Am 30. Juni soll vor der Staatsoper in Stuttgart eine Außengastronomie mit 120 Plätzen eröffnen. Die Stadt Stuttgart, das Land Baden-Württemberg und die Württembergischen Staatstheater haben sich darauf geeinigt. Kritik kommt unter anderem von Fahrradfahrerinnen und -fahrern. Sie sehen in der Gastronomie eine Gefahrenquelle, da eine der Hauptradrouten durch die Stadt die Fläche kreuzt.
Die Gastro-Fläche mit 120 Plätzen soll seitlich neben der Freitreppe des Opernhauses entstehen und täglich bewirtschaftet werden. Dafür sollen drei Container aufgestellt werden, darunter einer, der als Bar dient, und einer als mobile Theke zur Selbstbedienung, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Stadt, Land und Staatstheatern. Der Bauantrag solle zunächst nur für dieses Jahr genehmigt werden.
Keine Alternative zur Hauptradroute durch den Schlossgarten vor 2025
Der Entscheidung geht eine Debatte voraus, da das Linksbündnis im Stuttgarter Gemeinderat Einschränkungen für die dort verlaufende Hauptradroute durch die Stadt sieht. Auch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Stuttgart und dem alternativen Radforum "Zweirat Stuttgart" kam Kritik.
ADFC Stuttgart und "Zweirat" fordern schon lange eine Verlegung der Hauptradroute, die durch den Schlossgarten führt, an die B14 - so wie es während der Corona-Pandemie vorübergehend stattfand. Mitte Mai gab es dazu eine Begehung aller Beteiligten und Entscheidungsträger, die laut Straßenverkehrsbehörde ergab: Eine Hauptradroute entlang der Bundesstraße 14 ist nicht vor 2025 machbar. Zur Wegführung durch den Schlossgarten gibt es momentan keine Alternative.
ADFC: Eh schon viel Verkehr entlang der Oper
Für den ADFC kommen mit der geplanten Außengastro also zur ungesicherten und viel frequentierten Strecke entlang der Oper noch Gefahren hinzu: Die Außengastronomie am Eckensee würde vermutlich dazu führen, dass das Personal und die Besucher die Radroute queren und den Radverkehr dadurch beeinträchtigen.
Tobias Willerding, Kreisvorsitzender des ADFC Stuttgart, setzt daher jetzt auf den Stuttgarter Gemeinderat. Dieser solle die Verwaltung umgehend mit der Planung des Radschnellweges entlang der B14 zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz beauftragen, "damit die Umsetzung nach Beendigung der aktuellen Baustelle im Jahr 2025 zumindest provisorisch erfolgen kann".
Staatstheater: Teil der Öffnung hin zur Stadtgesellschaft
Für Stadt, Land und Theater ist das Problem jetzt entschärft, da das Konzept überarbeitet worden sei. Es sehe jetzt unter anderem rund 20 Sitzplätze weniger vor.
Auch Marc-Oliver Hendriks, geschäftsführender Intendant der Staatstheater, widerspricht Willerding. Er betont, man habe extra von den ursprünglichen Plänen Abstand genommen und weiche mit der Außengastronomie auf ein anderes Areal aus, so dass Fahrradfahrer und Gastronomie sich nicht in die Quere kommen dürften. Gegenseitige Rücksichtnahme sei das Stichwort.
Diskussion um eine gesicherte Hauptradroute gab es schon zu Corona
Fakt ist aber auch, dass die Route entlang der Oper kein eingezeichneter Fahrradweg mit fester Führung ist. Was beispielsweise während der Corona-Pandemie im Sommer 2020 mit dem Radweg entlang der B14 durch Stuttgart anders war, der sogenannten Pop-Up-Lane. Damals wollten Rad-Verbände, darunter auch der ADFC, darauf aufmerksam machen, dass es nicht nur mehr Radwege, sondern auch sichere Radwege durch die Stadt brauche. Und dies ginge in einer Stadt wie Stuttgart nicht anders, als dem Auto-Verkehr Platz zu entziehen. Wolle man aber die Verkehrswende und noch mehr Menschen, die aufs Rad steigen, dann bliebe kein anderer Weg. Dazu gehöre auch flächendeckend Tempo 30 in der Stadt, was Oberbürgermeister Nopper bisher ablehnte, dem der Gemeinderat aber 2022 zustimmte.
Bürgerhaushalt zeigt: Stuttgarter wünschen sich mehr Radwege
Radfahren bleibt in Stuttgart ein wichtiges Thema für viele Bürgerinnen und Bürger. Beim aktuellen Bürgerhaushalt bezogen sich bis auf zwei alle Vorschläge zum Verkehr aufs Radfahren in der Stadt. In insgesamt 15 Vorschlägen wünschen sich die Stuttgarterinnen und Stuttgarter neue Radwege. Und zwei Ideen beziehen sich auf Abstellplätze für Fahrräder in der Stadt. Nach "Grünflächen" ist "Verkehr" damit der zweitstärkste Themenkomplex im Bürgerhaushalt.