Heftige Unwetter mit Blitz und Donner haben in Baden-Württemberg für zahlreiche umgestürzte Bäume gesorgt und größere Schäden angerichtet. Es gab eine Reihe von wetterbedingten Verkehrsunfällen, Straßensperrungen und auch Verletzte. Vielerorts waren in der Nacht zum Mittwoch Feuerwehrleute damit beschäftigt, Straßen von heruntergefallenen Ästen und umgestürzten Bäumen freizuräumen. Nach Angaben der Polizei waren am Dienstagabend und in der Nacht vor allem die Regionen um Konstanz, der Schwarzwald, Freiburg sowie die Regionen um Ludwigsburg und Reutlingen betroffen.
Mehrere Verletzte durch Unwetter
Die Region rund um den Bodensee hat es einem Polizeisprecher in Konstanz zufolge "ordentlich getroffen", dort gab es auch Verletzte. Auf einem Campingplatz in Allensbach (Kreis Konstanz) fiel eine 70 Zentimeter dicke Eiche während des Unwetters auf einen Wohnwagen, in dem eine dreiköpfige Familie war. Alle drei Insassen erlitten Verletzungen und mussten in ein Krankenhaus. Auch in Ilmensee (Kreis Sigmaringen) wurden zwei Menschen auf einem Campingplatz durch umstürzende Bäume leicht verletzt. Im Kreis Ravensburg wurde ein Rollerfahrer verletzt, als er gegen einen herunterhängenden Ast fuhr.
Ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h und Wellen bis zu einer Höhe von zwei Metern zogen über den Bodensee und brachten mehrere Dutzend Boote in Seenot. Einige Boote rissen sich los, andere sanken sogar auf den Grund.
In Moos/Iznang (Kreis Konstanz) stürzte eine 81-Jährige durch den Dachboden, als sie vom Sturm gelöste Ziegel wieder befestigen wollte. Sie musste vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht werden.
Wegen Unwetter: 370 Notrufe bis Mitternacht
Allein in der Zeit von 21:30 Uhr bis Mitternacht gingen im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz mehr als 370 Notrufe ein, meist unwetterbedingt. Einsatzschwerpunkte waren in Konstanz, Allensbach, Singen und Stockach. Die B33 in Konstanz musste für mehrere Stunden bis in den frühen Morgen aufgrund von Aufräum- und Reinigungsarbeiten voll gesperrt werden.
Mehrere umstürzende Bäume beschädigten im Kreis Ravensburg Stromleitungen. Deswegen musste die B30 bei Ravensburg mehrere Stunden lang voll gesperrt werden. Auch die Stromleitung an einer Bahnstrecke bei Hergatz wurde durch einen Baum beschädigt. In einigen Orten fiel aufgrund des Sturms der Strom aus. Insgesamt meldete allein die Feuerwehr Ravensburg bis Mittwochmittag 84 Einsätze wegen der Unwetter.
Blitzeinschläge führen zu mehreren Bränden in Baden-Württemberg
In Steinheim (Kreis Ludwigsburg) geriet ein Wohnhaus in Brand, die Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen. Das Gebäude ist nach erster Einschätzung allerdings nicht mehr bewohnbar. Der Schaden wird auf rund 300.000 Euro geschätzt. Auch in Pfullingen (Kreis Reutlingen) brannte ein Dachstuhl. In Ulm-Jungingen setzte ein Blitz den Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in Brand. Nach Angaben der Feuerwehr schreckte ein lauter Knall die Menschen aus dem Schlaf. Die Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten unverletzt das Gebäude verlassen. Die Feuerwehr musste für die Löscharbeiten das Dach aufwändig öffnen, die Dachwohnung ist bis auf weiteres unbewohnbar.
In Reutlingen setzte Starkregen mit 50 Litern pro Quadratmeter Keller unter Wasser. Beim Südbahnhof kam es wegen herabgestürzten Ästen auf eine Oberleitung zu einem Stromausfall. "Bei uns geht es wirklich rund", berichtete ein Polizist in Reutlingen am Abend. Es gebe wegen des schweren Sturms mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten.
