Als Reaktion auf ein gewaltverherrlichendes Video nach der Messerattacke in Mannheim hat Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) ein hartes Vorgehen der Sicherheitsbehörden angekündigt. Mit Blick auf ein offenbar im Onlinedienst Tiktok aufgetauchtes Video, in dem zum Mord an "allen Ex-Muslimen und jedem Islam-Kritiker" aufgerufen wird, sagte Strobl der "Bild am Sonntag": "Bei uns werden Verbrechen - ganz besonders Mordstraftaten - mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft und nicht gefeiert."
Messerangriff in Mannheim: Innenministerin Faeser kritisiert Verherrlichung
Derartige Aussagen nach einer solchen Tat seien "abscheulich, niederträchtig und ekelerregend", betonte Strobl. Das Landeskriminalamt habe "bei den aktuell laufenden Ermittlungen bereits IT-Ermittler zentral zusammengezogen", fügte er hinzu. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte das nach dem Angriff veröffentlichte Tiktok-Video scharf. "Den mörderischen Messerangriff zu verherrlichen, ist widerwärtig und menschenverachtend", sagte Faeser der "Bild am Sonntag". Wer so etwas tue, müsse "mit aller Härte des Strafrechts verfolgt werden", betonte die Ministerin. "Unsere Sicherheitsbehörden gehen dem konsequent nach."
Ein Mann hatte am Freitag auf dem Marktplatz in Mannheim bei einer Kundgebung mehrere Mitglieder der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa und einen Polizisten verletzt. Der Beamte ist am Sonntag seinen Verletzungen erlegen. Gegen den mutmaßlichen Täter ist Haftbefehl erlassen worden.
Messerangriff in Mannheim ging wohl gegen Islam-Kritiker
Die Schatzmeisterin von PAX Europa, Stefanie Kizina, sagte der "Bild"-Zeitung, die Attacke sei gezielt gegen Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger gerichtet gewesen. Der 59-Jährige sei mit einem Messer im Gesicht verletzt worden. Stürzenberger und sein Umfeld innerhalb der PAX-Europa-Bewegung werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet.
Vermutlicher Täter ist im Krankenhaus Nach Mannheimer Messerattacke: Haftbefehl gegen Tatverdächtigen
Gegen den Mann, der am Freitag in Mannheim eine Messerattacke verübt haben soll, ist ein Haftbefehl erlassen worden. Ihm wird versuchter Mord vorgeworfen.
Bündnis ruft zu Mahnwache auf dem Mannheimer Marktplatz auf
Die Menschen in Mannheim wollen nach der Messerattacke mit sieben Verletzten auf dem Marktplatz ein Zeichen setzen: Ein überparteiliches Bündnis ruft am Sonntag zu einer Mahnwache auf. Die Initiatoren wollen unter dem Motto "Zusammenhalt gegen Gewalt, Hass und Hetze" eine Menschenkette in der Innenstadt bilden. "Wir wollen eine ruhige Versammlung ohne Parolen und Fahnen abhalten", sagte Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier am Samstag dem "Mannheimer Morgen". Die Mahnwache werde von einem breiten politischen Spektrum aus nahezu allen im Gemeinderat vertretenen Parteien getragen, teilten die Initiatoren mit.
Auch Jugendorganisation der AfD plant Veranstaltung
Anlass ist eine Versammlung der Jungen Alternative Baden-Württemberg. Die Jugendorganisation der AfD ruft ebenfalls am Nachmittag unter dem Motto "Remigration hätte diese Tat verhindert!" zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz auf. Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigte eine vorliegende Anmeldung.
Nach dem Haftbefehl gegen den Täter und einer Hausdurchsuchung wollen die Ermittler mehr zum Motiv des 25-Jährigen und zur Planung der Tat herausfinden. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber seit seinem 15. Lebensjahr in Deutschland lebt, nicht vernehmungsfähig - er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten, er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim.