Sobald es dunkel wird am 24. Dezember, ist es wieder so weit. Auf dem Marktplatz in Biberach werden Lebkuchen an die Kinder verteilt. Danach gehen alle Lichter aus, die Stadtkapelle stimmt Weihnachtslieder an und die versammelten Menschen singen mit. Das Christkind kann kommen.
Tausende warten gemeinsam aufs Christkind
Die Stadt erwartet wie jedes Jahr wieder viele Besucher. Meist sind es mehrere tausend Kinder und Erwachsene, die gebannt auf die Fassade des altehrwürdigen Patrizierhauses schauen. Von dort wird dann das Christkind heruntergelassen: Eine hell erleuchtete Figur, die das neugeborene Jesuskind darstellt. Begleitet vom bewundernden "Ah" und "Oh" der Zuschauer.
Wie alles begann: Biberacher Apotheker initiierte den Brauch
Vor 200 Jahren ließ ein Biberacher Apotheker an Heiligabend erstmals eine beleuchtete Krippe mit dem Jesuskind an der Fassade seines Hauses herunter. Anschließend ließ er Lebkuchen und Geschenke an arme Kinder verteilten, so überliefert es die Chronik im Biberacher Stadtarchiv. Aus der weihnachtlichen Spendenaktion des Apothekers wurde über die Jahrzehnte und Jahrhunderte ein Brauch, der sich bis heute erhalten hat und beliebter ist denn je.
"Christkindle ralasse": Für Biberacher mehr als nur eine Vorführung
Aus dem Körbchen mit der Jesusfigur von damals ist seit 1960 eine rund eineinhalb Meter große Glaskonstruktion geworden, mit elektrischer Beleuchtung und dem stolzen Gewicht von 50 Kilogramm. So können auch die Besucher aus den letzten Reihen des dicht gefüllten Rathausplatzes das "Christkindle" sehen.
Wer einmal dabei war, weiß, dass das "Christkindle ralasse" für die Biberacher mehr als nur eine Vorführung ist. Für Jung und Alt aus Biberach und Umgebung gehört es ebenso zu Heiligabend wie der Weihnachtsbaum und die anschließende Bescherung im Familienkreis.
Höhere Sicherheitsvorkehrungen in Biberach
Nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hat die Stadt Biberach die Sicherheitsvorkehrungen an Heiligabend beim "Christkindle ralasse" nochmals verschärft. Jeglicher Zugang zum Marktplatz werde entsprechend abgesichert, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung, nähere Details nannte sie nicht.