25 Jahre ist es her, dass Orkan Lothar in Süddeutschland gewütet hat. Auch am Bodensee hat er für viele umgeknickte Bäume und Schäden an Gebäuden und Straßen gesorgt. Prof. Dr. Gunter Schöbel vom Pfahlbauten-Museum in Uhldingen-Mühlhofen (Bodenseekreis) erinnert sich noch genau an diesen Tag. "Wir waren damals auf der Autobahn unterwegs, wie man das an Weihnachten so macht, von der einen Oma in der Nähe von Stuttgart zur anderen im Schwarzwald", so Schöbel. Doch bereits auf der Höhe von Böblingen habe er gemerkt, dass es gefährlich werde: "Überall lagen Schilder herum, die's herausgerissen hatte. Bei Rottweil hat's dann die Fichten einfach weggerissen. Da wurde es wirklich ernst".
Pfahlbauten nur leicht getroffen
An einen Besuch im Schwarzwald war nicht mehr zu denken - viel zu gefährlich wäre die Fahrt gewesen. "Wir sind dann an den Bodensee, weil wir Angst hatten, dass es unsere Pfahlbauten zerstört haben könnte", so Schöbel. Doch die Schäden an den Häusern des Freilichtmuseums waren gering. "Nur eines sah ziemlich zerzupft aus. Das hatte den halben Dachfürst abgedeckt", erinnert sich Schöbel.
Als Lehre aus dem Orkan wurden im Pfahlbauten-Museum an den Häusern der Außenanlage die Dachkonstruktionen verstärkt. Das habe sich seither auch bei anderen Stürmen bewährt, so Schöbel.
Feuerwehr im Dauereinsatz
Sigfried Amann war gerade beim großen Festtagsessen, als er alarmiert wurde. Der Feuerwehrmann verbrachte den ganzen Rest des Tages im Einsatz auf seinem Rüstwagen. Zusammen mit zwei Feuerwehrkameraden sicherte er zunächst die Markdorfer Innenstadt. "Da lagen teilweise Dachplatten auf der Straße, umgeworfene Müllcontainer oder Zäune. Die haben wir weggeräumt, um die Straßen sicherer zu machen", erinnert sich Amann.
Dann wurde Siegfried Amann zur Bundesstraße Richtung Meersburg gerufen. "Da lagen extrem viele Bäume auf der Straße quer. Wir haben dann die Bäume mit einer Seilwinde von der Straße gezogen, um die Fahrbahn wieder frei zu bekommen." Da habe es ausgesehen, als sei der ganze Wald auf der Straße, so Amann 25 Jahre später.
Bis spät in den Abend dauerte sein Einsatz. "Den zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir dann später mit Oma und Opa nochmal nachgefeiert", so Sigfried Amann.
Drei große Schneisen im Wald im Bodenseekreis
Förster Martin Roth erinnert sich ebenfalls noch gut an den Orkan Lothar. Er war als junger Mann gerade das zweite Dienstjahr in Meersburg, seiner ersten Försterstelle. Dann kam Lothar. Der Orkan fegte über die Meersburger Wälder hinweg und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. "Es waren drei große Spuren, die Lothar gezogen hatte. Die waren zwischen hundert und dreihundert Meter breit. Eine davon hat bei Meersburg am Bodensee angefangen und ging dann bis zum Gehrenberg bei Markdorf", erinnert sich Martin Roth.
Aufräumarbeiten nach dem Orkan dauerten Monate
Bis zum Mai war Martin Roth mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Danach ging es daran, die Schäden im Wald zu ersetzen. "Die Stadt Meersburg war damals sehr großzügig", erinnert sich der Förster. Martin Roth und seine Mitarbeiter forsteten den Wald wieder auf: "Ich hab das auch als Chance gesehen, einen besseren Mischwald hinzubekommen." Er pflanzte Lärche, Douglasie oder Fichte, sowie Eiche, Esskastanie oder Walnussbäume.
Der Schaden durch Orkan Lothar war enorm. Nicht nur finanziell, sondern auch für die Natur. "Da verschwindet ein Biotop, da wird das Waldinnenklima geschädigt, da gibt es einen Bruch in der Kontinuität, wie Wälder sich entwickeln", so Martin Roth.
Heute, 25 Jahre später, kann man die Schneise bei genauem Hinsehen immer noch sehen. Denn die neu gewachsenen Bäume sind im Vergleich zu den großen Nachbarn immer noch deutlich schmächtiger. Trotzdem ist Roth zufrieden, wie sein Wald sich entwickelt.
Wald war lange noch gesperrt
Die Wälder waren für die Öffentlichkeit nach Lothar noch lange gesperrt. Zu gefährlich war es, den Wald zu betreten. Denn weil Bäume umstürzen konnten, drohte Lebensgefahr. Mit großen Maschinen wurden die Waldwege dann Schritt für Schritt freigeräumt. Für den Förster bedeutete das, Stress pur. "Ich habe da hunderte von Überstunden angesammelt", so Roth.