Der Tsunami vor 20 Jahren tötete sieben Menschen aus Wangen im Allgäu

Eine ganze Stadt stand unter Schock

Stand
Autor/in
Wolfgang Wanner
SWR-Redakteur und Redaktionsleiter Wolfgang Wanner Autorin Bild

Ein Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 im Indischen Ozean kostete mehr als 220.000 Menschen das Leben. Sieben Menschen aus Wangen im Allgäu starben in den Flutwellen.

Als am zweiten Weihnachtstag des Jahres 2004 im Radio die ersten Nachrichten über ein Seebeben im Indischen Ozean zu hören waren, ahnten wohl nur wenige, was sich für ein katastrophales Naturereignis ereignet hatte. In den darauffolgenden Tagen stiegen die Zahlen der Todesopfer in unvorstellbare Höhen. Auch eine Familie aus Wangen im Allgäu (Kreis Ravensburg) wurde schwer getroffen.

Oberbürgermeister Michael Lang erinnert sich:

Schlimme Erinnerungen an die Tsunami-Nachrichten von damals

Michael Lang, Oberbürgermeister der Stadt Wangen im Allgäu, sitzt an seinem Schreibtisch im Rathaus. Er hat ein anstrengendes, mit der Landesgartenschau auch ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich. Lang hat also allen Grund, gut gelaunt zu sein. Ist er in der Regel auch. Wenn er in diesen Tagen aber darauf angesprochen wird, was damals 2004 passiert ist und wie eine Familie aus Wangen fast gänzlich ausgelöscht wurde, wird Michael Lang nachdenklich. Er sagt: "Die ganze Stadt war unter Schock".

Urlaubsreise in den Tod für Großfamilie aus Wangen

Eine zehnköpfige Großfamilie aus Wangen im Allgäu war zum Zeitpunkt des Bebens in Thailand, auf der Insel Phuket. Wenige Tage vor der Abreise waren eine Mutter und ihre Tochter noch in der Rorate-Andacht in der Stadtpfarrkirche St.Martin, erinnert sich Wilhelm Wahl. Er war damals der Stadtpfarrer in Wangen. Die Mutter habe ihm erzählt, wie sehr sie sich auf den Urlaub freue.

Auf große Reise machten sich Mutter und Vater, Oma und Opa, Onkel und Tante sowie drei Kinder. Pfarrer Wahl kannte die Familie, die Kinder seien Ministranten gewesen, er habe sie in der Schule in Religion unterrichtet.

Ein Beben löst einen Tsunami aus

Das Beben im Indischen Ozean ereignete sich am frühen Morgen des 26.Dezember (Ortszeit). Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hatte es die Magnitude neun. Es war bis dahin wohl das drittstärkste Beben, das jemals aufgezeichnet wurde. In der Folge entstanden Meter hohe Flutwellen. Diese brachen über die Küsten und Strände von Ländern wie Thailand, Indien, Malaysia, Indonesien und Sri Lanka herein. Und sie rissen die Menschen an den Stränden und in den Städten und Dörfern in den Tod.  

Phuket / Ludwigsburg

Ein Zufall rettete ihr und der Familie das Leben So überlebte Isolde Fries aus Ludwigsburg den Tsunami vor 20 Jahren

Am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 brach ein gewaltiger Tsunami über die Küsten des Indischen Ozeans. Isolde Fries aus Ludwigsburg machte da gerade Strandurlaub in Thailand.

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In den Wellen starben sieben Menschen aus Wangen

Auch in Deutschland wurde in den Tagen danach das Ausmaß der Katastrophe deutlich, auch aus der Region Bodensee-Oberschwaben stammten einige der Opfer. In Wangen wurde die quälende Befürchtung zur brutalen Gewissheit, dass eine Familie aus der Stadt Opfer des Tsunami wurde. Oberbürgermeister Michael Lang erinnert sich, dass lange Ungewissheit herrschte. Groß war die Betroffenheit, als klar wurde, dass von zehn Familienmitgliedern nur drei lebend zurück ins Allgäu kommen würden.

Viele in der Stadt kannten die Verunglückten

Viele in Wangen kannten die betroffene Familie. Ein getötetes Familienmitglied arbeitete in der Stadtverwaltung. "Wangen war getroffen", sagt Oberbürgermeister Lang. Ihn erreichten viele Anfragen von Presse und Medien. Doch die Familienangehörigen in Wangen wurden abgeschirmt. Pfarrer Wahl hatte Kontakt zur Familie, er sprach viel mit den Angehörigen. Das waren auch für ihn schwere Tage, "das hat mich damals sehr geschlaucht", meint er rückblickend.

Die Toten wurden in Wangen beerdigt

Wilhelm Wahl und ein Priesterkollege mussten aber auch die Beerdigung vorbereiten. Denn die Toten konnten in den darauffolgenden Tagen identifiziert und überführt werden. Für die Überlebenden und die Angehörigen in der Heimat seien die Ereignisse von damals bis heute ein Trauma, meint Michael Lang. Die Bürgerschaft habe mit der Beerdigung ein Stück weit dann abschließen können. Für ihn selbst waren die Stunden und Tage "mit die schwierigste Krise, die man als OB erleben kann", erzählt er.

Oberbürgermeister Michael Lang und Pfarrer Wilhelm Wahl berichten davon, dass in diesen Tagen die Erinnerungen an das Geschehene wieder hoch kommen. Vor allem, wenn im Fernsehen, im Radio oder in den Zeitungen aus Anlass des 20. Jahrestages der Tragödie daran erinnert wird. Bei dem Tsunami kamen nach Schätzungen von Behörden weit über 220.000 Menschen ums Leben.

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