Unwetter im Schwarzwald: Sorge um Gruppe mit 70 Schülern
In Freiburg gab es laut Polizei rund 200 Einsätze, vor allem wegen umgefallener Bäume. Das Weinfest auf dem Münsterplatz musste wegen der starken Regenfälle abgebrochen und der Münsterplatz geräumt werden. Im Breisgau fiel mancherorts Hagel mit zwei Zentimeter Durchmesser. Die Leitstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises verzeichnete über den ganzen Kreis verteilt 90 Einsätze, die Leitstelle in Tuttlingen 60. 80 Einsätze registrierte die Integrierte Leitstelle in Rottweil. In Weil am Rhein (Kreis Lörrach) stürzte durch den Sturm ein Baum auf ein Auto mit mehreren Insassen, die unverletzt blieben.
In Furtwangen (Schwarzwald-Baar-Kreis) bestand kurzzeitig die Sorge um eine etwa 70-köpfige Schülergruppe, die im Wald ihr Zeltlager aufgeschlagen hatte und zunächst nicht erreichbar war. Am Abend konnte der Kontakt wieder hergestellt werden und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten das Unwetter unbeschadet überstanden. In Tuttlingen räumte der Veranstalter des Festivals "Honbergsommer" wegen des Gewitters das Gelände. Betroffen waren rund 300 Besucherinnen und Besucher.
Wegen Starkregen: Klinik unter Wasser
Durch den Starkregen während des Unwetters kam es in der Medius-Klinik in Ostfildern (Kreis Esslingen) zu einem Wassereinbruch. Das Wasser drang durch eine Baustelle auf dem Dach ein. Der Klinik-Betrieb ist laut den Verantwortlichen nicht beeinträchtigt, der Schaden liegt schätzungsweise aber im hohen sechsstelligen Bereich.
Der Blick zu unseren Nachbarn zeigt die Ausmaße der Gewitter-Zellen. Der Wetterdienst SRF Meteo sprach von mehr als 70.000 gemeldeten Blitzen für die komplette Schweiz. Im Westen Österreichs waren tausende Haushalte vorübergehend ohne Strom.
Folgen der Unwetter: Bahnstrecken gesperrt, Feuerwehr im Dauereinsatz
Die Folgen des Unwetters waren auch noch am Mittwoch in Baden-Württemberg spürbar. So kam es auf einigen Strecken der DB Regio weiterhin zu Beeinträchtigungen. "Bitte rechnen Sie mit Verspätungen und Zugausfällen", hieß es bei der Bahn. Der Bahnverkehr zwischen Konstanz und Radolfzell musste aufgrund einer beschädigten Oberleitung vorübergehend eingestellt werden. Eine weitere Bahnstrecke war zwischen Ulm und Biberach gesperrt. Laut Polizei sind dort Bäume auf die Oberleitungen gestürzt. Die Strecke München/Augsburg/Ulm ist nach Angaben der Bahn voraussichtlich bis in die frühen Abendstunden gesperrt. Zwischen Himmelreich und Hinterzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) war die Bahnstrecke der Höllentalbahn gesperrt, die Bahn setzte Ersatzbusse ein.
Hunderte Einsatzkräfte der Feuerwehr waren in vielen Landesteilen am Mittwochmittag noch immer damit beschäftigt, die Straßen von herabgefallenen Ästen zu befreien. Und weitere Gewitter sind im Anmarsch. Am Nachmittag erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) südlich der Alb Gewitter mit örtlichem Starkregen sowie stürmische Böen. Vereinzelt kann es auch zu heftigen Regenfällen kommen. In der Nacht zu Donnerstag nimmt die Unwettergefahr ab, aber es kann in einigen Regionen noch zu Starkregen kommen.
Am Nachmittag sind weitere Gewitter angekündigt. Eine Übersicht über Wetterwarnungen für Ihre Region finden Sie hier:
Deutscher Wetterdienst Unwetterwarnung für Baden-Württemberg
In Teilen Baden-Württembergs kann es zu Unwettern kommen. Der Deutsche Wetterdienst informiert laufend.