Kulturförderung

Meinung: Ornamenta in Pforzheim: Elitäres Projekt statt Kultur für alle

Stand
Autor/in
Annika Jost
Reporterin Annika Jost

Die Ornamenta soll Gäste aus der ganzen Welt nach Pforzheim locken und die Kultur in der Region langfristig fördern. Ein Programm ist noch nicht bekannt - vier Monate vor Start. Das Projekt, gefördert von öffentlichen Geldern, entwickelt sich zu einer elitären Veranstaltung, befürchtet Reporterin Annika Jost.

In knapp vier Monaten soll es soweit sein: Menschen aus der ganzen Welt strömen nach Pforzheim, um bei dem Kulturevent des Jahres dabei zu sein. So zumindest der Wunsch der Veranstalter. Die Ornamenta in Pforzheim startet im Juli. Und noch ist kein Programm veröffentlicht.

Die Ziele der Organisatoren sind hochgesteckt: internationales Publikum und eine langfristige Förderung der regionalen Kultur möchte die Ornamenta in Pforzheim bewirken. Also Kultur für alle. Was bisher bekannt ist, lässt aber eher auf ein elitäres Programm für eine kleine Gruppe aus der Umgebung schließen. Und das bei Kosten von 3,8 Millionen Euro, wovon die Hälfte aus öffentlichen Geldern besteht.

Gäste von weither müssen die Reise nach Pforzheim im Voraus planen können

Will man Menschen von weither für Pforzheim und das Kulturprogramm der Ornamenta begeistern, ist Planungssicherheit ein hohes Gut. Menschen müssen auf eine Veranstaltung aufmerksam werden, sich Zeit nehmen und eine Unterkunft buchen. Die Leute fangen jetzt an ihren Sommer zu planen. Ohne konkretes Programm werden sie sich bei ihren Reise- und Ausflugsplanungen aber wohl kaum für Pforzheim entscheiden.

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Kultur für alle droht zu scheitern

Menschen aus der Region wieder für die Kultur hier begeistern zu wollen, ist ein ehrenwertes Ziel. Gerade weil sich die Kulturszene noch nicht von der Coronapandemie erholt hat. Doch wer sich über die Ornamenta informieren will, landet auf einer komplizierten Internetseite, die wenig Aussagekraft liefert. Die Startseite zeigt eine Karte mit Veranstaltungen, die bereits 2023 stattgefunden haben. Menschen, die sich nicht auskennen in der Kulturszene, werden ratlos zurückgelassen.

Die großen Themenschwerpunkte, die sogenannten "Themengemeinden", sind zwar ausführlich erklärt und beschäftigen sich mit Problemen unserer Zeit. Darüber hinaus findet man aber vor allem eins: gut klingende und nichts sagende Marketingsätze. Da wird zum Beispiel von "nicht-institutionellen Kontexten" und einer "Beziehung zwischen einem lokalen, nationalen und internationalen Publikum" gesprochen. Oder wissen Sie was die "fünf thematischen Nachbarschaften" sind? Klickt man auf "Programm", findet man nur Termine aus der Vergangenheit. Unter dem extra Reiter "Programm 2024" steht auch nichts Konkretes.

Pforzheim: "Ornamenta Lust" soll die Lösung sein

Scrollt man durch die Instagramseite "Ornamenta Lust" findet man doch die ein oder andere geplante Veranstaltung. Doch wen soll das Yoga-Retreat, bei dem man einen Achtsamkeitsring herstellt, erreichen? Bestimmt nicht die breite Masse der Pforzheimer. Ja, Kunst ist speziell und hat in vielen Formen eine Daseinsberechtigung. Aber mit solchen Ideen erreicht man eben doch nur die, die sich sowieso schon dafür begeistern.

Die Ornamenta auf Instagram

Kleine Lichtblicke: Ornamenta soll das Stadtbild prägen

Und doch findet man sie: die kleinen Lichtblicke, die hoffen lassen. Die Ornamenta sollen das Stadtbild prägen. Die ersten Ideen klingen vielversprechend. Ein Regenbogen über der Enz ist in Arbeit. Etwas, das jeder sieht, der vorbeiläuft und wohl die meisten begeistern wird. Ein großer schwarzer Ball soll eine Reise durch die Region antreten und an ungewöhnlichen Orten auftauchen. Damit regt man Menschen vor Ort an, sich mit der Kunst zu beschäftigen. Geht es weiter in diese Richtung, möchte man vorsichtig optimistisch bleiben. Auf jeden Fall erwarte ich mit Spannung das komplette Programm.

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