Rainer Mannoff geht kein Risiko ein. Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn steht der 60-Jährige in der Warteschlange im Bürgerzentrum Mühlburg. Der Karlsruher will sich hier gegen Grippe impfen lassen. Für die Corona-Impfung waren alle Termine schon vergriffen, die will er nächste Woche nachholen. "Wir hatten schon Corona, mitten im Irland-Urlaub. Das brauche ich nicht nochmal", sagt er.
Apotheken: Fast 180 Impfungen gegen Grippe und Corona
Das Bewusstsein für Corona-Infektionen sei wieder gestiegen, so der Karlsruher Apotheker Felix Maertin. Er spürt daher ein wachsendes Interesse an Impfungen - auch wenn dies offenbar kein bundesweiter Trend ist. In der Rhein-Apotheke in Karlsruhe-Mühlburg hatte Maertin bereits im September erste Impfungen gegen Corona und Grippe angeboten. Hunderte Termine seien innerhalb von Stunden ausgebucht gewesen.
Daher hätten vier Apotheken gemeinsame Impftage im Bürgerzentrum Mühlburg organisiert. Allein an diesem Samstag gab es dort 86 Impfungen gegen Corona und 92 gegen Grippe - auch die Termine an den beiden weiteren Impfaktionen im Bürgerzentrum in den kommenden Wochen sind weitgehend ausgebucht.
Impfung gegen Corona stellt Ärzte vor organisatorische Probleme
Dass der Andrang so groß ist, liegt nach Einschätzung von Felix Maertin auch daran, dass viele Hausärzte keine Corona-Impfung anböten oder dass man auf Termine in den Praxen lange warten müsse. "Die Hausärzte haben keine Kapazitäten dafür, es fehlt das Personal und der Aufwand mit den Mehrfachdosen ist groß", so der Apotheker.
Die Impfstoffe werden nämlich in Behältnissen mit jeweils sechs Dosen geliefert, was die Arztpraxen vor organisatorische Probleme stellt, wenn gerade zum Beispiel nur wenige Patienten eine Impfung haben wollen. Neben Hausärzten bieten aber auch viele Apotheken Impfungen an.
Entspannterer Umgang mit Corona
Im Bürgerzentrum Mühlburg fühlt man sich am Samstag jedenfalls sofort wieder ein bisschen zurückversetzt in die Zeit der großen Corona-Impfaktionen während der Pandemie. Es gibt eine kleine Warteschlange, provisorische Impfkabinen hinter Sichtschutzwänden und an der Anmeldung Behälter mit Kugelschreibern, die nach "Benutzt" und "Sauber" getrennt sind.
Nur dass die Menschen jetzt deutlich entspannter mit der Krankheit und dem Risiko einer Infektion umgehen, fällt auf. Auf große Sicherheitsabstände verzichten die meisten, ebenso wie auf eine Maske. Geimpft wird hier gegen Corona oder Grippe - oder beides.
Eine Frau wartet auf ihren Mann. Mit 64 Jahren gehöre dieser zur Risikogruppe. Außerdem sei er als Fahrer für eine Spedition viel unterwegs und treffe viele Menschen. Zwei Stühle weiter sitzt der 70-jährige Axel Edelmann, dessen erste drei Corona-Impfungen schon länger zurückliegen. Er fand den Umgang mit der Pandemie im Rückblick zwar "übertrieben", hat aber doch Angst, sich mit Corona zu infizieren. "Wenn ich es kriegen würde, kann das ja auch schlimmer verlaufen, das weiß man ja nicht."
Stiko-Empfehlung gilt für Risikogruppen
Die Ständige Impfkommission, Stiko, empfiehlt eine Corona-Auffrischimpfung derzeit Menschen, die 60 Jahre oder älter sind oder wegen Krankheiten zu einer Risikogruppe zählen. Darüber hinaus sollten sich laut STIKO Angehörige von Menschen impfen lassen, bei denen eine Impfung vermutlich nicht wirken wird. Auch für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie für Personal in Medizin und Pflege gibt es eine Empfehlung für eine Auffrischimpfung. Diese sollte jährlich wiederholt werden, am besten im Herbst.
Gesunden Menschen zwischen 18 und 59, die noch keine sogenannte "Basisimmunität" durch Impfung oder Corona-Erkrankung erreicht haben, wird weiterhin empfohlen, sich impfen zu lassen.