Dem deutschen Wald soll es schlecht gehen - das hört man immer wieder. In einigen Regionen, wie im Harz oder im Taunus, liegen ganze Flächen brach. Einige Bäume kommen mit den veränderten Klimabedingungen nicht klar und werden dadurch anfälliger für Krankheiten und Parasitenbefall. Einige Baumarten drohen gar auszusterben. Vor allem der Esche geht es schon seit vielen Jahren schlecht - hängt das mit der Klimaerwärmung zusammen? In Schwäbisch Hall mussten nun rund 300 Eschen aufwändig mit einem Hubschrauber entfernt werden, die von einem Pilz befallen waren und drohten umzustürzen.
Was kann gegen das Baumsterben unternommen werden? Wird es in ferner Zukunft noch Wälder in der Form geben, wie wir sie kennen? Oder erwarten uns dann Olivenbäume und Palmen im Wald? Vor allem wenn man bedenkt, dass Deutschland im Jahr 2050 das Klima haben soll, das jetzt in Madrid oder Australien herrscht. Ein Blick auf verschiedene Waldprojekte in Heilbronn-Franken.
300 Eschen mit dem Hubschrauber entfernt - Warum sterben so viele Eschen?
Auch in Heilbronn-Franken geht es einigen Bäumen, wie den Fichten und Eschen, nicht gut - siehe Schwäbisch Hall. Dort mussten 300 kranke Eschen für 200.000 Euro aus der Badersklinge mit dem Hubschrauber entfernt werden. Warum kam es so weit? An der Stelle fließt ein Bach und bei Starkregen könnte das tote Holz der abgestorbenen Eschen die Klinge verschließen. Das Wasser könnte sich wie bei einen Damm stauen, der dann auf einmal brechen könnte und dann würde es Überschwemmungen im Tal geben, wo Wohnhäuser stehen. Die kranken Bäume mussten also aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Nur die Eschen, die noch gesund und fest verankert sind, konnten stehenbleiben.
Viele Eschen leiden am sogenannten Eschentriebsterben - das wird verursacht durch einen sehr aggressiv mutieren Pilz aus Asien, dem Falschen Weißen Stängelbecherchen. Daher ist am Eschensterben nicht der Klimawandel, sondern die Globalisierung schuld. Der Pilz setzt sich in den Knospen und jungen Trieben der Esche fest und lässt diese absterben (Eschentriebsterben). Zusätzlich kann kontaminiertes Laub am Boden den Stammfuß der Eschen befallen und das Holz absterben lassen. Dadurch werden die Bäume instabil und können plötzlich umstürzen, erklärt Ulrich Potell, Geschäftsführer des Landeswaldverbands Baden-Württemberg.
In unseren Waldökosystemen können andere Bäume zwar einige Funktionen der Esche übernehmen. Der Verlust der Esche bedeutet jedoch auch einen Verlust an Vielfalt und schwächt damit insgesamt die Resilienz.
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Was passiert mit kahlen Flächen im Wald?
Im Wald wird die "natürliche Verjüngung" angestrebt, also dass ansässige Bäume ihre Keimlinge verbreiten und auf natürliche Weise neue Bäume wachsen. Wenn das aber nicht ausreichend passiert oder eine Fläche mit Bäumen in kurzer Zeit dezimiert wurden, müssen die kahlen Flächen wieder aufgeforstet werden. So geschehen beispielsweise im Wald bei Roigheim (Kreis Heilbronn) mit 4.000 neuen Bäumen oder im Wald bei Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) mit 20.000 neuen Bäumen. Der Waldumbau ist eigentlich das letzte Mittel, sagt Jörn Hartmann vom Forstamt Heilbronn. Im Landkreis Heilbronn sind bisher nur 0,5 Prozent der Waldfläche künstlich bepflanzt.
Bei verschiedenen Projekten, auch in den Wäldern in Heilbronn-Franken, werden neue Baumarten getestet, die den Klimaveränderungen besser standhalten und aussterbende Baumarten ersetzen sollen. Im Gemeindewald Langenbrettach (Kreis Heilbronn) gibt es mehrere Flächen, auf denen verschiedene, teilweise exotische Baumarten getestet werden.
