Begleitet wurde Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei dem Kurzbesuch in der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg am Freitag vom Landes-Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume. Beide wollten den Besuch auch als Signal gegen Antisemitismus und für Solidarität für Jüdinnen und Juden im Land verstanden wissen.
Der Besuch fand vor dem Hintergrund isrealfeindlicher Demonstrationen und des Konflikts im Nahen Osten statt. Strobl und Blume wurden von Hochschulrektor Werner Arnold durch die Bibliothek und Lehrräume der Hochschule geführt. Zum Abschluss fand eine Diskussionsrunde mit Studierenden der Hochschule und den beiden Gästen aus Stuttgart statt.
Zahl antisemitischer Straftaten "im niedrigen dreistelligen Bereich"
Am Rande des Besuchs sagte Strobl dem SWR, seit dem 7. Oktober gebe es in Baden-Württemberg antisemitische Straftaten im "niedrigen dreistelligen Bereich". Am 7. Oktober hatten Hamas-Terroristen in Israel zahlreiche Zivilisten verschleppt oder getötet. Bei den Delikten, so Strobl, handele es sich in den meisten Fällen um heruntergerissene oder mutwillig beschädigte Israel-Fahnen oder kleinere Sachbeschädigungen. Gewaltsame Auseinandersetzungen wegen des Nahostkonflikts oder persönliche Angriffe auf Jüdinnen und Juden habe es Stand jetzt nur sehr wenige gegeben.
Die Sicherheitsmaßnahmen an sämtlichen jüdischen Einrichtungen seien seit dem 7. Oktober noch einmal verschärft worden, so Strobl weiter. Man stehe "an der Seite der Jüdinnen und Juden im Land". Das Land werde für deren Sicherheit alles Erdenkliche tun, sagte Strobl.
Innenminister Strobl verweist auf besondere Verantwortung Deutschlands
Strobl will mit dem Besuch ein Zeichen der Solidarität setzen. Die Menschen seien aufgerufen, antisemitisches Gedankengut zu bekämpfen und sich Hass und Hetze entgegenzustellen, so der Innenminister im Vorfeld des Besuchs in Heidelberg gegenüber dem SWR. Es gehe um Zivilcourage und eine "glasklare" Haltung.
Deutschland trage wegen des Nationalsozialismus eine besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, so Strobl.
Hochschule für Jüdische Studien einzigartig in Deutschland
Die Hochschule für Jüdische Studien wurde 1979 gegründet und wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen. Sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit jüdischer Religion, Geschichte und Kultur. Außerdem bietet sie eine Ausbildung für die Gemeindearbeit und eine Rabbinerausbildung an. Sie verfügt über zehn Professuren. Eingeschrieben sind derzeit der Hochschule zufolge rund 100 Studierende. Finanziert wird die Hochschule von Bund und den Ländern.