Schwäbisch Haller Selbsthilfegruppe erfährt großen Zuspruch

Long Covid: Fortschritte bei Therapie und Forschung

Stand
Autor/in
Thorsten Weik

Über 130.000 Menschen in Baden-Württemberg sind an Long Covid erkrankt. Deren Versorgung wird besser, hat aber noch Lücken. Und neuste Forschungsergebnisse geben ihnen Hoffnung.

Die Versorgung nach einer Post- oder Long Covid-Erkrankung wird laut Krankenkasse AOK immer weiter ausgebaut und verbessert. Trotzdem fehlen den Betroffenen häufig heilende Behandlungen. Viele suchen Hilfe in Selbsthilfegruppen wie "Corona im Ländle", die im Raum Heilbronn-Schwäbisch Hall aktiv ist.

Long Covid-Selbsthilfegruppen mit Mitgliederboom

Die Selbsthilfegruppen sind gefragt und wachsen; es gibt bundesweite Gruppierungen, aber auch zahlreiche regionale. Aber nur ein kleiner Teil der Betroffenen findet den Weg in die Selbsthilfegruppe. Dabei könnten weit mehr Menschen profitieren. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg wurden allein im Jahr 2022 über 130.000 Patientinnen und Patienten mit Langzeitfolgen nach einer Covid-Infektion gezählt.

Ein Indiz für weiter steigende Zahlen sind die Mitgliederzahlen der Selbsthilfegruppen. "Corona im Ländle" wurde beispielsweise im Mai 2021 von Hannelore Herrmann aus Schwäbisch Hall-Sulzdorf mit 12 Mitgliedern gegründet, Ende 2023 waren es bereits über 270 Mitglieder.

Forderung: Geld für Corona-Selbsthilfegruppen

Die Betroffenen erhalten in Selbsthilfegruppen vielseitige Beratungen. Damit helfen sie vielen Menschen und entlasten zum Beispiel Mediziner, erklärt Hermann. Das Engagement sei jedoch komplett ehrenamtlich.

Es wäre wichtig, dass Selbsthilfegruppen mit Geld ausgestattet werden.

Mittlerweile würden auch Ärzte und Krankenhäuser die Selbsthilfegruppen als Anlaufstellen empfehlen.

Betroffene fordern mehr Hilfe

Trotz der engagierten Arbeit in den Selbsthilfegruppen haben die Betroffenen jedoch wenig Einfluss auf die medizinische Versorgung. Auch vier Jahre nach Beginn der Pandemie gibt es noch keine sichere Heilung für Long Covid. Zwar sei das Behandlungsangebot in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, weiß Hannelore Herrmann. Trotzdem fehle den Betroffenen häufig ein ganzheitliches Angebot. Das Krankheitsbild sei so vielfältig, dass viele medizinische Fachbereiche benötigt würden, die seien meist jedoch nicht unter einem Dach. Der Weg zu vielen unterschiedlichen Praxen sei für Betroffene oft eine große Herausforderung.

Krankenkassen haben Versorgung verbessert

Die größte Krankenkasse in Baden-Württemberg, die AOK, sieht ebenfalls deutliche Fortschritte bei der Unterstützung von Long Covid-Betroffenen. Beispielsweise helfe der digitale Long-Covid-Coach als niederschwelliges Hilfsangebot zur Linderung von Beschwerden. Außerdem könne er in der Rehabilitation unterstützen, ergänzend zur ärztlichen Behandlung und nach ärztlicher Rücksprache, unter anderem bei Müdigkeit und Erschöpfung, kognitiven Störungen, Schwindel, Sensibilitätsstörungen, Riechstörungen und Atemnot, teilt die AOK mit.

Forschung und Versorgung wird weiter ausgebaut

Damit Long Covid in Zukunft besser und zielgenauer behandelt werden kann, wird mittlerweile viel Forschung betrieben. Einzelne Ergebnisse machen immer wieder Hoffnung. So zum Beispiel die kürzlich veröffentliche Erkenntnis, was den sogenannten "Brain Fog" auslöst. Betroffene leiden meist unter Erinnerungs- und Konzentrationsstörungen. Als Ursache haben Forscher in Dublin eine Störung des Blutversorgungssystems im Gehirn ausgemacht.

Bis diese Forschungsergebnisse zu konkreten Behandlungsmethoden führen, wird es jedoch noch lange dauern. Außerdem gebe es kein einheitliches Krankheitsbild, teilt die AOK Baden-Württemberg mit, daher fehle es auch an einer spezifischen Therapie.

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