Während vielerorts in Baden-Württemberg die Aufräumarbeiten laufen, gibt es noch lange keine Entwarnung nach den vergangenen Hochwasser-Tagen: Zwar wird das Wetter im Land am Freitag freundlich mit Sonne und Wolken im Wechsel, ganz im Süden von Baden-Württemberg kann es laut SWR-Wetterexperte Hartmut Mühlbauer aber punktuell wieder einzelne Schauer und Gewitter geben.
Den Wetterbericht aus der SWR Aktuell-Sendung von Donnerstagabend (6.6.2024) gibt es hier:
Betroffen sei dann ein Streifen zwischen dem Südschwarzwald, Hochrhein, Bodensee und Allgäu. "Im Sommer kann das Gewitter schon auch mal kräftiger sein", sagte Mühlbauer. Am Samstag dehnen sich die Gewitter dann ein bisschen weiter nach Norden aus, da könnten die Alpen und der mittlere Schwarzwald am späten Nachmittag gegen Abend von Gewittern mit betroffen sein.
Neuer Regen: Verschärfte Lage in bereits betroffenen Orten
Laut dem Wetterexperten ist ein erneutes Hochwasser in Baden-Württemberg in der Fläche sehr unwahrscheinlich. Wenn jedoch ein starkes Gewitter an die Orte komme, die bereits von Hochwasser betroffen waren oder immer noch sind, sei eine Verschärfung der Lage nicht auszuschließen. Schwieriger werde es dann eher ab Sonntagnachmittag bis in den Montag hinein: "Da haben wir wieder ein ausgedehnteres Regengebiet und gerade leider wieder genau da, wo es schon so viel geregnet hat", so Mühlbauer dem SWR.
Örtlich könnte es deshalb noch mal schwierig werden. "Das Problem ist, dass das Grundwasser sehr hoch steht und dass die Deiche durchweicht sind", erklärte der Wetterexperte. Dadurch bestehe eine größere Gefahr auch bei geringeren Regenmengen.
- Aufräumarbeiten in BW: Infrastruktur beschädigt
- Scholz sagte Hochwasser-Betroffenen Hilfe zu
- Badeverbot am Bodensee
- Damm im Allgäu musste gesichert werden
- Vor EU-Wahl: Wahllokale wurden verlegt
- Grundschule in Meckenbeuren wieder geöffnet
- Weiterhin gesperrte Straßen in BW
- Ausfälle und Umleitungen im ÖPNV möglich
- Hochwasserschäden: Darauf sollten Betroffene achten
- Welche Versicherung zahlt bei Schäden durch Hochwasser?
Aufräumarbeiten in BW: Infrastruktur beschädigt
Nach dem Rückgang des Hochwassers in Baden-Württemberg laufen in vielen Gemeinden aktuell Aufräumarbeiten. Mancherorts ist auch die öffentliche Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen: In Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) wurde das Trinkwasser infolge des Hochwassers verunreinigt. Zwar läuft die Wasserversorgung mittlerweile wieder stabil, trotzdem sollte das Wasser in einigen Ortsteilen vorsichtshalber noch abgekocht werden, hieß es beim Landratsamt Rems-Murr.
Scholz sagte Hochwasser-Betroffenen Hilfe zu
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Betroffenen der jüngsten Hochwasser erneut die Hilfe des Staates zugesagt. Das Ausmaß der Schäden sei groß. "Wir werden diese Schäden - wie bei früheren Hochwassern auch - gemeinsam mit den Ländern bewerten und Hilfe organisieren", versprach der SPD-Politiker am Donnerstag in seiner Regierungserklärung im Bundestag. Der Bundeskanzler dankte auch erneut allen Helferinnen und Helfern. "In der Not rücken wir zusammen. Das gehört sich so. So ist Deutschland", betonte er.
Zugleich räumte Scholz ein, Bund und Länder müssten sich besser auf solche Katastrophen vorbereiten. Deshalb würden Küstenschutz und Hochwasserschutz im Binnenland verbessert. Überall im Land müssten Flutpolder und Rückhaltebecken entstehen - auch wenn das nicht beliebt sei.
Minister Hauk macht sich Bild vor Ort Dauerregen: Hangrutsche und Waldschäden in Oberschwaben und im Allgäu
Der Dauerregen der vergangenen Tage hat Auswirkungen auf Wald und Hänge in Oberschwaben und im Allgäu. Landwirtschaftsminister Hauk (CDU) hat schnelle Hilfen für Waldbesitzer versprochen.
Badeverbot am Bodensee und erhöhter Pegelstand
Während in den Überschwemmungsgebieten in Oberschwaben die Aufräumarbeiten begonnen haben, schauen die Bodenseeanwohner noch gespannt auf den Wasserpegel. Laut Christoph Pape von den Bodensee-Schiffsbetrieben liege dieser bei mehr als 4,90 Metern. Damit habe der Pegel die erste Hochwasser-Vorwarnstufe um zehn Zentimeter überschritten.
