Plastikhund Iwan an der Straße in Esslingen

Aktion für bessere Radwege

Hundeattrappe bellt Fahrradfahrer auf Gehweg in Esslingen an

Stand
Autor/in
Jonas Faustmann
Onlinefassung
Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

In Esslingen werden Radler, die auf dem Gehweg fahren, jetzt von einem Plastikhund angebellt. Denn: Der Platz ist zu eng. So wollen die Akteure für ein besseres Radnetz werben.

Ein Plastikhund bellt in Esslingen für bessere Fahrradwege. Sobald ein Fahrradfahrer an "Iwan dem Erschreckenden" vorbeifährt, werden per Fernbedienung laute Bellgeräusche über eine Musikbox abgespielt. Denn: Der Gehweg direkt an der alten Spinnerei ist eigentlich viel zu eng für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind - und für Menschen, die mit dem Rad fahren. Die Gruppe "Kultur am Rande" sieht in Esslingen massive Verkehrsprobleme und will mit dieser ungewöhnlichen Aktion Diskussionen in Esslingen entfachen. 

Mit einem Plastikhund für bessere Fahrradwege

Ideengeber für die Aktion ist Werner Bolzhauser. Der 74-Jährige wirft der Stadt ein schlechtes Verkehrsnetz vor - insbesondere die Situation der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sei schlecht. "Vom Hauptbahnhof gibt es zum Beispiel keine ausreichenden Fahrradwege in die Stadt hinein."

Mit der Plastikattrappe will Bolzhauser auf anderem Weg Aufmerksamkeit suchen als mit Leserbriefen und Demonstrationen. Hund Iwan wurde daher direkt neben einem Gehweg aufgestellt. Radfahrerinnen und Radfahrer, die dort eigentlich nicht fahren dürfen, werden im Vorbeifahren angebellt. Deswegen hat Bolzhauser ihn auf den Namen "Iwan der Erschreckende" getauft. 

Plastik anstatt Haut, Knochen und Fell

Bolzhauser hat Iwan für 100 Euro im Internet gekauft. Der 30-40 Zentimeter große Hund sei eigentlich als Gartendekoration gedacht. Die Attrappe sieht einem echten Rottweiler sehr ähnlich. Anstatt aus Haut, Knochen und Fell besteht Iwan jedoch ausschließlich aus Plastik.

Plastikhund Iwan an der Straße in Esslingen
Wachsam sitzt Plastikhund Iwan an der Straße in Esslingen und bellt Fahrradfahrer an, die auf dem Gehweg vorbei fahren. Denn der Platz ist hier zu eng, sagen die Initiatoren von Iwan.

Er wacht im "Sitz" vor der alten Spinnerei. Viele Passanten beäugen Iwan kritisch, Fahrradfahrer erschrecken sich und einige Kinder fangen zögerlich an, den Vierbeiner zu streicheln. Oft komme man ins Gespräch, so Bolzhauser. "Ich finde es gut", sagt ein Passant, der vorbei läuft. "Das war früher mein Schulweg und schon damals war es hier zu eng." Eine andere Passantin ergänzt: "Prinzipiell ist das Radnetz nicht gut genug ausgebaut." Meist erfahren die Aktivisten von "Kultur am Rande" Zuspruch.

Wir haben hier die Fahrradstraße, die im Nichts endet. Man kommt nicht richtig zum Hauptbahnhof.

Aktion einer Theater-Initiative

Hinter der Aktion steckt allerdings nicht Bolzhauser allein. Vielmehr ist es ein Gemeinschaftsprojekt von der Kunstinitiative "Kultur am Rande" aus Esslingen. Im Verein sind etwa 20 Mitglieder aktiv, die entweder wohnungs- oder arbeitslos sind. Primär spielt die Gruppe von Vorstand Bolzhauser Theaterstücke. Dafür haben sie sich in der "Alten Spinnerei" in Esslingen eine eigene Bühne gebaut. Jetzt aber wechseln sich die Mitglieder ab und lösen mit der Fernbedienung das Hundegebell aus, wenn ein Radfahrer oder eine Radfahrerin an Iwan vorbei fahren.

Bolzhauser und seine Mitstreiter wollen so für neue Fahrradwege in Esslingen werben. Ob das erfolgreich sein wird, weiß Bolzhauser noch nicht. Ziel sei es vorerst dem Thema Aufmerksamkeit zu widmen. Deshalb soll Iwan erst mal weiterhin bellen und für Erschrecken sorgen. 

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