Erntezeit in Achern im Ortenaukreis: Die inzwischen reifen Cannabispflanzen verströmen einen starken, leicht süß-würzigen Geruch, der das ganze Haus erfüllt. Albert Ellerbroek und Sebastian Schilling vom Cannabis-Club Südwest schneiden mit Gartenscheren sorgfältig den Stamm der Pflanzen ab, entfernen größere Blätter, kennzeichnen sie mit dem Erntedatum und machen die Pflanzen bereit zum Trocknen.
Die Pflanzen werden dann zwei Wochen in einem Raum im Keller hängen, wo die Inhaltsstoffe ihre berauschende Wirkung entfalten können. Anschließend können die Blüten und das Haschisch - das getrocknete Harz der Pflanze - zu festgelegten Preisen an die Mitglieder des Vereins abgegeben werden. Von der ersten Ernte erhoffen sich die Mitglieder etwa zwei bis drei Kilogramm Ertrag.

Viel Expertise bei Ernte von Cannabis nötig
Ellerbroek ist im Vorstand des Anbauvereins Cannabis Club Südwest e. V. aktiv und hat die Lizenz des Vereins, Cannabis anbauen zu dürfen, mit auf den Weg gebracht. Er ist am ersten Vormittag der Ernte sichtlich erfreut, die Erträge seiner monatelangen Arbeit in der Hand halten zu können. "Es ist natürlich ein toller Moment für uns, wir haben viel dafür gearbeitet", freut sich auch Vereinsmitglied Sebastian Schilling.
Im Anbauraum mit insgesamt 116 Pflanzen und einigen jungen Setzlingen ist botanische Expertise gefragt: Mit künstlichem Licht und Ventilatoren wurden die Cannabispflanzen bei 25 Grad und ungefähr 50 Prozent Luftfeuchtigkeit in den letzten Wochen aufgezogen. Sebastian Schilling weiß, worauf es beim Anbau ankommt: Die Erde braucht bestimmte Nährstoffe, verschiedene Sorten und Kreuzungen lassen den Geschmack und die Intensität variieren.
Verein aus Achern investiert viel Geld in zukünftigen Ausbau der Cannabis-Aufzucht
In Cannabisvereinen können Hanfbegeisterte gemeinschaftlich anbauen, ohne selbst in teures Equipment investieren zu müssen. Hier wird ihnen garantiert, ein sauberes Produkt ohne toxische Mischstoffe zu bekommen. Doch die Pflege der besonderen Pflanze erfordert auch gemeinsam nicht nur Wissen, sondern auch viel Geld. Zu den hohen Stromkosten kommen Miete und sehr genaue Vorgaben zum Einbrecherschutz, so muss der Vorstand des Vereins nach eigener Aussage momentan Geld vorstrecken.
Es ist eine große Investition für die kommenden Jahre: Das Mietshaus in Achern soll für den Anbau weiter ausgebaut werden. In möglichst naher Zukunft sollen einige der Pflanzen zudem in ein Gewächshaus im Garten umgesiedelt werden.

Bürokratische Hürden machen Vorstand des Clubs weiterhin zu schaffen
Trotz der historischen Ernte herrscht an diesem Tag nicht nur euphorische Stimmung unter den Vereinsmitgliedern: Vorstand Albert Ellerbroek zeigt sich teilweise unzufrieden mit dem Verlauf des Plantagen-Aufbaus. Ohne die vielen bürokratischen Hürden auf dem Weg zur Anbaulizenz des Clubs hätte er nach eigenen Angaben schon vor sechs Monaten erstmals ernten können. "Jeden Monat, in dem wir kein kontrolliertes Cannabis an Mitglieder abgeben können […], ist ein verlorener Monat, in dem der Schwarzmarkt weiter florieren kann", so der Vorstand.
In anderen Bundesländern seien die Hürden einer Lizenz bei Weitem nicht so hoch. Auch wenn der mögliche nächste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Wahlkampf eine Rückführung der Cannabis-Teillegalisierung angekündigt hatte, ist sich Ellerbroek des Bestehens seines Vereins vorerst sicher. Die Lizenz zum Anbau gelte unwiderruflich für die nächsten sieben Jahre, davon ist er überzeugt.
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Albert Ellerbroek: Stigmatisierung und Falschaussagen rund um Cannabis
Das Vorstandsmitglied ärgert sich auch über die von ihm wahrgenommene Stigmatisierung von Cannabis in der Gesellschaft und Falschaussagen von Politikern zum Thema, während Drogen wie Alkohol oder Nikotin so normalisiert seien. Die Konsumenten im Club Südwest seien keineswegs stereotypische Drogenabhängige, sondern Menschen aus der Mitte der Gesellschaft und aus allen Alters- und Berufsgruppen. Gegen die Tabuisierung von Cannabis will Ellerbroek sich wehren und aufklären.
Für alle Mitglieder spiele Suchtprävention, Jugendschutz und Aufklärung über Risiken der Droge eine große Rolle. Das Wissen über verantwortungsvollen Konsum auch in die Öffentlichkeit zu tragen, sei durch das Werbeverbot für Anbauvereine jedoch schwierig. "Wir würden gerne mehr einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, sind aber an die Vorgabe gebunden, nach außen unsichtbar zu sein", so Ellerbroek.
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Cannabis zeigt auch medizinische Wirksamkeit
Leslie Schwenk ist schon seit Gründung des Vereins im Jahr 2023 mit dabei. Für sie ist der Konsum des grünen Rauschmittels mehr als nur Genuss: "Ich finde auch den medizinischen Teil davon sehr interessant", sagt die 33-Jährige. Ihrer Mutter habe die Hanfpflanze während ihrer Chemotherapie als Mittel für besseren Schlaf und gegen Schmerzen sehr gut geholfen. Im Vergleich zu medizinischem CBD aus der Apotheke sei der Stoff des Vereins lokal und möglichst nachhaltig angebaut, fügt Sebastian Schilling hinzu. Zudem sei im Verein auch eine individuellere Beratung durch erfahrene Mitglieder möglich.
Die erste Ernte des Clubs gemeinsam mit einem Joint zu feiern, ist jedoch nicht möglich. In einem Umkreis von 100 Metern um das Gebäude herrscht per Gesetz ein striktes Konsumverbot. Vorerst muss also jeder im eigenen Wohnzimmer rauchen. Am besten erst, wenn die Kinder schon im Bett sind, empfiehlt Ellerbroek.
Kommentare (1)
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Deutschland 2025, man gibt Junkies Raum in den Medien und verführt Jugendliche ihr Leben mit einer Einstiegsdroge zu ruinieren.
Jawohl Erna, mal richtig einen rausgehauen....