Bei den Fähren zwischen Meersburg und Konstanz gibt es wegen des hohen Wasserstandes ein Problem. Weil der Einfahrwinkel deshalb zu steil ist, können Menschen mit tiefergelegten Autos nicht auf der Fähre mitfahren. In der vergangenen Woche etwa habe der Pegelstand bei 4,20 Metern gelegen. Man beobachte die Lage.
Außerdem würden sich laut Feuerwehr große Treibholzmengen im See befinden und sind ein Hindernis und Gefahr für die Schifffahrt. Hier trafen die Feuerwehren Maßnahmen, um auch die Häfen zu schützen.
Erhöhter Wasserpegel führt zu Einschränkungen Badeverbot und Probleme im Schiffsverkehr am Bodensee
Der Bodensee führt derzeit deutlich mehr Wasser als üblich. Das hat einige Folgen. So gibt es Einschränkungen in der Schifffahrt und Badeverbote.
In Eriskirch und Langenargen am Bodensee gilt seit Donnerstag ein Badeverbot. Das Gesundheitsamt des Bodenseekreises hat allen Seegemeinden und Gemeinden mit eigenem Gewässer empfohlen, ein solches Verbot auszusprechen. Der Dauerregen und das Hochwasser haben wohl Schadstoffe ins Wasser gespült.
Damm in Leutkirch im Allgäu muss gesichert werden
Aufgrund der starken Regenfälle in den vergangenen Tagen ist der Damm des Fetzach-Mooses in Leutkirch-Urlau (Kreis Ravensburg) stark durchnässt. Um den Damm zu sichern, wurden dort in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag umfangreiche Stabilisierungsmaßnahmen eingeleitet. Die Behörden beobachten die Situation fortlaufend.
Die Polizei teilte auf SWR-Anfrage mit, dass in der Nacht mehrere Lkw-Ladungen Kies zum Hochwasserrückhaltebecken gebracht worden seien. Der Kies soll helfen, den Damm zu stabilisieren. Die Feuerwehr habe in den umliegenden Gemeinden Zettel in die Briefkästen geworfen, um die Bevölkerung zu informieren. Die Menschen können im Moment aber in ihren Häusern bleiben.
Vor EU-Wahl: Wahllokale wurden verlegt
Die Überschwemmungen wirken sich laut Landeswahlleiterin Cornelia Nesch kaum auf die Europa- und Kommunalwahlen am Wochenende aus. Einige wenige Wahllokale hätten den Standort wechseln müssen. Die Stadt Winnenden beispielsweise verlegte zwei Wahllokale. Zwar stünden sie mittlerweile nicht mehr unter Wasser, die Böden seien aber mit Schlamm verschmutzt, so die Stadt. Es sei nicht absehbar, dass die beiden Wahllokale bis zum Sonntag wieder betriebsbereit seien. Die Örtlichkeiten, in die ausgewichen werden soll, seien 100 Meter von den ursprünglichen entfernt.
Stimmzettel, Briefwahl, Gemeinderat Alles Wichtige zur Kommunalwahl 2024 in Baden-Württemberg
Am 9. Juni findet die Kommunalwahl statt. Bürgerinnen und Bürger können einen neuen Gemeinderat und Kreistag wählen. Wer darf wählen? Was ist neu? Das Wichtigste zusammengefasst.
Laut Nesch würden die Folgen des Hochwassers die Wahlen trotz der immensen Schäden nicht behindern. Es sei es auch möglich, seine Stimme nur mit einem Personalausweis oder Reisepass beim Wahllokal abzugeben, wenn die Wahlbenachrichtigung verloren worden sei. Das gelte aber ausdrücklich nicht für diejenigen, die die Briefwahl beantragt hätten.
Wer Briefwahlunterlagen nicht erhalten habe oder das Hochwasser die Unterlagen unbrauchbar gemacht habe, der müsse sich schnell an seine zuständige Gemeindebehörde wenden, so die Landeswahlleiterin. Dort könnten neue Unterlagen beantragt und abgeholt werden. Am einfachsten sei es, den Wahlumschlag bei der Gemeinde ausgefüllt wieder abzugeben. Neue Wahlscheine können laut Landeswahlleiterin Nesch in Baden-Württemberg noch bis diesen Samstag um 12 Uhr erteilt werden. Für das Hin- und Hersenden der neuen Unterlagen per Post reiche die Zeit aber nicht mehr aus, sagte sie.
Krisenstab in Meckenbeuren aufgelöst - Schule wieder geöffnet
Die Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren kehrte nach dem Hochwasser der vergangenen Tage langsam wieder zur Normalität zurück. "Der Krisenstab hat heute seine Arbeit eingestellt", sagte eine Gemeindesprecherin am Mittwoch. Seit eineinhalb Tagen liefen die Aufräumarbeiten. "Dank des sonnigen Wetters sind die Aufräumarbeiten besonders gut vorangegangen."
