Busse und Bahnen bleiben in den Depots, Flugzeuge am Boden: Die angekündigten Streiks der Beschäftigten im öffentlichen Dienst und der Bahnunternehmen drohen den Verkehr in Deutschland lahmzulegen. Worauf müssen sich die Menschen in Baden-Württemberg einstellen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
- Welche Verkehrsmittel fallen aus?
- Wann beginnt der Streik und wie lange dauert er?
- Wie komme ich noch von A nach B?
- Was ist mit der Schule?
- Muss ich arbeiten gehen?
- Habe ich Anspruch, entschädigt zu werden?
- Warum streiken Beschäftigte überhaupt?
Welche Verkehrsmittel fallen aus?
Die ICEs werden am Montag stillstehen. Der Fernverkehr auf der Schiene fällt aus. Einen Notfahrplan hat die Deutsche Bahn nicht vorgesehen. Genauso wird der Regional- und S-Bahn-Verkehr betroffen sein.
Bestreikt wird auch der kommunale Nahverkehr in Stuttgart, Esslingen, Karlsruhe, Baden-Baden, Ulm, Freiburg, Heilbronn und in der Region Rhein-Neckar. Konstanz soll laut der Gewerkschaft ver.di nicht betroffen sein.
Außerdem beeinträchtigen die Streiks den Flugverkehr. Am Stuttgarter Flughafen legen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes als auch der Bodenverkehrsdienste und des Sicherheitspersonals die Arbeit nieder. In Frankfurt findet kein regulärer Flugbetrieb statt, auch der Flughafen München setzt für Sonntag und Montag den Flugbetrieb aus.
Wann beginnt der Streik und wie lange dauert er?
In der Nacht auf Montag um 00.00 Uhr sollen die Arbeitsniederlegungen losgehen und dann 24 Stunden dauern. Weil viele Menschen auf den Sonntag als Reisetag ausweichen, können dann schon Auswirkungen zu spüren sein. Auch am Dienstag kann es noch Beeinträchtigungen geben.
Manche Menschen in Baden-Württemberg steigen auf das Auto um, manche fahren mit Kollegen - und manche wissen nicht weiter, wie eine SWR-Umfrage zeigt.
Wie komme ich noch von A nach B?
Viele Menschen werden auf das Auto umsteigen, deshalb wird es auf den Straßen voll werden. Man muss sich also auf Staus und Umleitungen einstellen. Es stand auch mal im Raum, dass Tunnel gesperrt werden, wenn das Personal streiken sollte, das sie überwacht. Doch die zuständige Autobahngesellschaft hat Notdienstvereinbarungen geschlossen und die Befürchtungen zurückgewiesen.
Service Aktuelle Verkehrsmeldungen
Infos zu Staus, Unfällen, Baustellen und Sperrungen auf Autobahnen und Bundesstraßen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz direkt aus der Verkehrsredaktion des SWR.
Vereinzelt fahren noch regionale Busunternehmen, wie etwa der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) informiert. Demnach seien die regionalen Busunternehmen (zum Beispiel Schlienz, OVR, Pflieger, LVL, FMO, GRO…) nicht von den Warnstreiks betroffen. Auch die Schnellbusse, unter anderem X10 (Kirchheim/Teck-Stuttgart Flughafen/Messe), X20 (Waiblingen-Esslingen) und X60 (Leonberg-Stuttgart Flughafen/Messe), sollen planmäßig fahren. In der Nacht auf Montag fahren die Nachtbusse regulär bis 3 Uhr, heißt es beim VVS. Gleiches gilt für die SSB-Flex-Fahrzeuge, auch sie fahren den Angaben nach nur bis Montag 3 Uhr in der Früh.
Massive Verkehrseinschränkungen Das war der Streik-Montag in BW
Am Montag hat ein gemeinsamer Warnstreik von ver.di und EVG deutschlandweit große Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Informationen dazu gibt es hier.
