Nach mehr als 100 Jahren ist Schluss

Katholischer Frauenbund löst sich in Bad Waldsee auf

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Moritz Kluthe
SWR-Redakteur Moritz Kluthe Autor Bild

Nach 106 Jahren gibt es in Bad Waldsee keinen Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) mehr. Die Mitglieder haben vergangene Woche ihre Auflösung beschlossen.

In Bad Waldsee im Kreis Ravensburg geht eine Ära zu Ende. In der vergangenen Woche hat eine Mehrheit der Mitglieder des örtlichen Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbundes beschlossen, sich bis Ende des Jahres aufzulösen. Grund war, dass sich zuletzt nicht mehr genug Frauen für Vorstandsposten gefunden haben. Über 100 Jahre hat sich der Zweigverein in der Gesellschaft ehrenamtlich engagiert.

Der Zweigverein wurde 1917 von Sidonia, Fürstin von Waldburg-Wolfegg gegründet. Damals hatte der Verein über 240 Mitglieder. Zuletzt waren es etwas über 70. Sie haben nun ihre Auflösung beschlossen. Die Auflösung fiel Gaby Merk, letzte Vorsitzende des Zweigvereins, nicht leicht.

Mir blutet das Herz. Für mich ist der katholische Frauenbund ein wesentlicher Bestandteil der Frauenarbeit.

Bürokratie und katholische Kirche schrecken junge Frauen ab

Es sei mittlerweile schwer, junge Frauen für die Vorstandsarbeit zu gewinnen, sagt Merk. Einmal, weil die Bürokratie immer mehr zunehme, zum anderen, weil die modernen Frauen von heute Probleme mit der katholischen Kirche hätten, obwohl das Interesse für Spiritualität da sei.

Im Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbundes ging es vor allem darum, Spenden zu sammeln. In den Anfangsjahren wurden Basare organisiert, später gab es Kaffeekränzchen. Das eingenommene Geld ging unter anderem an den örtlichen Kinderschutzbund, das Frauenhaus in Ravensburg und das Kinderhospiz in Bad Grönenbach. Aber in die Missionen, zum Beispiel nach Brasilien oder Ghana.

Frauenfastnacht: Katholischer Fraunenbund Bad Waldsee
Der Fasnetsball war einer der Höhepunkte des Jahres. Hier waren die Frauen unter sich. Bild in Detailansicht öffnen

Im Zweigverein ist es laut Merk auch um politische Ziele gegangen. Der Kampf für die Mütterrente, gegen Zwangsprostitution und für fairen Handel. Gaby Merk engagiert sich auch bei Maria 2.0, der Bewegung, die sich für mehr Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche einsetzt. Doch davon waren nicht alle Frauen im Zweigverein überzeugt.

Unsere älteren Damen, die stehen hinter diesen Sachen. Aber wir haben auch Gegenströmungen, die uns das alles ankreiden oder ausgetreten sind.

Am Anfang hatte Adel und Oberschicht das Sagen

Vor mehr als 100 Jahren in der Gründungsphase war die Rolle der Frau noch etwas anders. Im Zweigverein machten Frauen aus der Oberschicht mit, die Spenden für Arme sammeln wollten. Nach der ersten Vorsitzenden, Sidonia, Fürstin von Waldburg-Wolfegg, engagierte sich auch ihre Schwiegertochter Adelheid in Bad Waldsee. Sie wurde später Diözesan-Vorsitzende, also zuständig für den Frauenbund im ganzen Bistum Rottenburg-Stuttgart. Auch andere Frauen aus dem Bad Waldseer Zweigverein schafften es in hohe Ämter, sogar auf Bundesebene. Doch vor Ort haben sie auch einiges bewegt. Die erste Gemeinderätin kam aus dem Zweigverein. Jetzt sei eine aus ihren Reihen im Gemeinderat vertreten, so Merk.

Die Frauen mischten lange Zeit auch bei der Bad Waldseer Fasnet mit. Bei den Fasnetsbällen seien sie unter sich gewesen und hätten viel Spaß gehabt, heißt es im Zweigverein. Die einzigen Männer seien die jeweiligen Gemeindepfarrer gewesen.

Mitgliederschwund nicht nur in Bad Waldsee

Der Bad Waldseer Zweigverein ist nicht der einzige in der Region, der sich auflöst. Im benachbarten Bad Wurzach sei zum Jahresende Schluss, sagt Merk. Auch gebe es einen Mitgliederschwund im Bundesverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes.

Wir gehen davon aus, dass mindestens 200 Frauen austreten. Das ist nicht nur in Bad Waldsee ein kleiner Schwund. Das zieht sich durch, bis auf Bundesebene.

Sie und viele der bisherigen Mitglieder des Zweigvereins wollen sich weiter in der Gemeindearbeit engagieren. Auch im Bundesverband wollen einige von ihnen als Einzelmitglied bleiben.

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