Der fehlende Regen wird für landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Karlsruhe immer mehr zum Problem. "Die Böden sind unheimlich ausgetrocknet", sagt Werner Kunz aus Ubstadt-Weiher. Der Landwirt ist schon über 40 Jahre im Geschäft. Noch nie hat er sein Sommergetreide so früh ausgesät wie in diesem Jahr. Normalerweise sind die Äcker im Februar so feucht, dass schwere Maschinen einsinken würden. Nicht so in diesem Jahr.
Seit sechs Wochen kein Regen in Ubstadt-Weiher
Werner Kunz hat Mitte Januar den letzten vernünftigen Regen bei sich gesehen. "Wenn es im März nicht ausreichend regnet, werden die Preise steigen", ist er sich sicher. Gemeint sind die Preise für Getreide. Der Markt ist durch den Krieg in der Ukraine ohnehin schon seit Monaten angespannt.
100 Liter Wasser pro Quadratmeter fehlen
Die Trockenheit im Sommer begrenzt den Ertrag, sagt Kunz. Wenn das Getreide aber gar nicht erst wachsen kann, sind die Folgen viel gravierender. Deswegen sei die Trockenheit im Winter noch schlimmer als die im Juni. Aber so weit möchte Kunz jetzt noch nicht denken. Er hofft noch auf eine Wende. Konkret schätzt er, dass es in den nächsten zwei bis drei Wochen 100 Liter Wasser pro Quadratmeter bräuchte.
Lage am Rhein in Dettenheim entspannter
Wie unterschiedlich die Situation allein im Landkreis Karlsruhe ist, zeigt die Aussage von Stephan Keinath. Er ist Landwirt in Dettenheim-Rußheim. Sein Betrieb liegt etwa eine halbe Autostunde entfernt von Werner Kunz. Stephan Keinath hat nicht so stark mit der Trockenheit zu kämpfen wie seine Kollegen im Kraichgau. Aber seinen Äckern würden 10 Liter pro Quadratmeter in den nächsten Tagen auch gut tun, schätzt der Landwirt aus Dettenheim.
Dass seine Äcker direkt am Rhein liegen, sieht der Landwirt als Vorteil. "Auch wenn es mal nicht regnet, haben wir immer noch viel Grundwasser. Dann haben die Pflanzen bessere Chancen, an Wasser zu kommen."
Trockenheit im Winter keine Ausnahme mehr
Beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Durlach beobachtet man die Veränderungen ganz genau. Martine Schraml arbeitet als Referentin für Klimaresilienz im Ackerbau. Die letzten fünf Jahre waren bis auf 2021 alle sehr warm und sehr trocken, sagt sie.
Auch der aktuelle Winter fällt in Baden-Württemberg wieder zu warm aus. Der trockene Februar habe die Grundwasserstände weiter sinken lassen. Die bereits angespannte Situation zum Beispiel am südlichen Oberrhein habe sich weiter verschärft, berichtet auch die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) in Karlsruhe.
Wie groß die Folgen der Trockenheit werden, hängt für Martine Schraml von den kommenden Wochen ab. "Wir hoffen auf Regen", sagt auch sie. Aber für Alarmstimmung ist es ihrer Meinung nach noch zu früh.
Die Kichererbse ist eine Gewinnerin der Trockenheit
Martine Schraml ist mit vielen landwirtschaftlichen Betrieben in Kontakt. Sie merkt, dass sich die Landwirte umstellen. Dabei kommen beispielsweise Sorten zum Einsatz, die früher erntereif sind, um der Trockenheit zu entkommen. Oder die Landwirte probieren neue Produkte. Vielversprechend sei beispielsweise der Anbau von Kichererbsen. Allerdings müsse sich hier auch erst noch ein regionaler Markt entwickeln. "Die Nachfrage ist deutlich gestiegen", sagt Schraml.