Wer größere Strecken fahren muss, kann auf die Fernbusse von Flixbus zurückgreifen. Das Unternehmen hat dem SWR bestätigt, dass sie am Montag deutlich mehr Busse auf den wichtigen Strecken einsetzen werden. Wichtig ist nur, sich rechtzeitig ein Ticket zu sichern.
Taxis sind eine Option, doch auch die sind stark nachgefragt. Laut Bundesverband der Taxiunternehmen bereiten sie sich auf den Montag vor, indem sie zusätzlich Studierende und Rentner akquirieren. Das soll auch in den letzten Jahren gut geklappt haben. Die Taxizentralen berichten von vielen Vorbestellungen für Montag. Die Taxizentrale Stuttgart hat 700 Fahrzeuge im Einsatz. Krankenfahrten werden priorisiert und Fahrerinnen und Fahrer planen mehr Zeit wegen möglicher Staus ein. Am besten sollte man Taxis vorbestellen.
Alternativen sind Portale für Mitfahrgelegenheiten wie "blablacar" oder fahrgemeinschaft.de. Der VVS empfiehlt die Mitfahrzentralen "Mifaz" und "MatchRiderGo". Oder man spricht sich mit Kolleginnen und Kollegen oder Mitschülerinnen und Mitschülern ab und gründet selbst eine Fahrgemeinschaft.
Was ist mit der Schule?
Der Unterricht findet statt. Wenn aber Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule kommen, weil Bus und Bahn nicht fahren und sie auch sonst keine Fahrtmöglichkeit sehen, dürfen sie dem Präsenzunterricht fernbleiben, wie das Kultusministerium des Landes informiert. Die Eltern müssen die Schule aber über die üblichen Wege umgehend informieren. Manche Schulen bieten Fernunterricht an, wie es ihn während der Pandemie gegeben hat.
Muss ich arbeiten gehen?
Ja! Beschäftigte tragen laut Gesetz das Wegerisiko. Die Streiks sind kein unvorhersehbares Ereignis, deshalb müssen sich die Menschen um Alternativen bemühen und pünktlich erscheinen. Wer auf Grund eines Streiks zu spät auf der Arbeit ankommt, der wird für die Zeit, in der er nicht arbeitet, auch nicht bezahlt. Unentschuldigt sollten Beschäftigte auf keinen Fall fehlen oder zu spät kommen, sonst könnte eine Abmahnung drohen. Wer dem Streik aus dem Weg gehen will, könnte unbezahlten Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen.
Habe ich Anspruch, entschädigt zu werden?
Wer bereits ein Ticket bei der Bahn gebucht hat, hat ein Recht auf Entschädigung. Dafür gibt es Formulare, die bei der Deutschen Bahn oder privaten Eisenbahnunternehmen heruntergeladen werden können. Entschädigungen können aber auch online beantragt werden - etwa über die Bahn-App "DB Navigator".
Verhältnismäßig großzügig ist die Deutsche Bahn bei der Zugbindung. Das bedeutet, wer nicht stornieren will, kann flexibel bis zum 4. April an einem anderen Tag fahren. Diese Regelung gilt übrigens für alle Fahrkarten, die bis einschließlich 23. März gekauft wurden.
Warum streiken Beschäftigte überhaupt?
Die Gewerkschaften ver.di und die Bahngewerkschaft EVG haben zum Streik aufgerufen, weil sich in den laufenden Tarifverhandlungen ihrer Ansicht nach zu wenig bewegt. Für ver.di beginnt am Montag die nächste Verhandlungsrunde, sie fordert 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn für Beschäftigte bei Bund und Kommunen. Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn für Mitarbeitende von Bahnunternehmen. Dass die Gewerkschaften gemeinsam dazu aufrufen, die Arbeit niederzulegen, ist beispiellos und wird von den Arbeitgeberverbänden scharf kritisiert. Hier erzählt eine Straßenbahnfahrerin aus Karlsruhe, warum sie streikt.