Die Druckmaschinen im Rechenzentrum im Karlsruher Westen laufen rund um die Uhr. Sechs Tage die Woche. Die Bescheide für die neue Grundsteuer werden hier im Auftrag von Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg produziert. Demnächst auch die Wahlbenachrichtigungen für die Bundestagswahl. Dazu kommt das ganz normale Geschäft mit Bußgeldbescheiden oder kommunalen Jahresabrechnungen für Bürgerinnen und Bürger. So viel hatte der Digital-Dienstleister Komm.ONE noch nie zu tun, heißt es hier.
Komm.ONE in Karlsruhe: So viel Arbeit wie nie zuvor
Was früher kommunale Rechenzentren im Land waren, arbeitet seit sechs Jahren als IT-Dienstleister Komm.ONE. Landesweit hat die 2018 gegründete Anstalt des öffentlichen Rechts sieben Standorte mit rund 2.000 Beschäftigten. Produziert wird in Karlsruhe und Ulm. Von diesen beiden Standorten aus wird auch im Auftrag der Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg verteilt. Sie bezahlen die Produkte und sorgen so für die Finanzierung des Unternehmens.
Was in diesem Herbst und Winter in den Rechenzentren von Komm.ONE passiert, gab es noch nie. Mit der neuen Grundsteuer und der bevorstehenden Bundestagswahl treffen zwei Großereignisse aufeinander. Bis zu 17 Millionen Dokumente in einem Monat müssen an den Standorten in Karlsruhe und Ulm gedruckt, kuvertiert und versandfertig gemacht werden.
Millionen Bescheide und Wahlbenachrichtigungen in wenigen Wochen
Die Bescheide für die neue Grundsteuer laufen durch eine der zwei großen Druckmaschinen bei Komm.ONE in Karlsruhe. Das Papier kommt von riesigen Rollen. Gleichzeitig läuft das ganz normale Geschäft mit dem Druck von Bußgeldbescheiden für Autofahrer oder Jahresabrechnungen. 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren normalerweise an den beiden Komm.ONE-Standorten in Karlsruhe und Ulm, sagt Jörg Eberle, Mitglied der Geschäftsleitung.
Neun Personen zusätzlich habe man sich zur Unterstützung geholt. Im Januar gehe es dann nicht mehr allein aus eigener Kraft. 3,6 Millionen Grundsteuerbescheide müssen insgesamt gedruckt werden, dazu 7,6 Millionen Wahlbenachrichtigungen. Ein Drittel der Arbeit im Januar wurde an Fremdfirmen vergeben, um die Wahlbenachrichtigungen fristgerecht bis zum 2. Februar zustellen zu können.
Komm.ONE: Aus kommunaler Datenverarbeitung wurde IT-Dienstleister
In einem Raum neben den laufenden Druckmaschinen wird kuvertiert. Bis zu 24.000 Stück schafft eine Maschine pro Stunde. Die Briefe werden per Hand in Kartons gepackt und an die Auftraggeber, die Städte und Gemeinden, verschickt. Es sei viel mehr Arbeit als sonst, sagt eine Mitarbeiterin.
Ausgeliefert wird über einen privaten Dienstleister. Früher, erzählt das Mitglied der Geschäftsleitung, habe es einen eigenen Kurierdienst für diese Art von Dokumenten gegeben. Aber Komm.ONE setzt auf Synergie und Effizienz. Das Unternehmen ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich, wird hier betont. Mit einer schwarzen Null im Jahresabschluss.
Strategie 2029 für Digitalisierung in Baden-Württemberg
Die Auftraggeber seien sechs Jahre nach der Gründung von Komm.ONE von ihrem IT-Dienstleister überzeugt, betont Jörg Eberle. Interesse und Aufträge der Kommunen nähmen sogar zu, sagt er. Gemeinsam arbeite man an einer digitalen Strategie 2029. Und da ist eine solche Bewährungsprobe wie jetzt besonders wertvoll.
Das Mitglied der Geschäftsleitung hat keinen Zweifel daran, dass alle Unterlagen, ob Grundsteuerbescheid, Wahlbenachrichtigung oder gelber Bußgeldbescheid, in den kommenden Wochen rechtzeitig ankommen. Vorausgesetzt, die Technik funktioniert wie erwartet. Urlaub habe er, so wie viele seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erst wieder ab März. Und Papier, betont er schmunzelnd, gebe es auf jeden Fall genug.