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Zwei Dinge machen es den Fichten und Eschen besonders schwer - welche Baumarten könnten sie ersetzen?
Eckhard Staudt ist Forstrevierleiter im Gemeindewald Langenbrettach (Kreis Heilbronn) und betreut die neuen "Anbauflächen" im Wald. Auf einer Fläche im Süden des Waldes standen bis vor ein paar Jahren noch überwiegend Fichten und Eschen. "Beide sind unsere Hauptproblem-Baumarten", sagt Staudt. Die geschwächte Fichte fällt durch ihre flachen Wurzeln schnell bei Stürmen um und ist an dieser Stelle stark vom Borkenkäfer befallen gewesen, was die Fläche in den vergangenen beiden Jahren stark dezimiert hat, erzählt Staudt weiter. Außerdem haben hier viele Eschen nicht überlebt, weil sie schon seit über 15 Jahren vom Pilz befallen sind und dadurch Stück für Stück absterben. Nur wenige Eschen sind gegen den Pilz resistent, so Staudt. "Aber die Masse der Eschen wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten Jahre ausfallen." Laut Staudt hängt "die Sache mit dem Pilz nicht mit dem Klimawandel zusammen, sondern mit der Globalisierung."
Im Wald bei Langenbrettach ist der Borkenkäfer vor allem seit dem heißen Sommer 2018 ein großes Problem. Durch trockene Böden können Fichten kein Harz produzieren und sich so nicht gegen den einbohrenden Borkenkäfer wehren. Durch den Befall sterben sie ab.
Wie wird der Wald in Zukunft aussehen? Exotische Baumarten werden getestet
An dieser Stelle wurden dann im Frühjahr 2024 neue, standortheimische Baumarten angepflanzt: Die Stileiche kombiniert mit anderen Ersatzbaumarten. Eckhard Staudt erwartet, dass diese neuen Bäume auch mit der zunehmenden Erwärmung klarkommen. Die Stileiche hat zum Beispiel tiefere Wurzeln, was sie standhafter macht und wodurch sie besser an Wasser kommt, was an diesem Standort im Wald wichtig ist.
Auf einer anderen Fläche im Gemeindewald Langenbrettach werden seit vier Jahren auch exotischere Baumarten getestet: Eiben, Esskastanien, Libanon-Zedern und Roteichen. Nur die Eibe ist eine heimische Baumart, alle anderen sind nicht heimisch und kommen aus Nordamerika, dem Mittelmeerraum oder dem Libanon. Die Esskastanie und die Roteichen haben sich schon bewährt - sie werden schon seit vielen Jahren versuchsweise angebaut. Die Libanon-Zeder ist der neuste Versuch. Bei ihr müsse noch abgewartet werden, wie sie sich in den hiesigen klimatischen Bedingungen bewähren könnte.
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Wäldern in Heilbronn-Franken geht es vergleichsweise "ganz gut"
Im Großen und Ganzen geht es dem Wald in unserer Region im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland aber noch ganz gut, sagt Eckhard Staudt. Schon seit Herbst 2023 habe es nach den vielen Trockenperioden ausreichend Niederschläge gegeben, so auch vergangenen Sommer. "Das hat zu einer leichten Entspannung bei etlichen Baumarten geführt, die tief genug wurzeln", sagt Staudt. Buchen, Hainbuchen, Linden, Ahorne und Eichen haben sich ein wenig erholt – "denen geht's so mittelprächtig, könnte man sagen", so Staudt weiter. Bei weiteren trockenen Sommern werden aber auch die Buchen Dürreschäden zeigen. Palmen, Bananenstauden oder Olivenbäume werden wir in unseren Wäldern vorerst also nicht sehen.
Wälder haben gesundheitsfördernde Wirkung
Waldspaziergänge sollen sich übrigens auf den Körper gesundheitsfördernd auswirken. Wer zwei volle Tage im Monat im Wald verbringt, soll die positiven Effekte nachhaltig spüren:
Also ein weiterer wichtiger Grund, unsere Wälder zu pflegen und zu erhalten!