Mehr als einhundert Jahre lang galt die Wildkatze in der Region und dem Odenwald als ausgerottet. Jetzt aber kommen die ersten Tiere zurück in ihren ursprünglichen Lebensraum. Und um den so attraktiv wie möglich zu machen, soll bei Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) der "Wildkatzenwald von morgen" entstehen.
Rund 2000 speziell ausgewählte Bäume und Sträucher wollen die Eberbacher Stadtförsterei und der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND in den kommenden Monaten pflanzen, auf einer Fläche, die in der Vergangenheit unter Borkenkäfern, Stürmen und Trockenheit gelitten hat. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Bundesweit schon mehr als 15.000 Setzlinge für die Wildkatze
Am Mittwoch ging es zum ersten Termin ins Gelände oberhalb von Eberbach. "Die kahlen Flächen hier bieten der Wildkatze genauso wie anderen Tieren keinen guten Lebensraum", sagt Dominic Hahn vom BUND. Mit Hilfe der Ehrenamtlichen wollen er und die Eberbacher Stadtförster die Fläche in einen Wildkatzenwald verwandeln, mit Laubbäumen und Gehölzen, die als Deckung für Wildkatzen geeignet sind und sich auch an den Klimawandel anpassen können. Mit den Pflanzaktionen ist der Naturschutzverein bundesweit unterwegs, bisher konnten so mehr als 15.000 Setzlinge in de Erde gebracht werden.
Immer mehr Wildkatze-Hauskatze-Mixe
"Wir wollen, dass sich die Wildkatze hier richtig wohl fühlt" so Hahn. Vor drei Jahren hat es im Odenwald den ersten Nachweis dafür gegeben, dass das scheue Wildtier in der Region wieder angekommen ist, seitdem sind schon mehrfach Exemplare in Fotofallen getappt oder auf andere Weise identifiziert worden. Allerdings: "Oft müssen wir feststellen, dass wir es nicht mehr mit reinrassigen Wildkatzen zu tun haben", sagt Hahn.
Immer häufiger nämlich mischen sich Wildkatzen mit verwilderten Hauskatzen. Das Problem dabei: "Die Hauskatze und die Wildkatze sind gar keine engen Verwandten", so Hahn. Kommt es zu einer genetischen Vermischung, verliert die Wildkatze all die Eigenschaften, die sie zum Wildtier macht: Unter anderem ihr dichtes Fell, die Scheu vor Menschen, ihre besonderen Anforderungen an den Lebensraum Wald.
"Im Odenwald ist das Problem der Vermischung noch nicht so groß wie in anderen Landesteilen", sagt der Neckar-Odenwälder Wildtier-Beauftragte Tobias Kuhlmann. Umso größer müsse das Interesse daran sein, die Wildkatze nicht nur wieder mit geeigneten Waldflächen anzulocken, sondern die Vermischung mit streunenden oder verwilderten Hauskatzen zu verhindern.