Auch am Donnerstag sind die Lokführer der GDL bei der Deutschen Bahn erneut im Ausstand. Viele Züge fallen aus. Auf einer Kundgebung in Stuttgart wird GDL-Chef Weselsky erwartet.
Der vierte und bisher längste Lokführerstreik der Gewerkschaft GDL im Personenverkehr der Deutschen Bahn (DB) hat begonnen. Seit dem frühen Mittwochmorgen kommt es deshalb erneut zu erheblichen Einschränkungen auf der Schiene, das setzt sich auch am Donnerstag fort.
Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Mittwochmorgen mitteilte, ist der Notfallfahrplan der Bahn in Baden-Württemberg stabil angelaufen. Er sichert laut Bahn nur "ein sehr begrenztes Zugangebot" im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. So fahren im Fernverkehr wie in früheren Streiks nur rund 20 Prozent der Züge. Im Regionalverkehr fallen die Beeinträchtigungen je nach Region recht unterschiedlich aus.
Fahrgäste sollten sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung informieren. Reisende im Fernverkehr sollten frühzeitig einen Sitzplatz reservieren.
Was Sie über Ihre Fahrgastrechte wissen sollten, wenn der Zug nicht fährt:
GDL-Chef Weselsky kommt nach Stuttgart zur Kundgebung
In Stuttgart ist am Donnerstagvormittag eine Demonstration der Lokführer geplant. Dort wird GDL-Chef Weselsky erwartet, der in der Innenstadt auf dem Schlossplatz zu den Streikenden sprechen soll. Die Gewerkschaft hat für die kommenden Tage in mehreren Städten Streikkundgebungen angekündigt.
Einschränkungen im Personen- und Güterverkehr bis Montagabend
Die GDL hatte im Tarifstreit mit der DB zu einem neuen, sechstägigen Streik aufgerufen. Dieser hat im Personenverkehr in der Nacht zum Mittwoch, 24. Januar, um 2 Uhr begonnen und soll bis Montagabend, 29. Januar, 18 Uhr dauern. Es ist der bisher längste Ausstand der GDL bei der Bahn. Zuletzt hatte die Gewerkschaft das Unternehmen vom 10. bis 12. Januar drei Tage lang bestreikt.
Im Güterverkehr von DB Cargo hatte der Streik bereits am Dienstag um 18 Uhr begonnen. Hier meldet die Bahn erhebliche Behinderungen bis nach Polen oder Skandinavien und an den Seehäfen in den Niederlanden und Belgien.
Bahnstreik - alles Wichtige für Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg sind Züge des Fern-, Regional- und S-Bahnverkehrs betroffen. Allerdings sind die Auswirkungen regional unterschiedlich. Die Bahnhöfe im Land sind deutlich leerer als sonst, viele Menschen haben sich offenbar auf den Streik vorbereitet und Reisen verschoben oder umgeplant.
Die Deutsche Bahn informiert auf ihrer Website laufend über Zugausfälle. Einen Überblick über betroffene Strecken gibt unser Infokasten:
GDL-Chef verteidigt den Streik - Fronten im Tarifkonflikt verhärtet
Der Vorsitzende der GDL, Claus Weselsky, verteidigte den Arbeitskampf am Mittwochmorgen als "verhältnismäßig". Das Bahn-Management sei "beratungsresistent", daher müsse seine Gewerkschaft "länger und auch härter streiken", sagte er im ZDF. Er verwies insbesondere auf Verhandlungsergebnisse mit anderen Eisenbahnunternehmen als "mögliche Kompromisslinie", was die DB abgelehnt habe. Eine Einigung und damit ein vorzeitiges Streikende schloss Weselsky aus.
Die Bahn rief die Gewerkschafter auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Strittig ist insbesondere die Forderung der GDL, die Wochenarbeitszeit der Lokführer von 38 auf 35 Stunden zu senken, bei vollem Lohnausgleich. Kurz vor Beginn des Streiks hatte die GDL der Bahn noch einen Einigungsvorschlag unterbreitet. Den lehnte die Bahn aber als "Wiederholung altbekannter Maximalforderungen" ab.
Ein Lokführer aus Karlsruhe unterstützt die Forderungen der GDL. Im Gespräch mit dem SWR beklagt er die derzeitigen Arbeitsbedingungen:
GDL wirft Bahn "Veralberungstaktik" vor
Der Tarifstreit zwischen der GDL und der DB läuft schon seit Wochen. Vor dem Jahreswechsel legte die Gewerkschaft bei zwei Warnstreiks große Teile des Personenverkehrs lahm. Im Januar folgte dann ein dreitägiger Streik mit ähnlicher Wirkung.
Bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag hatte GDL-Chef Weselsky gesagt, DB-Personalvorstand Martin Seiler müsse sich langsam die Frage stellen, ob er als Verhandlungsführer überhaupt geeignet sei. Das jüngste Angebot der Bahn sei "Veralberungstaktik".
Pro Bahn fordert Schlichtung
Derzeit liegen die Tarifverhandlungen mit der Bahn auf Eis. Die Gespräche waren insbesondere an der GDL-Forderung einer Senkung der Wochenarbeitszeit gescheitert.
Der Fahrgastverband Pro Bahn sprach sich für ein Schlichtungsverfahren aus. Der Pro-Bahn-Vorsitzende Detlef Neuß schlug als Schlichter den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) vor. Dieser habe bereits mehrmals zwischen GDL und DB vermittelt, sagte Neuß. Die GDL lehnt eine Schlichtung bisher ab.