Ein Fischer auf dem Bodensee. Er holt im Sonnenaufgang seine Netze ein.

Immer weniger andere Fische im Netz

Bodenseefischer wollen Stichlinge fangen und verwerten

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Karin Wehrheim
SWR-Redakteurin Karin Wehrheim Autorin Bild

Die Berufsfischer am Bodensee haben begonnen, gegen den seit Jahren überhand nehmenden Stichling vorzugehen. Gleichzeitig gingen ihre Fangerträge an anderen Bodenseefischen weiter zurück.

Die 61 Berufsfischer am Bodensee haben mit Aktionen gegen den seit Jahren überhand nehmenden Stichling begonnen. So fangen seit dem Frühjahr Schweizer Bodenseefischer Stichlinge mit Reusen nahe des Ufers, teilte die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) mit. Es sei ein Pilotprojekt, um zu testen, wie Stichlinge gefangen und verwertet werden können. Im Herbst sollen die kleinen Fische am bayerischen Bodensee versuchsweise mit einem Schleppnetz im tiefen Wasser gefangen werden.

Laut Fischereiforschungsstelle Langenargen (Bodenseekreis) machen Stichlinge zahlenmäßig mittlerweile 96 Prozent der Fische im Bodensee aus. Im Herbst soll es wieder eine Fischinventur geben, wie bereits 2014 und 2019. Das sei wichtig, da sich das Seeökosystem auf Grund der invasiven Arten Quaggamuschel und Stichling sowie des Klimawandels rasch verändere, so die IBKF.

Fangerträge der Bodenseefischer sinken weiter

Im vergangenen Jahr fingen die Berufsfischer am Bodensee nur 133 Tonnen Fisch, das sei deutlich weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre, der lag laut IBKF bei 318 Tonnen. Die anteilsmässig wichtigste Fischart war der Barsch mit 38 Tonnen, gefolgt vom Hecht mit 16 Tonnen. Der Felchenfang belief sich auf zehn Tonnen und lag damit deutlich unter dem Mittel der letzten fünf Jahre von 100 Tonnen.

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Seit Jahresbeginn 2024 gilt ein dreijähriges Fangverbot für Felchen. Berufs- und Angelfischer setzten die fischereilichen Schonbestimmungen für den einstigen "Brotfisch" der Bodenseefischer vorbildlich um, so die IBKF. Außerdem sei Felchenlaich im Frühjahr länger in den Fischbrutanstalten aufgezogen worden. Es wurden größere Jungfische als bisher ausgesetzt. Dadurch sollen die jungen Felchen besser vor Stichlingsfraß geschützt sein. Diese neue Vorgehensweise werde fortgeführt und evaluiert.

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Bereits vor einem Jahr hatte die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei die Situation der Felchen im Bodensee als besorgniserregend eingestuft. Neben den eingebrochenen Erträgen der Fischerei zeigten auch andere Indikatoren, dass im Bodensee immer weniger Felchen vorhanden sind. Insbesondere fehlten junge nachwachsende Felchen und es mangele ihnen an Nahrung. Die Ursachen dafür sieht die IBKF in der Ausbreitung der invasiven gebietsfremden Arten Stichling und Quaggamuschel sowie im Klimawandel.

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