Sie war vielen ein Dorn im Auge: Die Gedenktafel an einem Soldatengrab in Neudenau-Herbolzheim (Kreis Heilbronn) stand immer wieder in der Kritik. Angebracht wurde sie in den 1950er Jahren von einem zeitweilig als rechtsextremistisch eingestuften Verband mit dem sperrigen Namen "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS" (HIAG). Das Regierungspräsidium Stuttgart hat die Tafel nun entfernen lassen.
Präsidium sieht öffentliche Ordnung gestört
In dem Grab liegen drei Soldaten der Waffen-SS. Auf der Tafel ist unter anderem "Treue um Treue" zu lesen, ein Motto von Truppenbestandteilen der Wehrmacht. Das Motto ist seit 2014 in der Bundeswehr verboten.
Jedes Grab müsse eine "würdige Ruhestätte sein", eine "Glorifizierung und Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut oder auch nur der Anschein, stehe aber diesem Grundsatz diametral entgegen", teilte das Regierungspräsidium mit. Die Gedenktafel stelle daher eine Störung der öffentlichen Ordnung dar.
Grab an sich ist nicht das Problem
Das Bündnis "Wehret den Anfängen" aus dem Heilbronner Raum beispielsweise kritisiert die Tafel schon lange. Einer der Sprecher, Gunter Haug, betont allerdings mehrfach, dass es nicht um das Grab als solches gehe, sondern um die HIAG-Tafel. Bei einer Kundgebung im Mai 2022 erklärte Haug, man müsse an die schrecklichen Schicksale der Soldaten erinnern, einer der in Herbolzheim Bestatteten sei gerade einmal 18 Jahre alt gewesen.
Grab als Gedenkstätte missbraucht
Die Tafel wiederum, die eben von der HIAG angebracht wurde, kehre das Erinnern um, so Haug. Hier werde nicht des Schreckens gedacht, sondern Soldaten glorifiziert, die von ihren Vorgesetzten "verheizt" wurden, sagte Haug im Mai 2022. Immer wieder hätten sich dort zu bestimmten Daten Neonazis zu Gedenkveranstaltungen getroffen.
Die HIAG wurde 1951 als "Traditionsverband" von ehemaligen Mitgliedern und Offizieren der Waffen-SS ins Leben gerufen und bis zur Auflösung 1992 zeitweilig als rechtsextremistisch vom Verfassungsschutz beobachtet.