Die kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) will offenbar den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst des Neckar-Odenwald-Kreises (NOK) mit dem des Main-Tauber-Kreises zusammenlegen. Alle Kinderärzte des NOK sollen dann zentral an der Kinderklinik in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) ihren Bereitschaftsdienst leisten. An dem Neckar-Odenwälder Bereitschaftsdienst sind auch Kinderarztpraxen in Eberbach und Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) beteiligt.
Kassenärztliche Vereinigung dementiert
Ein Sprecher der KVBW bestätigte dem SWR "Überlegungen" einer solchen Zusammenlegung der Bereitschaftsdienste. Am Dienstagnachmittag schränkte die KVBW in einer Mail an den SWR aber ein: "Wir haben aktuell keine Maßnahmen verabschiedet, die wir hinsichtlich des kinderärztlichen Dienstes im NOK ergreifen." Dieser Information habe man nichts hinzuzufügen, teilte anschließend das baden-württembergische Sozialministerium dem SWR mit.
Eltern mit kranken Kindern müssten weite Strecken fahren
Die "Überlegungen" der KVBW sorgen aber bereits jetzt für reichlich Ärger, vor allem bei Achim Brötel (CDU), Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises. Solche Pläne seien für ihn komplett unverständlich, so Brötel. Stand jetzt bieten Kinderärzte im Neckar-Odenwald-Kreis, in Eberbach und Neckarbischofsheim abwechselnd in ihren Praxen einen Bereitschaftsdienst an. Eltern mit kranken Kindern müssen im Notfall und außerhalb der üblichen Sprechzeiten also mal mehr und mal weniger weit fahren. Insgesamt sei das Modell sehr erfolgreich, heißt es. Diese dezentrale Organisation des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes gibt es laut Brötel bereits seit fast 25 Jahren. Der Bereitschaftsdienst funktioniere "problemlos und wird von den betroffenen Eltern sehr geschätzt".
Protest von Landrat und Bürgermeistern
Nach Angaben von Brötel begründet die KVBW ihre Pläne der Zusammenlegung mit einer "drohenden Kinderärzte-Unterversorgung des Main-Tauber-Kreises und damit auch der Kindernotfallambulanz am Standort der Kinderklinik in Bad Mergentheim". Brötel teilte mit, er habe daraufhin einen Protestbrief an die KVBW verfasst. Protestbriefe beziehungsweise Mails haben laut Brötel auch Mosbachs Oberbürgermeister Julian Stipp (SPD) sowie Roland Burger (CDU) und Peter Reichert (parteilos), die Rathauschefs von Buchen und Eberbach, abgeschickt. Als Antwort sei von der KVBW nur "ein Standardbrief" gekommen, der sich lediglich auf die Reform des allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienstes bezog "und insofern nichts Neues" enthielt, so Brötel.
Die zuständige Rechtaufsichtsbehörde in dem Fall sei, so Brötel, das baden-württembergische Sozialministerium. Insofern sei jetzt Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) gefordert. Er müsse die Pläne der KVBW mindestens überprüfen. Brötel: "Da werden wir auch nicht locker lassen."