Fälle als unproblematisch erwiesen, werde das nicht mitgeteilt, führte er aus. Wichtig sei, dass Eltern sich sofort an die Polizei wendeten, bevor man in Chats oder sozialen Medien schreibe. Nur die Polizei könne prüfen, was an Gerüchten dran sei.

Remseck: Psychisch verwirrter Mann soll Kinder angesprochen haben

Auch der Rektor der Neckarschule in Remseck-Aldingen (Kreis Ludwigsburg) hat sich vor kurzem an die Eltern seiner Schülerinnen und Schüler gewandt. Hier soll sich ein psychisch verwirrter Mann aufgehalten und offenbar Kinder, Jugendliche und Erwachsene angesprochen haben. In dem Schreiben vom Dienstag heißt es aber auch weiter, die Person sei "bislang noch nicht" durch Straftaten aufgefallen. Die Stadt Remseck sowie die Polizei seien informiert. Für den Fall, dass der Mann versuchen sollte, das Schulgelände zu betreten, werde ihm das verboten, schreibt der Rektor.

In sozialen Netzwerken wurden unterdessen unverpixelte Bilder eines Mannes verbreitet, um den es sich angeblich handelt. Ob diese Verbreitung der Bilder möglicherweise strafbar ist, werde derzeit geprüft, heißt es aus dem Umfeld von Schulen. Unterdessen bittet die Polizei in Ludwigsburg bei verdächtigem Ansprechen von Kindern immer erst die Polizei zu kontaktieren. Wenn Berichte zunächst ungeprüft in Chats oder sozialen Netzwerken verbreitet würden, erschwere das die Ermittlungen. Zudem würden oft Menschen zu Unrecht verdächtigt, sagte Polizeisprecher Steffen Grabenstein dem SWR am Donnerstag.

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Polizei gibt Tipps für Schulkinder und Eltern

Eltern sollen ihre Kinder auf den richtigen Umgang mit Fremden aufmerksam machen. Hierfür gibt es Tipps von der Polizei:

  • Kinder sollten möglichst in Gruppen unterwegs sein.
  • Kinder sollten daran erinnert werden, dass sie nicht mit Fremden mitgehen und erst recht nicht in fremde Autos einsteigen dürfen.
  • Wenn sie sich unsicher fühlen, sollten sie auf sich aufmerksam machen. Man kann Kinder ermutigen, in einem solchen Fall Passanten anzusprechen oder in Geschäfte zu gehen.
  • In einer Notlage sollen Kinder schreien oder wegrennen.
  • Der Name von Kindern soll nicht von außen an Schulsachen oder Rucksäcken erkennbar sein. Täter könnten diese Informationen ausnutzen.

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