Eine Detektei aus Ulm sucht Zeugen, die den Verkehrsunfall am 24. Juni beobachtet haben, bei dem ein Motorradpolizist tödlich verletzt wurde. Dazu hat die Detektei, die auch in Stuttgart sitzt, Ende November mehrere Anzeigen geschaltet. Sie sind zum Beispiel im Degerloch Journal online und im gedruckten Blatt zu finden. Dort ist die Nummer vermerkt, bei der sich Zeugen melden können. Zuerst berichtet hatte die Stuttgarter Zeitung.
Konvoi für Orbán-Besuch: Motorradpolizist verunglückt tödlich
Der tödliche Unfall hatte sich im Juni ereignet. Der ungarische Ministerpräsidenten Viktor Orbán war auf dem Weg zum Stuttgarter Flughafen, nachdem er wegen des Deutschland-Ungarn-Spiels der Fußball-Europameisterschaft in der Innenstadt gewesen war. Begleitet wurde der Konvoi von einer Polizeieskorte. Dabei kollidierte eine damals 69 Jahre alte Autofahrerin mit dem 61-jährigen Motorradpolizisten. Er wurde so schwer verletzt, dass er starb. Ein weiterer Motorradpolizist wurde durch die Kollision verletzt und kam ins Krankenhaus.
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Nach dem Unfalltod eines Motorradpolizisten in Stuttgart zeigt die Polizei landesweit ihr Mitgefühl. In Stuttgart fanden am Dienstag eine Trauerfahrt und eine Zusammenkunft zum Gedenken statt.
Detektei: Suche nach neuen Zeugen
Wer genau den Auftrag für die Ermittlungen zu dem Fall an sie erteilt hat, möchte ein Sprecher von der Detektei aus Ulm nicht sagen. Die Anzeige sei ein zusätzliches Mittel gewesen. An sich habe die private Firma bei ihren Ermittlungen schon ausreichend Zeugen gefunden, bevor die Annonce geschaltet wurde. Ob sich auf die Anzeige hin nun Menschen gemeldet haben, dazu wollte die Detektei bisher ebenfalls nichts preisgeben.
Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe - Gutachten noch nicht fertig
Falls ganz neue Zeugen auftauchen sollten, wäre das natürlich auch für die Staatsanwaltschaft Stuttgart interessant, sagte Staatsanwältin Stefanie Ruben dem SWR. Aktuell werde aus dem Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung heraus ermittelt. Das sei meistens der Fall, wenn jemand im Straßenverkehr verunglückt. Das heißt, aktuell werden noch alle Seiten untersucht. Geprüft werde gerade auch eine weitere Strafanzeige, die im Kontext des Falls bei der Staatsanwaltschaft eingereicht wurde. Inhaltlich gehe es um den Vorwurf eines "Organisationsversagens in der Polizei", bestätigt Ruben.
Es muss unter anderem geklärt werden, ob die Absperrung der Polizei deutlich genug war, um die Straße und die Kreuzung für den Konvoi abzusichern. Dazu könnte vielleicht bald ein Gutachten Erkenntnisse liefern, dass die Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Dabei wird laut Staatsanwältin Ruben der Unfall rekonstruiert, Zeugenaussagen aufgenommen und die Gesamtsituation vor Ort analysiert.
Der SWR berichtete am 24. Juni 2024 in seiner Aktuell-Sendung über das tödliche Unglück in Stuttgart-Degerloch.
Polizei: Ermittlung nicht durch Anzeige von Detektiven beeinflusst
Weil die Polizei Stuttgart in den tödlichen Unglücksfall involviert ist, hat die Verkehrspolizei in Ludwigsburg den Fall übernommen und untersucht. Laut einer Polizeisprecherin sind die Ermittlungen dort soweit abgeschlossen. Er werde aktuell noch das Ergebnis des Gutachtens abgewartet, bevor das Material an die Staatsanwaltschaft geht.
Der Zeugenaufruf per Anzeige ist der Polizei bekannt, auf die Ermittlungen habe das aber im Moment keinen Einfluss, so eine Polizeisprecherin. Es sei natürlich legitim. Das heißt, andere Parteien dürfen in einem Fall auch andere Ermittler einschalten. So etwas müsse natürlich nicht immer öffentlich sein. Dass die Zeugensuche von anderen Ermittlern als der Polizei durch den Aufruf in den Stadtanzeigern nun öffentlich ist, das sei für sie jetzt eher neu, erklärte die Polizeisprecherin gegenüber dem SWR.