Der Ende Oktober bei Germersheim (Rheinland-Pfalz) entflohene Mörder war am Tag seiner Flucht im Rahmen eines bewachten Ausflugs im Beisein von zwei Justizvollzugsbeamten auch in einem Baumarkt. Dies hat der SWR aus Ermittlerkreisen erfahren. Der Baumarkt-Besuch ist besonders brisant, weil der in der JVA Bruchsal (Kreis Karlsruhe) inhaftierte Mann seine Fußfessel nach Angaben von Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) mit Hilfe eines Werkzeugs geknackt hat.
Dies hatte die Ministerin bei einer Regierungsbefragung vor zwei Wochen im Landtag erklärt, aber sich nicht dazu geäußert, wie der Mann an das Werkzeug kam. Hier könnte der vorherige Abstecher in den Baumarkt möglicherweise eine Rolle gespielt haben. Die zerstörte Fußfessel war im Stadtgebiet von Germersheim gefunden worden, nachdem der 43-Jährige dort an einem Baggersee entflohen war.
Nach SWR-Informationen führte der bewachte Ausflug vor dem Baggersee-Besuch in einen Baumarkt, um Bretter für die Ehefrau des Mannes zu kaufen. Von ihm fehlt bis heute jede Spur, nach ihm wird europaweit gesucht. Er war 2012 vom Landgericht Karlsruhe zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, wobei eine besondere Schwere der Schuld festgestellt worden war. Er hatte einen 44-Jährigen erwürgt.
Auf bewachte Ausflüge, sogenannte Ausführungen, haben Strafgefangene einen rechtlichen Anspruch. Sie dienen - wie in diesem Fall auch - der Familienzusammenführung: Der 43-Jährige sollte am Baggersee seine Ehefrau und seine beiden minderjährigen Kinder treffen. Nach Informationen aus Ermittlerkreisen wird die Route für solche Ausflüge vorher festgelegt. Wie Justizministerin Gentges in der Regierungsbefragung sagte, durfte der Inhaftierte seit 2019 drei Mal pro Jahr unter Aufsicht aus dem Gefängnis.
Im Fall des entflohenen Mörders JVA Bruchsal bestätigt Vorfall mit Fußfessel bereits im Mai
Im Fall des vor drei Wochen geflohenen Häftlings an einem Baggersee in Germersheim hat es bereits im Mai einen Vorfall mit einer Fußfessel gegeben. Das bestätigt die JVA Bruchsal.
Bereits im Mai 2023 hatte es einen Vorfall mit der Fußfessel des Mannes gegeben: Bei einer damaligen Ausführung hatte sich die Überwachungseinheit an der Verbindung zum Befestigungsband der Fußfessel gelöst. Laut JVA Bruchsal wurde dies aber sofort bemerkt und der Vorfall entsprechend gemeldet. Warum sich die Fessel löste, ist nicht bekannt. Die JVA schließt aus, dass der Häftling die Fußfessel während der Autofahrt selbst manipuliert haben könnte.