Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will mit einem Befreiungsschlag das leidige Thema "Rückkehr zu G9" loswerden. 40 bis 60 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sollen ab Herbst über Für und Wider einer Rückkehr vom G8 zum G9 diskutieren und dann eine Empfehlung abgeben.
Wie das Verfahren genau ablaufen soll, erläutert Simone Steffan hier:
Darüber entscheiden werden Landtag und Regierung. SPD und FDP sprechen deshalb von "Laberrunden und Diskussionsrunden" und werfen Kretschmann vor, es gar nicht ernst zu meinen. Das Bürgerforum sei ein Feigenblatt und sie haben Recht damit.
Denn mit seinem Vorstoß versucht Kretschmann gerade noch irgendwie ein Thema abzuräumen, das ihm über kurz oder lang um die Ohren fliegen könnte. Die Elterninitiative "G9 Jetzt" sitzt ihm im Nacken.
Sie will die Rückkehr zum neunjährigen Abitur an weiterbildenden Gymnasien erreichen und sammelt gerade fleißig Unterschriften. 39.000 sind für einen Volksantrag nötig, rund 20.000 sind es bislang. Heute ist Halbzeit.
Kretschmanns Vorstoß beim Thema G9 vor allem Taktik
Kretschmann weiß also: Bevor die Debatte wieder so richtig hochkocht, setzt er lieber selbst das Thema, bevor er dazu gezwungen wird. Außerdem hat die CDU, sein Koalitionspartner, angekündigt, mit der Forderung "Zurück zum G9" in den nächsten Landtagswahlkampf ziehen zu wollen. Und auch hier ist besser: Bevor der Koalitionspartner mit einem populären emotionalen Slogan ums Eck kommt, lieber selbst vorher abräumen.
Kretschmann machte auch am heutigen Dienstag wieder keinen Hehl daraus, dass er weiter am G8 festhalten will - ob aus Überzeugung oder eher aus Not. Denn: Für eine Umstellung von G8 auf G9 fehlen laut Kultusministerium im Land rund 1.400 Lehrkräfte. Eine schnelle Rückkehr scheint also ohne Weiteres gar nicht möglich. Der Vorstoß von Kretschmann war deshalb vor allem Taktik.