Auch eine geflutete Grundschule im Ortsteil Kehlen konnte am Donnerstag wieder öffnen. Das Wasser sei abgepumpt worden und der Strom sei auch wieder da. Die Schule und ein angrenzendes Sportgelände standen nach dem Dauerregen vom Wochenende unter Wasser. Fast 30 Millionen Liter Wasser seien bereits vom Technischen Hilfswerk Überlingen an dem Sportplatz abgepumpt worden, sagte die Sprecherin.
Weiterhin zahlreiche gesperrte Straßen wegen Hochwasser in BW
Auch wenn die Aufräumarbeiten vielerorts in vollem Gange sind, gibt es weiterhin Verkehrsbeeinträchtigungen durch die Hochwasserschäden. Zum Beispiel im Rems-Murr-Kreis wurden einige Straßen nach Informationen des Landratsamtes gesperrt. Die Landstraße zwischen dem Ortsteil Klaffenbach und Welzheim (Rems-Murr-Kreis) kann wohl für mehrere Monate nicht mehr befahren werden.
In Bergatreute (Kreis Ravensburg) ist innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal ein Hang an der Landesstraße Richtung Baienfurt auf Höhe Löffelmühle abgerutscht. Die Straße bleibt bis Anfang kommender Woche gesperrt, hieß es von der Freiwilligen Feuerwehr Bergatreute. Bei Neukirch sind Geröll und Bäume auf die Straße gestürzt, so die Feuerwehr. Die Lage dort sei noch nicht gesichert, Menschen sollten das Gebiet meiden. Es bestehe Lebensgefahr. Die Straße bleibt mehrere Tage gesperrt.
Im Ortenaukreis ist die Frohnaustraße in Hausach zwischen der B294 und Hegerfeldstraße wegen eines Erdrutsches in beiden Richtungen gesperrt, im Alb-Donau-Kreis die Straße bei Munderkingen wegen Hochwasser.
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Ausfälle und Umleitungen im ÖPNV möglich
Nach dem Hochwasser in vielen Regionen Bayerns und Baden-Württembergs sind die Fernverkehrszüge der Bahn wieder auf den meisten wichtigen Strecken unterwegs. Der aktuellen Betriebslage zufolge gab es auf der Strecke Ulm-Augsburg-München am Donnerstag keine flutbedingten Einschränkungen mehr.
Vereinzelt kann es noch im Nahverkehr zu Einschränkungen kommen. Im Wieslauftal im Rems-Murr-Kreis gibt es zum Beispiel beim Busverkehr weiterhin Teil- oder sogar Komplettausfälle. Die Buslinie 230 fällt beispielsweise komplett aus, genauere Informationen gibt es bei den Verkehrsverbünden.
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Hochwasserschäden: Darauf sollten Betroffene achten
Viele Menschen sind aktuell damit beschäftigt, ihre überfluteten Keller von Schlamm und durch das Wasser beschädigte Gegenstände zu befreien. Dabei gibt es laut Verbraucherzentralen einiges zu beachten. Noch bevor mit Aufräumarbeiten begonnen wird, sollten Versicherte demnach alle vom Hochwasser verursachten Schäden detailliert dokumentieren. Es ist hilfreich, die Schäden in Bildern und Videos festzuhalten, am besten aus verschiedenen Blickwinkeln und in guter Beleuchtung. Außerdem ist es wichtig, zweifelsfrei festzuhalten, wann die Fotos und Videos aufgenommen wurden. Auch Zeuginnen und Zeugen können hinzugezogen werden.
Wichtig ist außerdem, sich möglichst früh mit dem eigenen Versicherer in Verbindung zu setzen und alle Versicherungen, so schnell es geht, zu informieren. Die meisten Versicherer bieten hierfür Schadens-Hotlines an. Sonst könnten Versicherte auch leer ausgehen.
Dauerregen und Hochwasser in RLP Hochwasserschäden: Das sollten Sie jetzt tun
Straßen werden überspült, Keller laufen voll: In Rheinland-Pfalz war die Hochwasserlage in den vergangenen Tagen angespannt, vor allem an der Mosel. Was tue ich, wenn das Wasser mein Haus oder mein Auto beschädigt hat?
Welche Versicherung zahlt bei Schäden durch Hochwasser?
Grundsätzlich gilt: Schäden an der Einrichtung deckt die Hausratversicherung ab. Die Wohngebäudeversicherung schützt bei Schäden am Wohngebäude durch Feuer, Explosion, Blitzschlag, Einbruch, Sturm und Hagel. Schäden durch von außen eindringendem Wasser übernehmen übliche Hausrat- und Gebäudeversicherungen in der Regel nicht. Das tun sie nur, wenn sogenannte Elementarschäden durch Naturkatastrophen oder Unwetter ausdrücklich mitversichert wurden.