Trotz Mangels an Logopädinnen und Logopäden soll mit der Ausbildung derartiger Fachkräfte in Weingarten Schluss sein. Das Diakonische Institut für Soziale Berufe als Träger will die Schule für Logopädie im Herbst 2026 schließen, weil sie nicht mehr finanzierbar sei. Das aber wollen Studierende verhindern – mit einer Petition.
Schließung wegen Mangels an Logopäden "fatal"
Es sei fatal, die Schule in Weingarten zu schließen, sagen die Studierenden der Schule, die jährlich bis zu 20 Logopäden ausbildet. Es gebe schon jetzt zu wenig Therapeuten, die Menschen helfen, wenn sie unter Sprach- oder Schluckstörungen oder etwa Sprachverlust nach Schlaganfällen leiden. Der Deutsche Bundesverband für Logopädie bestätigt das. Er führt Zahlen der Arbeitsagentur an, wonach es in Deutschland vergangenes Jahr im Schnitt 146 Tage dauerte, bis eine freie Stelle in der Logopädie besetzt werden konnte, also rund vier Monate.
Lange Wartelisten für Patienten
Und in Baden-Württemberg sei die Lage noch schlimmer, warnt Irene Meinel-Kathan, eine der Studierenden der Logopädie-Schule in Weingarten. Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern seien Schlusslicht bei der Versorgung mit Logopäden - ein großes Problem auch für die Patientinnen und Patienten. Sie kenne Praxen in Oberschwaben, so Meinel-Kathan, die rund 100 Patienten auf der Warteliste hätten. Die Logopädieschulen im Land müssten daher unbedingt erhalten bleiben, sonst verschärfe sich die Situation weiter. Für Weingarten laufe daher die Suche nach einem neuen Träger. Für ihn brauche es aber bessere Rahmenbedingungen.
Petition fordert bessere finanzielle Unterstützung
Denn die Gründe für die Schließungen von Logopädieschulen - wie in Freiburg und Weingarten - seien nachvollziehbar, sagt die angehende Logopädin. So drängten in Weingarten steigende Kosten und zu geringe staatliche Fördermittel das Diakonische Institut für Soziale Berufe dazu, die Schule im September 2026 zu schließen. Die Landesregierung, aber auch der Bund, müssten daher die Notbremse ziehen und die wenigen Ausbildungsstätten im Land besser unterstützen, fordern die Studierenden in einer Petition an den baden-württembergischen Landtag. Für sie kamen bislang über 2.000 Unterschriften zusammen.
Gebühren an privaten Schulen sollen weg
Mit solch einer besseren finanziellen Unterstützung müsse den Studierenden zufolge auch die Abschaffung von Schulgeldzahlungen verbunden sein. Während es sie an staatlichen Schulen nicht gebe, etwa an den Universitätskliniken Heidelberg, Tübingen und Ulm, seien Schulen in privater Trägerschaft dazu gezwungen, Schulgeld zu erheben. Dabei machten alle Auszubildenden das gleiche Staatsexamen und hätten dieselbe Verantwortung für die Patienten. Dies sei ungerecht, sagen die Studierenden in Weingarten.
Nicht nur Logopäden von Schulschließung betroffen
"Von der Schließung der Weingartner Schule des Diakonischen Instituts für Soziale Berufe sind im Übrigen nicht nur Studierende der Logopädie betroffen", erklärt Irene Meinel-Kathan. Denn das Diakonische Institut schließe in dem Gebäude auch seine beiden Fachschulen für Ergo- und Physiotherapie. Sie würden unter denselben Problemen leiden wie die Fachschule für Logopädie. Für Patienten bedeute das: Auch die ebenfalls langen Wartezeiten im Bereich der Ergo- und Physiotherapie könnten sich bei den Praxen und Anbietern in Oberschwaben weiter ausdehnen.