Seit Beginn der Corona-Pandemie werden in Karlsruhe Abwasserproben auf Bestandteile des Virus untersucht. Seit Mitte des Jahres steigen die Werte wieder an. Die Kurve geht derzeit steil nach oben und nähert sich dem Allzeithoch aus dem vergangenen Jahr. Die Daten beziehen sich auf Karlsruhe, Ettlingen, Rheinstetten-Forchheim und Malsch.
Trend eindeutig: wieder mehr Corona-Infizierte
Aus den Abwasserdaten absolute Infektionszahlen abzulesen sei schwierig, so Andreas Thiem vom "Technologiezentrum Wasser". Aber der Trend sei eindeutig. Inzwischen ist die in Karlsruhe mitentwickelte Methode bundesweit im Einsatz.
Auch andere Länder in und außerhalb Europas würden zunehmend Abwasser untersuchen, um eine Ausbreitung von Corona und anderen Infektionskrankheiten zu verfolgen, erklärt Andreas Thiem.
Abwassermonitoring aus Karlsruhe gewinnt weltweit an Bedeutung
Der Grund für die zunehmende Bedeutung des Abwassermonitorings liegt auf der Hand: Seitdem sich immer weniger Menschen auf das Corona-Virus testen lassen, fehlen verlässliche Daten über dessen Ausbreitung. "Wir erfassen mit dem Abwassermonitoring alle Personen. Auch die, die sich nicht testen lassen", sagt Andreas Thiem. Dadurch erkenne man Trends. Menschen, die besonders gefährdet sind, könnten sich dann zum Beispiel entsprechend vorsichtig verhalten und größere Treffen meiden.
Beim Abwassermonitoring werden Proben aus Kläranlagen entnommen und dann in Laboren auf sogenannte "Biomarker" untersucht. Die Methode kann laut Robert Koch-Institut (RKI) helfen, Trends für die Entwicklung von Infektionszahlen abzulesen.
Karlsruher Klinikchef: Kaum schwere Verläufe bei Corona
Der medizinische Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe, Michael Geißler, hatte zuletzt gegenüber dem SWR davor gewarnt, den Fokus zu sehr auf Corona zu legen. Man verzeichne im Klinikum trotz der hohen Infektionszahlen kaum schwere Verläufe.
Corona sei inzwischen ein Infektionsvirus von vielen, sagte Geißler. Älteren, schwer kranken Menschen oder Personen mit einer Immunschwäche rate er trotzdem, in öffentlichen Räumen Maske zu tragen, um sich zu schützen.