Der baden-württembergische Landtag hat am Freitag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Gedenkstunde fand im Konzerthaus in Karlsruhe statt. Jedes Jahr nimmt der Landtag eine andere Opfergruppe speziell in den Fokus. Dieses Jahr ging es um das Schicksal badischer Jüdinnen und Juden.
Holocaust-Gedenkstunde fand in Karlsruhe statt
Die Gedenkstunde des baden-württembergischen Landtags fand einen Tag vor dem Holocaust-Gedenktag statt - jedes Jahr wird am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 79 Jahren und an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
Im Vorfeld der Veranstaltung versammelten sich mehrere Politiker auf dem Jüdischen Friedhof in Karlsruhe, um der Opfer zu gedenken, darunter auch die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne), der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Rami Suliman.
Mit der Veranstaltung sollte das Leben zahlreicher Jüdinnen und Juden gewürdigt werden. Die Veranstaltung wird auch per Livestream aus dem Konzerthaus in Karlsruhe übertragen. Die Gedenkfeier findet jedes Jahr in einer anderen Stadt in Baden-Württemberg statt. Laut der Landesregierung nahmen an der Veranstaltung im Konzerthaus 500 Personen teil, darunter 200 Schülerinnen und Schüler aus sieben Schulen in Baden-Württemberg.
Aras mahnte "das Erinnern niemals zu vergessen"
Landtagspräsidentin Aras warnte in ihrer Begrüßungsrede vor dem "erstarkten Rechtsextremismus". Sie mahnte, das Erinnern niemals zu vergessen. "Wir begreifen die Erinnerung auch als Mahnung unserer heutigen Zeit", so Aras. Bürgerinnen und Bürger rief sie dazu auf, sich gegen Rechtsextremismus zu wehren: "Gegenwehr beginnt in der Gegenwart." Rami Suliman sagte in seiner Rede, dass sich der Nationalsozialismus in Baden besonders schnell ausgebreitet habe. Er beklagte, dass Judenhass auch Teil der Gegenwart sei.
Gedenken an badische Jüdinnen und Juden
Badische Jüdinnen und Juden gehörten während der Zeit des Nationalsozialismus zu den ersten Opfern der großen Deportationsaktion. Am 22. Oktober 1940 war die jüdische Bevölkerung aus Baden und der damaligen Saarpfalz mit neun Eisenbahnzügen in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert worden. Nach Angaben der Landesregierung gilt die sogenannte Wagner-Bürckel-Aktion, benannt nach den damaligen NS-Gauleitern, als erste systematische Deportation von Jüdinnen und Juden und als Testlauf für die Deportationen in Vernichtungslager.
Von den 6.576 Deportierten stammten demnach 5.617 aus Baden. Von Gurs aus seien die Menschen in weitere Außenlager gebracht worden. Viele von ihnen seien geschwächt auf dem Weg in diese Lager gestorben. Sie seien jeweils vor Ort bestattet worden. "Weitere wurden schließlich in den Vernichtungslagern Osteuropas ermordet, nur wenige überlebten - zum Teil mit Hilfe der französischen Résistance", heißt es von der Landesregierung.
Jüdisches Leben heute in Baden
In der Holocaust-Gedenkstunde am Freitag im Konzerthaus in Karlsruhe ging es neben dem Schicksal der badischen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus auch darum, das jüdische Leben im badischen Landesteil zu würdigen, so der Landtag.