14 Wochen lang Kunst und Kultur an zwanzig Orten im Nordschwarzwald - das war die Ornamenta 2024. Die Veranstalter haben nun Bilanz gezogen - mit ernüchternden Zahlen. So wurden insgesamt nicht einmal 6.000 Tages-, Wochen- oder Saisontickets verkauft. Inklusive der teils kostenlosen Einzelveranstaltungen wurden etwa 12.000 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Ornamenta ist vielen Menschen in Pforzheim unbekannt
Alles andere als zufriedenstellend für die Verantwortlichen von Stadt und Ornamentabund, die im Vorfeld mit mindestens 40.000 Besuchern und vielen internationalen Gästen gerechnet hatten. Doch nicht nur letztere wurden kaum gesichtet. Auch bei den Einheimischen scheint die Ornamenta nie wirklich angekommen zu sein. Selbst an ihrem Hauptspielort Pforzheim konnten bis zuletzt viele mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. An den Ausstellungsorten herrschte oft gähnende Leere.
Hörte man sich in Pforzheim um, fielen häufig Begriffe wie "schwer verständlich", "langweilig", "elitär" und "Geldverschwendung". Wie auch Umfragen des SWR zeigten, fiel es den Besuchern schwer, sich auch nur einen Überblick zu verschaffen, wo und wann welche Veranstaltung eigentlich stattfindet. Sogenannte Themengemeinden wie "Inhalatorium", "Bad Databrunn" oder "Schmutzige Ecke" trugen mehr zur Verwirrung als zur Orientierung bei.
Ornamenta 2024: Wenigstens finanziell kein Misserfolg
Da ist es auch wenig tröstlich, dass die knapp vier Millionen Euro teure Ornamenta den Veranstaltern zufolge wenigsten finanziell mit einer "schwarzen Null" zu Ende ging, wie Geschäftsführer Christian Saalfrank verkündete. Ein kleines Wunder für ein derartiges Kulturprojekt, wie er meinte. Auch Höhepunkte wie der künstliche Regenbogen über der Enz in Pforzheim oder ein durch die Region rollender riesiger schwarzer Filzball änderten nichts an der Tatsache, dass es offensichtlich nicht gelungen ist, die breite Bevölkerung zu erreichen.
Besucherzahlen bislang unter den Erwartungen Ornamenta 2024 in der Region Pforzheim: viel Kunst, wenige Besucher
Moderne Kunst und Design, Installationen und Veranstaltungen an 20 Orten im Nordschwarzwald – das ist die Ornamenta 2024. Persönliche Eindrücke von SWR-Reporter Peter Lauber.
Das gaben die Ornamenta-Verantwortlichen zum Abschluss auch unumwunden zu. Man habe es nicht geschafft, den Bürgern in breitem Umfang niederschwellige Angebote zu machen, meinte Georg Leicht, Präsident des Ornamenta-Bunds. Da gebe es nichts schön zu reden. Auch wenn viele auswärtige Kulturexperten das Konzept als spannend, mutig und innovativ gelobt hätten. Es sei aber gelungen, die Region kulturell zu vernetzen, ergänzt Frank Wiehe, Erster Landesbeamter im Kreis Calw.
Kommunikation war größter Schwachpunkt der Ornamenta
Mangelnde Kommunikation und Werbung sei das Hauptproblem der Ornamenta gewesen, sind sich die Veranstalter einig. Wobei der für die Finanzen zuständige ehemalige Pforzheimer Sparkassen-Chef Stephan Scholl anmerkte, dass für eine anständige Marketing-Kampagne schlicht kein Geld dagewesen sei. Diese Lücke müsse in Zukunft unbedingt geschlossen werden.
Die Ornamenta 2024 - Erfolg oder Misserfolg? Diese Diskussion wird nun im Pforzheimer Gemeinderat weitergeführt. Mehrere Fraktionen fordern eine umfangreiche Aufarbeitung. Stadtrat Andreas Sarow, selbst Künstler und anfangs eifriger Ornamenta-Befürworter, bezeichnete vor allem die Kommunikation als "unterirdisch", fordert gar einen Untersuchungsausschuss. Ein Stadtrat der Grünen sprach von einem großen Erfolg für eine viel zu kleine Zielgruppe.
Mehrheit will Ornamenta eine weitere Chance geben
Kommt in fünf Jahren die Ornamenta 3? Auf gar keinen Fall, meinen manche im Gemeinderat. Doch mehrheitlich will man dem Format eine weitere Chance geben. Selbst Kritiker wie Andreas Sarow sagen Ja zu einer Fortsetzung. Jedoch mit anderen Kuratoren, anderem Konzept und: von Anfang an müsse die Information im Mittelpunkt stehen.
Auch Kulturbürgermeister Tobias Volle, erst wenige Wochen im Amt, wünscht sich eine Fortsetzung der Ornamenta. Doch dürfe diese nicht mehr so abstrakt und so weit weg von den Menschen sein, sagte Volle. "Wir haben Fehler gemacht, das haben wir verstanden. Und das korrigieren wir."