Das Bruchsaler Unternehmen Volocopter hat nach wochenlangen Verhandlungen neues Geld von seinen bestehenden Investoren bekommen, um sein elektrisches Flugtaxi weiterzuentwickeln. Das hat das Unternehmen dem SWR mitgeteilt. Um wie viel Geld es geht und von welchen Investoren es genau kommt, will Volocopter nicht sagen. Die Gespräche mit den Investoren würden weiterlaufen, so das Unternehmen.
Geld soll in Zulassung für das Flugtaxi fließen
Das bereits gezahlte Geld reiche bis zur geplanten sogenannten Musterzulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), so Volocopter. Das Unternehmen rechnet damit in ein paar Monaten. Erst mit der Musterzulassung darf das Unternehmen mit seinem Flugtaxi Passagiere kommerziell durch die Luft fliegen. Volocopter war und ist also noch dringend auf die Unterstützung seiner Investoren angewiesen.
Bislang hat das Unternehmen rund 50 Anteilseigner. Dazu zählen unter anderem der chinesischen Autohersteller Geely und der Halbleiterhersteller Intel aus den USA. Aber auch deutsche Unternehmen wie Mercedes-Benz und die Gründer von Volocopter gehören zu den Anteilseignern.
Volocopter bleibt erst mal in Bruchsal, hält sich aber Optionen offen
"Wir müssen dahin, wo das Geld herkommt", hatte CEO Dirk Hoke Ende April im Gespräch mit dem SWR gesagt. Auf die Frage, ob auch China ein künftiger Standort sein könnte, hatte Hoke geantwortet, dass man alle Möglichkeiten in Betracht ziehe.
Neue Finanzierung für Flugtaxi-Unternehmen soll in Kürze stehen CEO von Volocopter aus Bruchsal: "Müssen dahin, wo das Geld herkommt"
Volocopter aus Bruchsal braucht weiteres Geld. CEO Dirk Hoke zeigt sich optimistisch. Es gebe eine große Unterstützung der Investoren und neue Verhandlungen mit zwei weiteren Bundesländern.
Als möglicher neuer Hauptstandort war auch das Bundesland Bayern im Gespräch. Volocopter hatte den Freistaat und das Bundesverkehrsministerium um finanzielle Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro gebeten und wäre dafür umgezogen. Doch der Deal kam nicht zustande.
Ein Standortwechsel weg aus Bruchsal ist laut Geschäftsführung aktuell kein Thema mehr. "Momentan haben wir keinen Umzug geplant", sagt Christian Bauer im Gespräch mit dem SWR. Er ist Chief Financial and Commercial Officer und damit Teil der Geschäftsführung bei Volocopter. Das Unternehmen hat in Bruchsal seinen Hauptsitz und beschäftigt dort über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Volocopter schaut sich aber auch nach anderen Optionen um. Man habe das Ziel, das Flugtaxi in Metropolen in der ganzen Welt einzusetzen. Daher plane man auch mit weiteren Standorten in der Nähe dieser Metropolen, so Volocopter.
Zukunft der Mitarbeiter von Volocopter hängt von der Strategie ab
Mit dem Geld der Investoren kann Volocopter jetzt erst mal weiterarbeiten. Nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele in Paris, die am 26. Juli starten. Dort plant Volocopter Schauflüge dank einer vorläufigen Verkehrszulassung. Ursprünglich wollte Volocopter schon bei Olympia in Paris diesen Sommer Passagiere gegen Geld durch die Luft fliegen. Dieses Ziel musste das Unternehmen aber streichen.
Generell müsse man jeden Euro zweimal umdrehen, so Christian Bauer. Größere Entlassungen seien aber nicht geplant. Es würden laufend neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Umgekehrt würden auch Stellen gestrichen, die nicht mehr benötigt werden, so Bauer.
Als Startup hänge die Zukunft, auch der Mitarbeiter, von der Business Strategie ab, so Volocopter in einer Mitteilung. Die Strategie werde mit den Shareholdern und Anteilseignern besprochen.
Mitbewerber Lilium geht andere Wege als Volocopter
Neben Volocopter wollen auch viele andere Unternehmen mit ihren elektrischen Flugtaxis durchstarten, zum Beispiel Lilium mit Sitz in Gauting bei München. Das Unternehmen ist anders als Volocopter an der Börse notiert. Auch Lilium war auf der Suche nach weiterem Geld und ist nach eigenen Angaben am Kapitalmarkt fündig geworden. Auch zum Beispiel mit dem französischen Staat sei man in Verhandlungen über eine staatliche Unterstützung, so Lilium Mitte Mai.
Neben den deutschen Herstellern drängen auch amerikanische und chinesische Hersteller auf den Markt. Die Unternehmen setzen auf unterschiedliche Zulassungen und Produkte und erwarten Umsätze in Milliardenhöhe. Mobilitätsexperten sehen die Zukunft von Flugtaxis aber auch durchaus kritisch und als ein Nischenangebot für Personen mit hoher Zahlungsbereitschaft.