Gemeinschaftliche Praxen im Trend

Ärztemangel in der Region: Genossenschaftliches MVZ als Allheilmittel?

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Autor/in
Nadine Ghiba
SWR-Redakteurin Nadine Ghiba Autorin Bild

Für Hausärzte ist es immer schwieriger, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Ein genossenschaftliches Modell könnte die Lösung sein, so das Landratsamt im Bodenseekreis. Andernorts wird bereits daran gearbeitet.

Viele junge Ärzte wollen das finanzielle Risiko einer eigenen Praxis und den damit verbundenen Verwaltungsaufwand nicht mehr auf sich nehmen. Damit es im Bodenseekreis auch künftig genug Hausarztpraxen gibt, will der Landkreis nun ein genossenschaftliches Modell anregen, so das Landratsamt auf SWR-Anfrage. Ein paar Kommunen in der Region Bodensee-Oberschwaben arbeiten bereits an einem solchen Projekt.

Landratsamt will genossenschaftliches MVZ anregen

Sich um genügend Arztpraxen zu kümmern, das sei eigentlich Sache der Kassenärztlichen Vereinigung - und nicht des Landkreises, sagt ein Sprecher des Landratsamts Bodenseekreis gegenüber dem SWR. Trotzdem wolle man etwas gegen den drohenden Ärztemangel tun. Genossenschaftlich organisierte medizinische Versorgungszentren (MVZ) könnten da eine gute Lösung sein. Ärzte und auch Kommunen würden sich hier zusammenschließen, Räumlichkeiten und den organisatorischen Aufwand teilen, heißt es.

Der Landkreis selbst kann allerdings keine Genossenschaft gründen. Man könne deswegen lediglich Ärzte und Kommunen informieren und zur Umsetzung eines genossenschaftlichen MVZ anregen. Ob und wann es im Bodenseekreis dazu kommt, ist laut Landratsamt noch völlig offen.

Leutkirch im Allgäu hat bereits Genossenschaft gegründet

In Leutkirch im Allgäu ist laut Stadt die Umsetzung eines solchen MVZ in vollem Gange. Im Juli dieses Jahres wurde eine Genossenschaft mit diesem Ziel gegründet. Derzeit würde man Gespräche mit interessierten Ärztinnen und Ärzten führen und passende Räumlichkeiten suchen, teilt ein Sprecher auf SWR-Anfrage mit. Derzeit seien neben der Stadt selbst sieben Leutkircher Hausärzte Mitglied der Genossenschaft.

Die junge Generation von Ärzten hätte andere Erwartungen an ihr Berufsleben als die Generation, die bald in den Ruhestand geht, heißt es. Die jungen Mediziner würden heute beispielsweise großen Wert auf geregelte Arbeitszeiten und Teilzeitoptionen legen. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass der Anteil von Frauen im Ärzteberuf steige. Einige hätten den Wunsch, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Besonders in ländlichen Regionen werde der bestehende Ärztemangel dadurch noch spürbarer.

Wir sind daher überzeugt, dass dieses Modell zukunftsweisend ist und insbesondere für junge Ärzte große Attraktivität bietet. Zudem bietet das Modell auch die Möglichkeit für ältere Ärzte, zum Beispiel noch in Teilzeit weiter zu arbeiten.

Auch die Rahmenbedingungen haben sich laut der Stadt Leutkirch geändert. Die Führung einer Arztpraxis sei viel aufwendiger geworden und erfordere einen deutlich höheren administrativen Einsatz und spezifisches Know-how. Der kollegiale Austausch in einem Ärzteteam werde daher wichtiger und der Trend zu Praxen mit mehreren Ärzten halte an. Ein genossenschaftliches MVZ in Leutkirch könne möglicherweise bereits im Frühjahr an den Start gehen, heißt es.

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