Mit einem Pontifikalamt hat der katholische Bischof Klaus Krämer am ersten Weihnachtstag das Hochfest zur Geburt Christi in Rottenburg gefeiert. Im voll besetzten Dom beleuchtete der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in seiner Predigt die schädlichen und hilfreichen Wirkungen der Worte und der Sprache.
Krämer kritisierte hasserfüllte "Hate Speech" und irreführende "Fake News" vor allem in sozialen Medien. "Worte können die Wirklichkeit entstellen", sagte Bischof Krämer in der Predigt. "Worte können Menschen ausgrenzen und Menschen gegeneinander aufhetzen."
Dialog des Heils statt Hate Speech
"Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott". Mit diesem Zitat aus der christlichen Schöpfungsgeschichte hat Bischof Krämer einen weiten Bogen gespannt: von den Anfängen bis in unsere Gegenwart. Jesus Christus sei das rettende Wort für eine in Unheil und Sünde verstrickte Menschheit, sagte der Bischof. Christus stehe für Liebe, für Barmherzigkeit. Durch die Menschwerdung seines Sohnes trete Gott in einen Dialog mit den Menschen, einen "Dialog des Heils", so Krämer. Dabei könnten Worte ermutigen und Hoffnung für die Zukunft geben.
Mit den menschlichen Worten sei das oft ganz anders, beklagte der Bischof. Immer wieder würden wir die zerstörerische Kraft der menschlichen Worte erleben. Worte könnten zu scharfen Waffen werden, mit denen Menschen regelrecht niedergemacht oder sozial ausgelöscht würden. "Fake News" und "Hate Speech" könnten eine zutiefst inhumane, bedrückende neue Wirklichkeit schaffen.
Bischof Krämer: Weihnachten kann Mut machen
Menschliche Worte würden oft eine dunkle Wirklichkeit schaffen, analysierte Krämer in seiner Predigt. Mit Jesus sei das wahre Licht in die Welt gekommen, aber die Welt habe ihn nicht erkannt, zitierte der Bischof den Evangelisten Johannes. Die Botschaft von Weihnachten solle ermutigen, sich nicht mit der destruktiven Macht menschlicher Worte abzufinden. Man solle kritische Worte dagegensetzen, wo es an Respekt vor anderen mangele, wo ein Mensch ungerecht behandelt oder dessen Würde mit Füßen getreten werde.
Krämer forderte aufbauende Worte, wo Situationen verfahren oder Probleme erdrückend erscheinen. Ermutigende Worte wünschte er sich, wo Menschen niedergeschlagen sind. Wertschätzende Worte sind aus seiner Sicht wichtig, wenn Menschen niedergemacht oder konsequent ignoriert werden. Christinnen und Christen seien aufgefordert, ihre Stimme zu erheben und heilvolle Worte gegen die Macht der destruktiven Worte zu setzen.
Wahlkampf soll nicht spalten, sondern zusammenbringen
Auch die Politik hat der Rottenburger Bischof ins Auge gefasst. Der anstehende Bundestagswahlkampf könnte zu einem Bewährungsfeld werden, erläuterte Krämer. Man solle darauf verzichten, Stimmungen auszunutzen, um kurzfristig Kapital daraus zu schlagen. Die Menschen dürften nicht in Lager gespalten werden. Man müsse sie zusammenbringen, um die großen Herausforderungen gemeinsam anzugehen.
Evangelische Landesbischöfin: Welt sehnt sich nach Frieden
Die badische Landesbischöfin Heike Springhart richtet in ihrer Weihnachtsbotschaft den Fokus auf den Frieden. Sie erinnert daran, dass gerade jetzt Kinder in Bethlehem und Jerusalem, in Gaza, Syrien, in der Ukraine und im Sudan die Leidtragenden der gewalttätigen Auseinandersetzungen sind. Aber auch Kinder in unserem Land erleben "hinter verschlossenen Wohnungstüren Gewalt statt Geborgenheit, Verzweiflung statt Zuversicht".
In den Augen und im Strahlen des göttlichen Kindes in der Krippe spiegele sich die ganze Hoffnung der Welt, schreibt die Bischöfin in ihrer Weihnachtsbotschaft. Auch in diesem Jahr werde Weihnachten an vielen Orten im Unfrieden gefeiert. "Die Welt ächzt und sehnt sich nach Frieden", so Springhart. Die Geburt Christi beinhaltet für Springhart auch Hoffnung und Verheißung an Weihnachten. Durch die Brüche und Risse der Welt strahle seither das Licht des Friedensbringers Jesus Christus.