Bilanz für 2024

Mehr Geldautomaten-Sprengungen in BW erwartet - bundesweit sinkende Zahlen

Stand

Baden-Württemberg scheint für Geldautomaten-Sprenger zunehmend populär zu werden. Im Land gab es 2024 wohl mehr Vorfälle, während die Zahlen bundesweit sinken. Was wird dagegen getan?

Während die bundesweiten Zahlen weiter sinken, haben es Geldautomaten-Sprenger zunehmend auf Banken und Sparkassen in Baden-Württemberg abgesehen. Bis Ende des Jahres 2024 dürften sie absehbar etwas häufiger zugeschlagen haben als im Jahr zuvor.

Geldautomaten-Sprengung: Zahl steigt im Vergleich zu 2023

Bereits Ende November 2024 lag die Zahl der Fälle bei 42 - so hoch war die gesamte Summe des Vorjahres, wie das Innenministerium mitteilte. Demnach flogen seit Januar dieses Jahres 30 Automaten in die Luft, bei mindestens 23 Fällen wurde auch Bargeld erbeutet. Doch nicht immer waren die Taten von Erfolg gekrönt: Ab und zu zogen die Räuber ohne Beute ab, mehrere Male löste die Sprengung nicht aus.

Bundesweiter Trend: Weiter sinkende Zahl an Sprengungen

Baden-Württemberg scheint für Geldautomaten-Sprenger vergleichsweise attraktiv zu werden. Denn bundesweit hat sich der Trend fortgesetzt, dass die Zahl von Explosionen oder versuchter Sprengungen in den Vorräumen der Banken und Sparkassen sinkt. Wurden im Jahr 2022 noch 496 Fälle registriert - der Höchststand seit Beginn der Erhebungen 2005 -, so waren es im vergangenen Jahr 461 und in diesem bundesweit sogar nur 216 Angriffe mit Sprengstoff (Stand: 12.11.2024). Den Rückgang führt das Bundeskriminalamt auf eine bessere Zusammenarbeit der Polizei im In- und Ausland zurück.

Baden-Württemberg

Trotz bundesweitem Rückgang Mehr gesprengte Geldautomaten in Baden-Württemberg

Ein lauter Knall, dann fehlt das Geld: Immer wieder werden Geldautomaten in die Luft gejagt - teils mit tödlichen Folgen. Baden-Württemberg gehört zu den Hotspots in Deutschland.

SWR Aktuell Langstrecke SWR Aktuell

Sachschaden deutlich höher als die Beute

Mit insgesamt 1,8 Millionen Euro konnten sich die Räuber in Baden-Württemberg seit Januar aus dem Staub machen (Stand 28.11.2024), das ist bislang etwas weniger als im gesamten Vorjahr (1,9 Millionen Euro). Fast immer aber liegen die angerichteten Sachschäden an Gebäuden und Automaten um ein Vielfaches über dem Wert des gestohlenen Bargeldes. Der Grund: Kriminelle benutzen für ihre Explosionen statt Gas inzwischen fast ausschließlich die noch verheerenderen Festsprengstoffe.

Dadurch lag die Höhe des Sachschadens durch Geldautomaten-Sprengungen im vergangenen Jahr landesweit bei 4,3 Millionen Euro. In ganz Deutschland entstand Banken im Jahr 2023 sogar 95 Millionen Euro Schaden. Diese Summe ersetzten die Versicherungen den Geldinstituten, wie der Gesamtverband der Versicherer mitteilte. 75 Millionen Euro kosteten die Reparaturen der zerstörten Automaten und Bankgebäude, 20 Millionen das Ersetzen des gestohlenen Geldes.

Täter werden häufig in den Niederlanden vermutet

Die Spuren der Täter führten bislang immer wieder in die Niederlande. Dort gibt es nach früheren Angaben des Landeskriminalamts feste Strukturen. Da im Nachbarland zunehmend elektronisch mit Karte bezahlt werde und die Zahl der Geldautomaten dort zurückgehe, lagerten die vorhandenen und immer besser gesicherten Geräte nur noch kleinere Summen.

Auch die baden-württembergischen Ermittler vermuten die Geldautomaten-Sprenger vor allem im Ausland. Vor allem im südbadischen Raum seien die Räuber aktiv gewesen, teilte das Innenministerium mit. "Daher geht die Polizei davon aus, dass die Tätergruppierungen die Grenznähe zum Beispiel zu Frankreich nutzen, um sich nach der Tatausführung ins benachbarte Ausland abzusetzen."

Mit neuen Maßnahmen reagieren Banken und Sparkassen auf die Geldautomaten-Sprengungen: Im April 2024 berichtete SWR Aktuell über die Nebelanlagen der Sparkasse Heidelberg:

Gespräche der Polizei mit den Betreibern der Automaten

Damit der Beutezug nicht die Regel wird und sich die Tat nicht mehr lohnt, sind auch die Geldinstitute gefragt. Experten raten Banken zum Beispiel zu speziellen Einfärbe- oder Klebesystemen. Dabei wird im Falle einer Explosion Bargeld verklebt oder mit Farbe unbrauchbar gemacht. Weil bei solchen Taten auch Menschenleben in Gefahr sind, wurden zum Teil Geldautomaten aus Gebäuden in separate Container verlagert. "Wir haben das Problem erkannt und eine kluge Strategie im Kampf gegen Geldautomaten-Sprengungen entwickelt", sagte auch Innenminister Thomas Strobl (CDU). "Die setzen wir nun ganz konsequent um." Dabei arbeite die Polizei eng mit den Banken und Sparkassen zusammen. Nach Angaben des Innenministeriums analysiert das Landeskriminalamt zudem bei nahezu allen Geldautomaten, wie gefährdet oder riskant die Standorte sind. Auf dieser Basis gebe es dann Sicherheitsgespräche.

In mehreren Bundesländern gibt es zudem Forderungen nach härteren Strafen. Nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung vom Oktober 2024 sollen die Ermittlungsbehörden mehr Befugnisse bekommen. So ist vorgesehen, dass bei gewerbs- oder bandenmäßigen Taten künftig auch die Telekommunikation überwacht werden kann.

Mehr zu Geldautomaten-Sprengungen

Baden-Württemberg

Zu geringe Schutzmaßnahmen? Immer mehr Geldautomaten-Sprengungen in BW

Fast schon wöchentlich werden in Baden-Württemberg Geldautomaten gesprengt. Innenminister Strobl will, dass sich die Banken besser schützen. Machen sie es den Tätern zu einfach?

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Südbaden

Brandbrief an die Polizei Gesprengte Geldautomaten: Bürgermeister fordern mehr Polizeipräsenz

Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald haben maskierte Täter Geldautomaten gesprengt. Rathauschefs schlagen nun in einem Brandbrief Alarm: Die Bürger müssten sich wieder sicher fühlen.

Heidelberg

Anlagen sollen Dieben Orientierung erschweren Nebel gegen gesprengte Geldautomaten: Sparkasse Heidelberg stellt neue Maßnahme vor

Neben Alarmanlagen, sprengsicheren Tresoren und Geldeinfärbungssystemen will sich die Sparkasse Heidelberg besser gegen Geldautomatensprenger schützen. Nebelanlagen sollen helfen.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Heilbronn

Zweite Geldautomatensprengung in Heilbronn-Frankenbach in zwei Wochen Anwohnerin berichtet: "Das ganze Bett hat vibriert"

Bisher blieb die Polizeifahndung erfolglos. Bei den Anwohnern hat die zweite Sprengung eines Bankautomaten in Heilbronn-Frankenbach innerhalb von zwei Wochen Spuren hinterlassen.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.