Der Polizist, der bei der Messerattacke auf dem Marktplatz in Mannheim schwer verletzt wurde, ist tot. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt am Sonntagabend mit. Der Angreifer habe dem 29 Jahre alten Beamten mehrmals in den Kopf- und Halsbereich gestochen. "Er wurde unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt, erlag aber in den späten Nachmittagsstunden des 2. Juni seinen schweren Verletzungen", teilten die Behörden mit.
"Wir trauern um einen Polizeibeamten, der für unsere Sicherheit sein Leben gegeben hat." Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprachen in einer Mitteilung von ihrer Erschütterung und Trauer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sein Mitgefühl.
Im Gespräch mit dem SWR drückte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) der Familie des Polizisten seine Anteilnahme aus und verurteilte die Tat auf das Schärfste:
Tod des in Mannheim verletzten Polizisten: Kretschmann bis ins Mark erschüttert
Kretschmann teilte mit, die Nachricht erschüttere ihn bis ins Mark. "Alle unsere Gedanken sind bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen. Der Schmerz eines so grausamen Verlusts aus dem Nichts sind kaum zu ermessen." Die Tat führe einem vor Augen, "welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind". "Ich möchte deshalb auch mein tiefstes Mitgefühl an alle Polizistinnen und Polizisten in Baden-Württemberg ausdrücken", so Kretschmann. BW-Innenminister Strobl nannte den Polizisten "das Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs". "Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen. Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden sowie den Kolleginnen und Kollegen der Mannheimer Polizei."
Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen. "Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich", sagte Landeschef Ralf Kusterer. Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizistinnen und Polizisten täglich ertragen müssten. "Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint", so Kusterer.
Die Islamwissenschaftlerin und Grünen-Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor warnt nach der Messer-Attacke in Mannheim vor Radikalisierung durch islamistische Propaganda in den Sozialen Medien:
Am Abend drückte zudem Bundeskanzler Olaf Scholz seine Betroffenheit über den Tod des Polizisten aus: "Es bestürzt mich zutiefst, dass der mutige Polizeibeamte nach dem furchtbaren Angriff in Mannheim seinen schweren Verletzungen erlegen ist", schrieb der SPD-Politiker am Sonntagabend auf der Plattform X (ehemals Twitter). "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern", fügte Scholz hinzu.
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) hat in Gedenken an den verstorbenen Polizisten ab Montag Trauerbeflaggung am Rathaus der Stadt angeordnet. "Wir alle haben zusammen mit den Angehörigen und Freunden um das Leben des jungen Polizeibeamten gebangt und auf seine Genesung gehofft. Jetzt trifft uns die Nachricht von seinem Tod – ich bin zutiefst erschüttert", erklärte Specht am Sonntagabend.
Messerattacke in Mannheim: sieben Verletzte, Motiv unklar
Am Freitagmittag hatte ein Mann auf dem Mannheimer Marktplatz mit einem Messer sechs Männer angegriffen und verletzt. In ersten Meldungen der Polizei war noch von drei Verletzten die Rede gewesen. Unter den Verletzten war auch der Polizeibeamte, der nun seinen Verletzungen erlag. Der von der Polizei niedergeschossene, mutmaßliche Täter wurde operiert worden und ist noch nicht vernehmungsfähig.
Die Suche nach dem Motiv dauert weiter an. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen aus Afghanistan stammenden Mann, der 2014 nach Deutschland kam. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten, er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim."Was uns am meisten umtreibt, ist die Frage nach dem Motiv", hieß es aus dem Landeskriminalamt. Die Messerattacke geschah an einem Infostand der islamkritischen Bürgerbewegung "Pax Europa" (BPE). Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger.
Anteilnahme, JA-Versammlung und Mahnwache "gegen Hass und Hetze"
In Mannheim haben in den Tagen nach dem Messerangriff die Menschen ihrer Bestürzung mit Blumen und Kerzen Ausdruck gegeben. Am Sonntag waren laut Polizei auf dem Marktplatz in der Mannheimer Innenstadt 800 Menschen zu einer Mahnwache zusammengekommen. Sie bildeten eine Menschenkette. Das Motto: "Zusammenhalt gegen Gewalt, Hass und Hetze". Anlass war auch eine Versammlung der Jungen Alternative Baden-Württemberg (JA). Die Jugendorganisation der AfD hatte praktisch zeitgleich zu einer Mahnwache ebenfalls auf dem Marktplatz aufgerufen. Ihr Motto "Remigration hätte diese Tat verhindert". Dort fanden sich laut Polizei rund 150 Menschen ein. Die JA Baden-Württemberg wird vom Landesverfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet.