Warnstreiks am Montag in ganz Deutschland

"Darum streike ich!" Eine Karlsruher Straßenbahnfahrerin berichtet

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Autor/in
Matthias Stauss
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Sie liebt ihren Job und ist trotzdem unzufrieden - Beate Johnson ist Straßenbahnfahrerin in Karlsruhe und erzählt, warum der Streik am Montag für ihre Kollegen und sie so wichtig ist.

Konzentriert fährt Beate Johnson die Straßenbahn durch die Karlsruher Oststadt. Sie sitzt in blauer Uniform auf dem Fahrersitz und bedient gekonnt den Hebel, um die Geschwindigkeit zu steuern. Straßenbahnfahren - das ist ihre Leidenschaft, sagt sie und das spürt man auch. "Unsere Muttis mit den Kindern zu den Kindergärten zu bringen, unsere Berufstätigen von A nach B zu bringen und damit einfach ein Teil von Karlsruhe zu sein", all das mache den Job für sie so schön.

Karlsruhe soll beim Streik zusehen am Montag

Und trotzdem ist Beate Johnson unzufrieden. Sie will beim bundesweiten Warnstreik am Montag auf die Straße gehen und die Straßenbahn für einen Tag stehen lassen. Um 10 Uhr ist eine Kundgebung auf dem Karlsruher Marktplatz geplant. Pendlerinnen und Pendler müssen in Karlsruhe, Baden-Baden und anderen Städten mit zahlreichen Zugausfällen und Verkehrsbehinderungen rechnen.

"Ich gehe mit der Hoffnung auf den Streik, dass sich endlich etwas ändert für uns."

Der Beruf der Straßenbahnfahrerin oder des Straßenbahnfahrers müsse wieder attraktiver werden, findet Johnson. Das könne man aber nur erreichen, wenn der Job entsprechend bezahlt werde. Sie hofft, dass dann wieder mehr Menschen sich für den Beruf interessieren und das Team bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe entlasten kann.

Alleinerziehende Mutter mit Berufswechsel

10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr Gehalt im Monat. Das fordert die Gewerkschaft ver.di seit Wochen für die Angestellten im Öffentlichen Dienst. Beate Johnson steht da voll dahinter. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Bis vor zwei Jahren hat sie im Einzelhandel gearbeitet, dann hat sie umgeschult. Auch weil sie als Straßenbahnfahrerin mehr Geld verdient. Die Inflation hat ihr aber jetzt eine Strich durch die Rechnung gemacht.

"Durch die Inflation wurde mir der Teil, den ich mehr hatte durch den Berufswechsel wieder genommen."

Größere Anschaffungen wie ein Auto oder ein gemeinsamer Urlaub mit den Kindern sind gerade einfach nicht drin. Auch viele andere Kolleginnen und Kollegen spüren das. Thorsten Dossow ist Bezirksgeschäftsführer bei der Gewerkschaft ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald und will deswegen Druck auf die Politik machen.

"Ohne den Verkehr steht in diesem Land einfach alles still."

Hoffnung auf Verständnis bei Pendlerinnen und Pendlern

Es gibt aber auch Kritik an dem Großstreik. Laut Steffen Kampeter vom Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände nehmen die Gewerkschaften damit nicht nur die Arbeitgeber, sondern das ganze Land in Geiselhaft für ihre Forderungen. Das sieht Beate Johnson anders. Sie hofft auf Verständnis bei den Pendlerinnen und Pendlern.

"Natürlich kann ich auch die Bevölkerung verstehen und die Leute, die Bahn fahren."

Ihre Kollegen und sie seien auch Teil der Gesellschaft. "Wir brauchen diesen Inflationsausgleich wie andere Berufsfelder auch."

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