Wald bei Karlsruhe: Trotz mehr Regen haben sich die Wälder in Mittelbaden nicht erholt

Trockenheit & Borkenkäfer

Trotz mehr Regen: Wald in Mittelbaden hat sich nicht erholt

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Heiner Kunold
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Obwohl es in diesem Jahr mehr geregnet hat, konnte sich der Wald im Schwarzwald, im Kraichgau und in der Rheinebene nicht erholen. Trockenheit und Borkenkäfer machen Probleme.

Der Wald in Mittelbaden hat weiter mit den Folgen von Trockenheit aus den vergangenen Jahren zu kämpfen. Auch wenn es in diesem Jahr mehr geregnet hat als 2022. Die Förster im Landkreis Karlsruhe wollen daher noch nicht von einer Erholung sprechen. Das feuchte Frühjahr und der Regen im Sommer seien nicht genug gewesen.

SWR-Reporter Heiner Kunold zum Zustand des Waldes:

Großraum Karlsruhe: Borkenkäfer haben sich ausgebreitet

Ein weiteres Problem für die Wälder sind Schädlinge wie der Borkenkäfer. Im Schwarzwald und im Kraichgau hat sich dieses Jahr der Borkenkäfer richtig breitgemacht und vor allem Fichten befallen. So meldet allein das Forstamt Walzbachtal-Gondelsheim im Landkreis Karlsruhe drei Mal so viel vom Borkenkäfer befallene Bäume wie im Jahr zuvor. Der Käferholzanteil im Holzeinschlag kletterte hier auf rund 500 Festmeter gegenüber 200 Festmeter im Jahr zuvor. Ähnlich sieht es auch in anderen Wäldern in Baden-Württemberg aus.

Das hat vor allem damit zu tun, dass sich die Käfer im Trockenjahr 2022 besonders gut vermehren konnten. Die von den Förstern gefürchtete dritte Borkenkäfergeneration schwärmte 2022 zwar nicht mehr aus, sie überwinterte aber in befallenen Bäumen und kam dann mit Beginn der Wärmeperiode in diesem Jahr ans Tageslicht. Deshalb fielen die Schäden dieses Jahr gleich so dramatisch aus.

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Erste Trockenschäden jetzt auch bei Douglasien

Die Trockenheit ist mittlerweile auch bei den widerstandsfähigen Douglasien ein Problem. "Um die Defizite der vergangenen Jahre aufzuholen, bräuchte es noch einige dieser gefühlt verregneten Jahre, damit sich der Wald erholen kann", erklärt Anne Klama, Regionalleiterin im Forstamt des Landkreises Karlsruhe.

Die aus Nordamerika importierte Baumart galt lange Zeit als adäquater Ersatz für die "Brotbaumart" Fichte. Inzwischen sind Douglasien selbst zu Sorgenkindern geworden, sagt Förster Ludwig Abele, zuständig für das Revier Walzbachtal-Gondelsheim. Der Förster findet immer häufiger Bäume mit braunen Kronen, was ebenfalls auf Trockenschäden hindeutet.

Ältere Buchen auf schlechteren Standorten werden zopftrocken. Das betrifft auch Bäume, die mehr als hundert Jahre alt sind. Diese absterbenden Bäume müssen wir fällen.

Im Kraichgau und in der Rheinebene gleichermaßen sind Buchen die Verlierer der Trockenheit und des Klimawandels in den vergangenen Jahren. Buchen sterben von oben herab ab. Das kann man an den lichten Kronen erkennen. Die 120 und mehr Jahre alten Bäume bekamen einen regelrechten Sonnenbrand.

Buchen sind die Verlierer der Trockenheit

Wenn eine betroffene Buche zusätzlich noch Nekrosen aufweist, das sind kleine, schwarze Flecken am Stamm, dann wird der Baum sehr instabil und stellt eine Gefahr für Waldspaziergänger dar, beschreibt Anne Klama vom Kreisforstamt das Problem. Solche Bäume müssten gefällt werden.

In der Rheinebene ringen wir um den Walderhalt. Hier stellen wir uns die Frage, welche Bäume mit den klimatischen Bedingungen überhaupt noch zurecht kommen werden.

Wie stark ein Wald geschädigt ist, leiten Förster auch an der sogenannten zufälligen Nutzung ab. Damit gemeint ist die Summe aller Schäden, die dazu führen, dass Bäume gefällt und aus dem Wald geholt werden müssen. Das können Käfer- oder Pilzschäden sein, ebenso wie Trocken- oder Sturmschäden.

Der Anteil dieser zufälligen Nutzung liegt im Kraichgau derzeit bei rund einem Drittel. In der Rheinebene, in den Hardtwäldern zum Beispiel liegt er bei bis zu 75 Prozent. Allein daran kann man erkennen, wie schlecht es dem Wald in der Ebene geht. 

Es gibt auch Lichtblicke

Neben all den Negativmeldungen gibt es für die Förster im Schwarzwald, in der Rheinebene und im Kraichgau aber auch noch ein paar Lichtblicke. Erste positive Meldung: Die allermeisten jungen Kulturen kamen in diesem Jahr gut an. Im vergangenen Jahr waren viele junge Bäume nach der Pflanzung einfach vertrocknet.

Außerdem gibt es Baumarten, die mit dem Klima insgesamt besser zurechtkommen. Im Waldzustandsbericht des Forstministeriums werden Eiche, Ahorn oder Tannen genannt. Förster Abele fügt noch den amerikanischen Tulpenbaum oder die alte einheimische Art "Elsbeere" hinzu. Das sind zwei Baumarten, mit denen die Förster zum Beispiel im Kraichgau derzeit experimentieren.

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