Bei Kindern in Baden-Württemberg nimmt laut einer Studie der Barmer die Häufigkeit von Sprachstörungen deutlich zu. Nach Angaben der Krankenkasse fällt es den sechs- bis zwölfjährigen Jungen und Mädchen schwer, Wörter und Sätze zu bilden und Gelesenes und Gehörtes zu verstehen. Ihnen fehlen demnach Wörter, sie können Sätze nicht korrekt formulieren und haben wenig Freude am Gespräch.
Beispiele seien Sätze wie "Das Haus bunt ist" oder dass Kinder Eddy statt Teddy sagten. Das Auslassen oder Tauschen von Lauten zählt ebenso dazu wie ein falscher Satzbau, ein nicht altersentsprechender Wortschatz, Stottern, Lispeln oder gar Verstummen.
Jungs häufiger von Sprachstörung betroffen
Die Barmer bezieht sich auf hochgerechnete Daten aus dem eigenen Kinderatlas der Kasse. Nach der Studie wiesen vor zwei Jahren rund 12,5 Prozent der untersuchten Kinder im Alter bis 15 Jahren ähnliche ärztlich dokumentierte Sprachdefizite auf. Das entspricht rund 203.600 Kindern. Jungen sind mit einem Anteil von fast 15 Prozent deutlich häufiger betroffen als Mädchen (10 Prozent). Auffallend ist der rasante Anstieg im Laufe der vergangenen zehn Jahre: Seit dem Jahr 2012 legte die Rate der betroffenen Jungen um 24,4 Prozent und die der Mädchen um 21 Prozent zu.
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Eltern sind nach Ansicht der Barmer verantwortlich
Die Verantwortung sieht die Krankenkasse vor allem bei den Eltern. "Sie spielen bei der sprachlichen Entwicklung ihrer Kinder eine entscheidende Rolle", sagt Winfried Plötze, der Barmer-Landesgeschäftsführer in Baden-Württemberg. Väter und Mütter müssten sich darüber im Klaren sein, dass sie Sprachvorbilder seien. Sie müssten aktiv unterstützen und viel mit ihren Kindern reden. Beim Sprechen sei es zudem wichtig, Blickkontakt zu den Kindern zu halten und das Sprechtempo und Sprachniveau dem Alter der Kleinen anzupassen, sagte Plötze.
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Smartphone können Ursache sein - aber auch helfen
Auch der Medienkonsum, das Nutzen von Mobiltelefonen oder Computerspielen gelten in der Wissenschaft als Grund für eine stockende Sprachentwicklung bei Kindern. Jungen und Mädchen sollten auch zu Hause regelmäßig üben, um ihre Aussprache zu verbessern. Sprachtherapie-Apps könnten den Kindern dabei helfen, auf spielerische Weise logopädische Übungen am Tablet, Smartphone oder Computer durchzuführen.
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Für die Studie hat die Barmer-Krankenversicherung die Daten ihrer Versicherten ausgewertet, standardisiert und basierend auf den Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in den Bundesländern nach Geschlecht und Ein-Jahres-Altersgruppen im jeweiligen Jahr hochgerechnet. Anfang Juli 2022 waren bei der Barmer in Baden-Württemberg nach eigenen Angaben mehr als 88.100 Kinder in der betreffenden Altersgruppe versichert.